Studie: Nach Corona ist vor der Pandemie
09.03.2023 - Labore erwarten einen hohen Nachholbedarf in anderen Forschungsfeldern.
„Das Vertrauen der Labore in die Lieferfähigkeit kehrt zurück“, umreißt Klaus Ambos, CEO des in Hamburg ansässigen und europaweit tätigen Laborprodukteherstellers Starlab die Ergebnisse des neusten Stimmungsbarometers. Die Erhebung, an der 584 Forscher und Laborangestellte teilgenommen haben, erfasst seit drei Jahren systematisch die Stimmung in der Branche. „Die Hersteller bemühen sich, die hohe Nachfrage abzuarbeiten und den Laboren das Gefühl von Sicherheit und Kontrolle zu geben. Nicht zuletzt der Aufbau neuer Produktkapazitäten vor Ort beziehungsweise in Europa können das Vertrauen wieder herstellen“, sagt Ambos.
Materialsituation verbessert sich, Nachwehen bei der Qualität
Die Zahlen des Stimmungsbarometers bestätigen den Befund des Experten. 43 % der Befragten sagen, dass sie mittlerweile wieder mit ausreichend Liquid-Handling-Produkten versorgt sind – 2022 waren es mit 23 % nur knapp halb so viele. Haben in den letzten Jahren 17 % der Labore ihr Material gar nicht bestellen können, sind es aktuell nur noch 4 %.
„Die Hamsterkäufe haben vor dem Hintergrund der steigenden Verfügbarkeit abgenommen“, sagt Ambos. 46 % haben sich laut Studie in den vergangenen Monaten verstärkt mit Arbeitsmitteln eindecken können. Das war zu Pandemiebeginn nur 33 % gelungen. Wappnete sich im Vorjahr jedes zweite Labor (50 %) mit Reservebeständen für künftige Spitzen, ist die Zahl aktuell auf 46 % leicht zurückgegangen. Allerdings spürt 2023 noch immer eine Mehrheit von 78 % die Folgen des Preisdrucks (2022: 76 %). Ambos: „Die Forschungseinrichtungen merken die hohen Preise indirekt. Sie arbeiten derzeit verstärkt mit billigeren Utensilien aus Fernost, die in Zeiten der absoluten Lieferknappheit angeschafft wurden und erst verbraucht werden müssen.“
Zunehmende Sorge vor steigenden Preisen und Personalmangel
Wie vor der Pandemie wird es laut Studie und Branchenexperten Ambos jedoch nicht so schnell wieder werden. „Die Sondereffekte aus Corona sind verdaut. In den Laboren muss jetzt jedoch jene Grundlagenarbeit nachgeholt werden, die im Lauf der Pandemie weniger stark gewichtet wurde. Das neue Normal in der Laborbranche bedeutet eine anhaltend starke Arbeitsintensität.“ Entsprechend hoch bleiben Pensum und Bedarf. 65 % erwarten einen gleichbleibenden Bedarf an Forschungsgerät und Material. Nur 7 % erwarten laut Starlab International einen Rückgang. Hingegen prognostiziert fast jedes dritte Labor (29 %) eine Zunahme beim Materialbedarf. Die größten Herausforderungen erwarten Forschungseinrichtungen künftig durch steigende Preise beim Verbrauchsmaterial. Die Sorge vor Personalengpässen durch Fachkräftemangel hat mit 21 % gegenüber 17 % im Vorjahr gleichfalls zugenommen. Die Angst vor Versorgungsengpässen jedoch schwindet deutlich (Vorjahr: 36 % / 2023: 25 %).
Glück durch Problemlösung: Herausforderungen im Arbeitsalltag motivieren mehr als dass sie frustrieren
Trotz der enormen Arbeitsintensität, anhaltenden Krisen sowie den Abstrichen in der Materialverfügbarkeit ist die Stimmung in der Laborbranche gut bis sehr gut. 68 % bezeichnen sich in ihrem Arbeitsalltag als glücklich, bezogen auf den Beruf liegt die Glückzustimmung sogar bei 74 %. Treiber der Zufriedenheit sind laut Erhebung demnach Kollegen, Arbeitsklima, Materialverfügbarkeit, Anerkennung und die Ausstattung der Räume. „Die sehr positiven Zahlen haben uns angesichts der enormen Arbeitsbelastung überrascht. Sie zeigen jedoch auch, dass viele Mitarbeiter die Herausforderungen nicht zwangsläufig als frustrierende Probleme wahrnehmen – sondern dass deren Lösung zur Motivation führt. Das wiederum macht die Menschen im Labor mehrheitlich glücklich“, sagt der Starlab-CEO Ambos.
Über die Umfrage
Starlab hat 2021 damit angefangen, das Stimmungsbild in der Laborbranche einzufangen. Zwei Jahre nach der ersten Erhebung wurden im Januar 2023 Starlab-Kunden über einen Newsletter erneut gebeten, einen Fragebogen auszufüllen. Insgesamt nahmen 584 Kunden aus Deutschland, Großbritannien, Italien, Frankreich und Österreich an der Befragung teil. Dabei sind 37 % Labortechniker, 25 % Labor Manager, 18 % PostDoc, Doktorant oder Principal Investigator, 16 % arbeiten in sonstigen Bereichen in den Laboren, 4 % im Bereich Einkauf.