Aus den Kliniken

Solomiya: Ein Jahr Unterstützung der psychosozialen Versorgung in der Ukraine

31.05.2023 - Die Charité – Universitätsmedizin Berlin koordiniert das Netzwerk Solomiya zur psychosozialen Unterstützung der Menschen in der Ukraine. Gestartet ist Solomiya – ukrainisch für Frieden – im letzten Frühjahr und bringt Kliniken in Deutschland und der Ukraine partnerschaftlich zusammen.

Ziel ist es weiterhin, die Bereiche psychische Gesundheit, Notfallversorgung und Traumatologie zu stärken sowie mit dringend benötigten Medikamenten zu unterstützen. Das Projekt wird mit 6,2 Millionen Euro vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) gefördert und von der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) umgesetzt.

Vor einem Jahr hat ein Team um Dr. Solveig Kemna, Dr. Valentyna Mazhbits und Prof. Dr. Malek Bajbouj entschieden, die Menschen in der Ukraine mit einem Netzwerk zu mentaler Gesundheit zu unterstützen. Für die Kolleg*innen von der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie am Campus Benjamin Franklin war unverkennbar, dass der Krieg die medizinische Grundversorgung stark beeinträchtigen und psychologische Hilfe noch wichtiger wird. Durch Ungewissheit in Krisensituationen und Sorgen um die Familie nehmen psychische Erkrankungen, wie beispielsweise Angststörungen, Depressionen und Psychosen, häufig weiter zu. Von dem geplanten dynamischen und bedarfsgerechten Netzwerk sollen sowohl Patient*innen als auch Gesundheitsfachkräfte profitieren.

Zunächst kooperierte die Charité mit sechs Institutionen von Lviv über Kiew bis Charkiw. Die Zusammenarbeit erfolgt sowohl virtuell als auch in Präsenz. Das zwölfköpfige Charité-Team sorgt dafür, dass notwendige Medikamente und medizinische Hilfsmittel dorthin kommen, wo sie gebraucht werden. Darüber hinaus haben die deutsch-ukrainischen Klinikpartner die Behandlung von Patient*innen mit psychiatrischen Erkrankungen noch einmal auf notfallmedizinische und traumatologische Fälle ausgeweitet. Mittlerweile engagieren sich im Projekt S Solomiya 34 Institutionen in Deutschland und der Ukraine.

In rund einem Jahr konnten über das Netzwerk Medikamente und medizinische Hilfsgüter geliefert und damit seit Mai 2022 mehr als 20.000 Patient*innen versorgt werden. Über Online-Workshops und Apps wurde den Kolleg*innen Wissen zur psychologischen Ersthilfe, der Betreuung von Personal, zur Burnout-Prävention, zu Resilienztrainings von Gesundheitspersonal sowie der psychischen Gesundheit von Müttern weitergegeben. Zudem wurden eine Online-Sprechstunde etabliert und digitale Infrastruktur geschaffen; hierzu gehört u.a. der Chatbot „Friend“, der bisher mehr als 100.000 Nutzer*innen unterstützen konnte. Darüber hinaus entwickelt das Team spezifische Trainings für Führungskräfte im ukrainischen Gesundheitswesen und Apps für Patient*innen mit chronischen Stress- und Schlafstörungen.

Prof. Bajbouj betont: „Menschen in Kriegsgebieten und auf der Flucht sind in einer psychischen Ausnahmesituation, sie sind äußerst gestresst und viele von ihnen sind traumatisiert. Wir helfen den Betroffenen, diese Situationen besser verarbeiten zu können und haben unter anderem eine telemedizinische Beratungsplattform gestartet, führen Trainings durch, haben Handbücher für Erste-Hilfe-Maßnahmen erstellt und entwickeln weitere digitale Unterstützungsangebote.“ 

Solomiya

Solomiya ist ein großes, deutsch-ukrainisches Netzwerk, das anfänglich als Partnerschaft zwischen der Charité, dem Ministerium für Gesundheit der Ukraine, dem Ministerium für Veteranenangelegenheiten der Ukraine, der Bogomolez Nationalen Medizinischen Universität, der Charkiw Nationalen Medizinischen Universität, dem Institut für psychische Gesundheit der Katholischen Universität Lviv und dem ukrainischen Institut für kognitive Verhaltenstherapie Lviv gestartet ist. Das Netzwerk entwickelt sich kontinuierlich und umfassend anhand der aktuellen Bedarfe in der Ukraine weiter. Die Klinikpartner arbeiten in den Bereichen psychische Gesundheit, Traumatologie und Notfallmedizin zusammen. Sie bauen eine dynamische und bedarfsgerechte Plattform auf, von der sowohl Patient*innen als auch Gesundheitsfachkräfte profitieren. Aktuell sind auf deutscher Seite folgende Kliniken beteiligt: die Charité, die BG Kliniken, die Ludwig-Maximillians-Universität München und das Institut für Seelische Gesundheit in Mannheim. Des Weiteren engagiert sich die Universität St. Gallen in dem Netzwerk.

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