UKL-Institut für Hygiene untersucht Schutzeffekt spezieller Waschung auf Intensivstationen
05.01.2017 -
Wie können wir Krankenhausinfektionen durch Alltagshandlungen wirksam verhindern? Eine mögliche Antwort darauf untersucht jetzt das Institut für Hygiene/Krankenhaushygiene am Universitätsklinikum Leipzig mit einer großen klinischen Studie, die mit knapp 2,5 Millionen Euro von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert wird. Geprüft wird dabei die Wirksamkeit spezieller Waschungen auf Intensivstationen. Die auf drei Jahre angelegte Studie startet im Januar 2017 auf 45 Intensivstationen, unter anderem am Universitätsklinikum Leipzig.
Patienten auf Intensivstationen gelten als besonders gefährdet durch Krankenhausinfektionen. Entsprechend hoch sind die hygienischen Vorkehrungen, die zum Schutz getroffen werden. Dazu gehört unter anderem eine tägliche Waschung der schwerstkranken Patienten durch die Pflegenden.
Die Hygieneexperten am Universitätsklinikum Leipzig wollen mit der jetzt startenden EFFECT-Studie untersuchen, ob und wie die Wirkung der Waschung noch verbessert werden kann. Untersucht wird der Einsatz spezieller mit dem Desinfektionsmittel Octenidin getränkter Waschhandschuhe. Octenidin wird bisher hauptsächlich zur Desinfektion von kleineren Körperbereichen und Ganzkörperwaschungen bei Patienten mit multiresistenten Erregern verwendet. Die tägliche Ganzkörperwaschung mit Octenidin-Waschhandschuhen wird bisher nur vereinzelt in einigen Krankenhäusern in Deutschland angewendet. "Die Studie ist dahingehend ein Novum, dass es bisher keine systematischen, prospektiven Untersuchungen zu einem generell routinemäßigen Einsatz dieses Wirkstoffs für die Waschung von Patienten gibt", erläutert Prof. Iris Chaberny, Direktorin des Instituts und Leiterin der deutschlandweiten Studie. Der Vorteil des Mittels gegenüber bisher üblichen besteht unter anderem darin, dass keine allergischen Reaktionen oder sonstige Nebenwirkungen bekannt sind. "Gleichzeitig gibt es auch noch keine Resistenzen gegenüber diesem Wirkstoff, so dass wir uns Schutzeffekte auch gegenüber den multiresistenten Erregern versprechen, die uns am meisten Sorgen machen", so Chaberny. Gemeint sind sogenannte gramnegative Darmbakterien, die seit Jahren gegenüber den erfolgreich zurückgedrängten MRSA auf dem Vormarsch sind.
Die jetzt startende, doppelblinde, randomisierte und Placebo-kontrollierte Studie wird über drei Jahre auf 45 Intensivstationen in ganz Deutschland den Effekt des täglichen Waschens mit Octenidin-Waschhandschuhen untersuchen. "Der wirksame Schutz der Patienten ist dabei durchgehend sichergestellt, denn auch außerhalb der Studie sind mit den bisherigen täglichen Routinewaschungen alle notwendigen Vorsichtsmaßnahmen gewährleistet", erläutert Prof. Chaberny. "Wir hoffen, mit unserer Untersuchung einen wichtigen Beitrag zur besseren Versorgung schwerstkranker Patienten zu leisten", so die Leipziger Hygieneexpertin. "Das Ziel ist es, Arbeitsabläufe zu vereinfachen und ganz konkrete Hinweise für die Praxis geben zu können - zum Beispiel dazu, ob desinfizierende Waschhandschuhe einen besseren Schutz vor Infektionen bieten."
Die kurz "EFFECT" genannte Studie ist die erste große klinische Studie in der Krankenhaushygiene in Deutschland. Sie wird mit knapp 2,5 Millionen Euro von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert. Für die Studiendurchführung wird Prof. Chaberny unterstützt vom Zentrum für Klinische Studien der Medizinischen Fakultät der Universität Leipzig.