Smart von Anfang an
20.09.2024 - Healthcare-Immobilien nachhaltig und wirtschaftlich
Innenarchitektur ist schön – aber hoffentlich nicht nur das, denn sonst verfehlt sie – zumindest im Gesundheitswesen – ihren Zweck. Hier geht es ums pralle Leben einer bunt gemischten Zielgruppe: Leidende Patienten, engagiertes Personal, wirtschaftlich denkenden Betreiber und zuweilen fröhliche Angehörige mit Blumenstrauß… Ein Beitrag der Innenarchitekten Sylvia Leydecker von 100% interior.
Um Menschen emotional aufzufangen, braucht es nicht nur Schönheit und Wohlfühlatmosphäre, sondern auch Funktionalität, die Prozesse erleichtert und wirtschaftlich optimiert. Dabei ist Aufenthaltsqualität gefragt, und ein Umfeld zu vermeiden, das nur für einen Zwangsaufenthalt taugt. Denn in einem solchen Umfeld gesundet es sich nicht wirklich gut – und ein attraktiver Arbeitsplatz sieht anders aus. Verweildauer der Patienten und Personalmangel sind wirtschaftliche Gründe, sich über die innenarchitektonische Qualität Gedanken zu machen.
Schönheit ist Teil der Funktionalität, weil Räume für Menschen gemacht sind und mit Emotionen verbunden sind. Deshalb unterstützen sie den Heilungsprozess, die Pflege und die Arbeit der rund um die Uhr hier tätigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Fundament eines guten Entwurfs ist die Wirtschaftlichkeit, die ihrerseits die Aufenthaltsqualität keineswegs ausschließt. Vom Neubau über den anpassungsbedürftigen Bestand - überall braucht es das passende Paket mit seiner jeweils angemessenen Lösung.
Gründliche Planung
Bei meinen eigenen Projekten kläre ich daher direkt am Anfang Zielsetzung und konkrete Rahmenbedingungen. Je gründlicher dies geschieht, desto besser und präziser fällt das Endergebnis aus. Es bringt allerdings nichts, sich in Perfektion zu verbeißen, denn diese Energie entsteht mit der Zeit und profitiert von Erfahrung. Die Energie entsteht mit der Zeit im Verlauf des Projekts.
Konkrete Komfortmerkmale sind relativ leicht in einer Liste zu erfassen. Demgegenüber lassen sich weiche Faktoren wie Atmosphäre, „Look & Feel“, und auch Nachhaltigkeit innenarchitektonisch erst im komplexen Zusammenspiel und Miteinander von Licht, Farben, Formen, Texturen, Blickachsen, Bewegungsräumen usw. füllen. Alle diese Kriterien beeinflussen nämlich die emotionale Wahrnehmung. Das gestalterische Gesamtkonzept ist also wesentlich für Funktionalität sowohl auf rationaler und emotionaler Ebene, was Untersuchungen zum Evidence Based Design (EBD) und Healing Environments zeigen.
Nachhaltigkeit betrifft nicht nur Betrieb und Unterhalt, sondern zunehmend auch das, was nach der Nutzung passiert. Hier gilt es, von Anfang an kluge Überlegungen anzustellen, was wann in Angriff genommen wird und wo investiert wird, um zukunftsfähige Räume zu erschaffen. Regularien, die auch die Finanzierung umfassen, Zertifizierungen, etc. sind hier zu beachten. Das Bauen wird in Zukunft kaum billiger werden – und der „Gebäudetyp E“, der einfaches und experimentelles Bauen ermöglichen soll, muss sich noch beweisen. Daher braucht es sowohl nachhaltige Lösungen, die wirtschaftlich tragfähig sind und auch bezahlbar. Innovationen und Investitionen sind nötig für nachhaltige und gute Konzepte, gestalterische Ideen, die dafür sorgen, zukunftsfähig zu sein.
Umweltfreundlich im Bestand
Lösungen im Bestand beschränken sich häufig auf modernisierende Updates, die die Zeit bis zur anstehenden Sanierung überbrücken sollen. Bis dahin bleibt der wesentliche Teil des Bestands erhalten und wird integriert – das ist umweltfreundlich und spart bis dahin auch finanzielle Ressourcen.
Vom innenarchitektonischen Entwurf her betrachtet, bedeutet es mehr Aufwand, den Bestand bestmöglich und nahtlos zu integrieren, statt als Ausgangspunkt eine rechteckige Kiste vorzufinden. Im Bestand gilt es, vorhandene Pläne und Materialien zu ermitteln, wie z.B. den Bodenbelag. Der ursprünglich verwendete wird zwar oftmals nicht mehr produziert, ist aber wesentlich für die Gestaltung. Das Miteinander von Wiederverwertung von Ressourcen und neu eingefügten Elementen ist eine effektive Art der Nachhaltigkeit, bedarf aber auch gestalterischen Könnens.
Seit langem werden innovative, ressourceneffiziente Produkte produziert. Oft haben sie aber einen schweren Markteintritt hinter sich und kommen erst jetzt in der Breite an. Ökologie und Ökonomie zu verbinden, ist der Grund, aus dem heraus letztlich viele innovative Lösungen aus der Industrie entstanden sind. Heute haben sie die Kinderkrankheiten überwunden und sind im Markt etabliert. Dennoch sind Innovationen insgesamt viel zu selten, weil risikoreich – diese sind aber, abseits Greenwashing, nötig.“
Der Wert durchdachter Innenarchitektur
Eine durchdachte Innenarchitektur kann viel bewegen. Sie kann Aufenthaltsqualität für alle herstellen – und dabei wirtschaftlich, nachhaltig, energieeffizient und in jeder Hinsicht zukunftsfähig sein. Hitzeschutz in der Innenarchitektur beispielsweise reduziert den Energieverbrauch – und attraktive Arbeitsplätze können den Personalnotstand entschärfen helfen. Gute Innenarchitektur ist in der Lage, die räumliche Situation zu verbessern, Bestand durch Wiederverwertung von Ressourcen zu integrieren. Statt Abrissbirne und Sondermüll, in Zukunft lieber Urban Mining, flexibles Reuse und Recycling.
Wie im Neubau Überraschungen auftauchen können – etwa eine entdeckte Fliegerbombe oder archäologische Funde – so auch im Bestand. Neubau und Bauen im Bestand halten immer Abenteuer bereit. Auch in der Krankenhaus- und Pflegelandschaft wünscht man sich Planungssicherheit, und glücklicherweise findet sich immer eine innenarchitektonische Lösung zur Veränderung.
Der Kern des Healthcare-Daseins ist gesellschaftliche Verantwortung. Im Mittelpunkt steht der kranke Mensch mit seinem Bedürfnis nach Sicherheit, Vertrauen und Zuwendung, für den die Innenarchitektur die schützende Hülle bildet. Innenarchitektur im Gesundheitswesen geht, zumindest wenn sie gut gemacht ist, über die bloße Optik und Schönheit deutlich hinaus und muss vom Ende her gedacht werden. Räumliche Nachhaltigkeit geht als Gestaltungskonzept mit angenehmer Aufenthaltsqualität und Wirtschaftlichkeit Hand in Hand und ist damit zukunftsfähig. Diese Balance passt perfekt in unsere Zeit und prägt zukunftsfähige Innenräume.
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