Auszeichnungen

Stammzelltransplantation braucht Vorreiter

01.10.2024 - Bisweilen trifft es den Richtigen: Prof. Dr. Ernst Holler erhielt für die Versorgung von Patienten nach Stammzelltransplantation und die Forschung auf diesem Gebiet das Bundesverdienstkreuz.

Er hat gemeinsam mit seinem Team über Jahrzehnte hinweg erfolgreich die Stammzellentransplantation aufgebaut, weiterentwickelt und in die Breite gebracht. Prof. Dr. Ernst Holler hat für die Versorgung von Patienten nach Stammzelltransplantation und die Forschung auf diesem Gebiet in Regensburg Großartiges geleistet. Für diesen Einsatz wurde nun der Prof. der Universität Regensburg und der langjährige Oberarzt in der Klinik und Poliklinik für Innere Medizin III des Universitätsklinikums Regensburg (UKR) mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande ausgezeichnet.

Aufbau und Weiterentwicklung der Stammzelltransplantation

Prof. Holler baute seit seinem Wechsel von München nach Regensburg 1998 gemeinsam mit seinem Team am UKR ein allogenes Stammzelltransplantationsprogramm für Ostbayern auf. Dabei lag es ihm immer besonders am Herzen, den Patienten den schweren Weg der Transplantationsvorbereitung zu erleichtern und die Risiken von immunologischen Komplikationen, insbesondere der lebensbedrohlichen Graft-versus-Host Erkrankung, zu minimieren. Dies prägte maßgeblich sein klinisches und wissenschaftliches Wirken wie auch sein Engagement als Vorstandsmitglied der Leukämiehilfe Ostbayern e.V. So initiierte Prof. Holler am UKR gemeinsam mit Kollegen den Aufbau einer „Brückenpflege“, dank der die Patienten nach Stammzelltransplantation schneller von der Isolationsstation am UKR in die häusliche Umgebung entlassen werden konnten. Diese Strukturen sind wegweisend in Deutschland und beispielgebend für viele andere Transplantationszentren.

Gleichzeitig wuchs durch die verbesserte Infrastruktur die Transplantationskapazität, so dass derzeit jährlich bis zu 80 Patienten am UKR eine allogene Stammzelltransplantation erhalten können. „Wir konnten in den letzten 25 Jahren in Regensburg alles umsetzen, was für unsere schwerkranken Patienten und deren Versorgung erforderlich ist“, blickt Prof. Holler zurück. Dabei war es ihm immer wichtig, moderne Patientenbehandlung und Forschungsarbeit eng miteinander zu verknüpfen. „Durch das Engagement und das Know-how von Prof. Holler wurde der Standort Regensburg auf der internationalen wissenschaftlichen Landkarte im Bereich der Stammzelltransplantationsmedizin erstmals sichtbar und ist es bis heute. Dafür kann man ihm nicht genug danken“, bringt Prof. Dr. Wolfgang Herr, Direktor der Klinik und Poliklinik für Innere Medizin III des Universitätsklinikums Regensburg, Prof. Hollers Verdienste auf den Punkt.

Wirken auch weit über nationale Grenzen hinaus

Auch im Ausland engagierte sich Prof. Holler und unterstützte beispielswiese den Aufbau eines Stammzelltransplantationsprogrammes in Rumänien. „Als ich das erste Mal in Rumänien war, waren Patienten mit einer Erkrankung des blutbildenden Systems dem Tode geweiht, wenn nicht eine lebensrettende Transplantation unter hohen Kosten im Ausland durchgeführt wurde. Diese Therapie war deshalb oft nicht möglich, eine fürchterliche Situation, vor allem unter dem Gesichtspunkt, dass es Mittel und Möglichkeiten gibt, um diesen Menschen zu helfen.“ 2010 startete Prof. Holler deshalb mit Unterstützung und initiiert von der José Carreras Leukämie-Stiftung sein umfassendes Hilfsprojekt für Rumänien. Gemeinsam mit einem Ärzteteam aus Bukarest baute er schrittweise ein allogenes Transplantationsprogramm auf, die Transplantationsteams wurden unter anderem auch am UKR ausgebildet. Darüber hinaus wurden im Rahmen regelmäßiger Visiten in Bukarest und mittels Videokonferenzen medizinische Standards in der Stammzelltransplantation etabliert. Mittlerweile können jährlich weit über 60 Stammzelltransplantationen in Bukarest durchgeführt werden.

Beruf als Berufung

Für sein Lebenswerk wurde Professor Holler mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande ausgezeichnet, überreicht vom Bayerischen Finanz- und Heimatminister Albert Füracker. Die Anregung, Prof. Holler für das Bundesverdienstkreuz vorzuschlagen, kam aus der Pflege am UKR. Holler freut dies besonders: „Es war mir immer ein ganz besonderes Anliegen, eng mit den Kollegen der Pflege zusammenzuarbeiten. Sie sind es, die tagtäglich nahe an und mit den Patienten arbeiten. Um das bestmögliche Ergebnis für den Patienten zu erreichen, ist dieses Miteinander unerlässlich – umso mehr, wenn es um lebensbedrohliche Krankheiten und Therapien mit schweren Nebenwirkungen geht.“

Mit Spaß und Engagement bei der Sache

In seiner wissenschaftlichen Arbeit ist er bis heute auf die Weiterentwicklung der Therapiemöglichkeiten für Patienten mit Leukämie und anderen bösartigen Erkrankungen des blutbildenden Systems fokussiert. Dabei schafft er es, junge Ärzte für die Wissenschaft und die translationale Forschung zum Wohle der Patienten zu motivieren und so seine Erfahrungen weiterzugeben. „Auch wenn ich eigentlich im Ruhestand bin, so möchte ich mein Wissen und meine Erfahrungen mit den jungen Kollegen teilen, denn für Patienten, die auf eine Stammzelltransplantation angewiesen sind, geht es um Leben und Tod. Da muss, wie immer in der Medizin, ein Rädchen ins andere greifen. Wissenschaft ist die Basis für eine erfolgversprechende Therapie.“

Die Unterstützung durch die Familie war die wichtigste Voraussetzung für die erfolgreiche Arbeit. „Meine Frau war erfahrene Ärztin in der KMT-Ambulanz und weiß sehr genau, dass mein Beruf auch Berufung ist. Sie hat mir über die vielen Jahre den Rücken freigehalten, gerade wenn ich beruflich auf Reisen war. Ohne die Unterstützung meiner Frau und das Verständnis meiner vier Kinder, hätte ich das alles nicht mit so viel Elan anpacken können. Dafür bin ich sehr dankbar.“

Einen Tipp an seine jungen Kollegen hat Prof. Holler auch noch: „Habt Spaß bei der Arbeit, betreibt Medizin mit Enthusiasmus, dann wirkt es sich direkt auf unsere Patienten aus!“

Text: Matthias Dettenhofer

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