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Stevia für Menschen mit Diabetes bedingt empfehlenswert

18.01.2012 -

Das pflanzliche Süßungsmittel „Stevia" ist seit Dezember 2011 in der Europäischen Union unter der Bezeichnung „Lebensmittelzusatzstoff E 960" zugelassen. Stevia hat eine zweihundert- bis dreihundertfach höhere Süßkraft als Saccharose und enthält keine Kalorien. Damit könnte Stevia für Menschen mit Diabetes eine Alternative zu Haushaltszucker und synthetischen Süßstoffen darstellen.

Allerdings ist eine Überdosierung mit unklaren Folgen leicht möglich. Nur bedingt empfehlen deshalb diabetesDE - Deutsche Diabetes-Hilfe und der Verband der Diabetes-Beratungs- und Schulungsberufe in Deutschland (VDBD) Stevia für Menschen mit Diabetes, wie sie in einer aktuellen Stellungnahme betonen.

Die Europäische Kommission hat zum 2. Dezember 2011 Steviolglycoside, umgangssprachlich „Stevia" genannt, als Süßungsmittel in der EU zugelassen. Es wird aus der Pflanze „Stevia rebaudiana" gewonnen, auch als „Süßkraut" oder „Honigkraut" bekannt. Stevia ist zweihundert- bis dreihundertfach süßer als Saccharose und gilt als energiefrei. Denn Stevia wird nach dem Verzehr nicht als Nährstoff über Magen und Darm in den Blutkreislauf aufgenommen, sondern gelangt erst im Dickdarm über die Pfortader in die Leber, wird dort umgewandelt und als Steviolglucuronid über den Harn ausgeschieden.

Der Verzehr von Stevia gilt bei Einhaltung der duldbaren Tagesdosis (ADI) von 4 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht und Tag als unbedenklich. Stevia ist weder kariesfördernd noch krebserregend, schädigt nicht das Erbgut und stört auch nicht die Fruchtbarkeit oder Entwicklung des Ungeborenen. Darüber hinaus gibt es Hinweise, dass Stevia möglicherweise blutdrucksenkend wirkt. Zum Einfluss von Stevia auf den Blutzuckerspiegel stehen endgültige klinische Studien noch aus.

Steviolglycoside sind als Lebensmittelzusatzstoff E 960 unter anderem in Speiseeis, Zubereitungen aus Obst und Gemüse, Konfitüren und Gelees, Süßwaren oder Knabbereien auf Kartoffel-, Getreide-, Mehl- oder Stärkebasis erlaubt. Stevia ist außerdem in der häuslichen Küche als Flüssigkeit, Pulver oder Tablette anwendbar. In naher Zukunft kommen auch mit Stevia gesüßte nichtalkoholische Erfrischungsgetränke wie Limonaden auf den Markt.

diabetesDE - Deutsche Diabetes-Hilfe wertet ein höheres Angebot an kalorienreduzierten Getränken und anderen Lebensmitteln grundsätzlich positiv. In Bezug auf die Verwendung von Stevia seien jedoch drei Aspekte als kritisch anzusehen, erläutert Prof. Dr. med. Dr. rer. nat. Hans-Georg Joost, Wissenschaftlicher Vorstand am Deutschen Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke (DifE) und Leiter des Ressorts Wissenschaft von diabetesDE - Deutsche Diabetes-Hilfe: „Die Gefahren einer Überdosierung von Stevia sind nach wie vor ungeklärt, für den Verbraucher ist die Dosierung derzeit schwer zu kontrollieren und die Geschmacksschwelle für ‚süß' bleibt durch den unkontrollierten Einsatz von Süßstoffen weiterhin hoch".

diabetesDE - Deutsche Diabetes-Hilfe und der Verband der Diabetes-Beratungs- und Schulungsberufe in Deutschland (VDBD) weisen daher in einer gemeinsamen Stellungnahme darauf hin, dass mit Stevia gesüßte Lebensmittel für Menschen mit Diabetes nur bedingt zu empfehlen sind. „Mit Stevia gesüßte Fertigprodukte und voraussichtlich auch Getränke sind nicht notwendigerweise gesünder. Wie auch bei Produkten mit herkömmlichen Süßstoffen sollte beim Verbraucher nicht der Eindruck entstehen, dass solche Lebensmittel unbedenklich konsumiert werden können, da sie vermeintlich keinen Einfluss auf den Blutzuckerspiegel oder das Gewicht haben", so auch Elisabeth Schnellbächer, Vorstandsvorsitzende des VDBD. Nach Meinung der Experten sollten Menschen mit Diabetes Kuchen und andere Lebensmittel mit ungünstigen Nährwertprofilen generell nur in geringen Mengen verzehren, egal, ob mit Stevia, einem anderen Süßstoff oder Haushaltszucker zubereitet. Süßstoffe sollten - wenn überhaupt - nur maßvoll verwendet werden, um das Verlangen nach Süßem nicht noch durch Gewöhnung zu steigern.

 

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