Uniklinikum Halle: Priv.-Doz. Dr. Jan-Henning Klusmann ist neuer Professor für Kinderonkologie
Behandlung und Erforschung von Leukämien als Schwerpunkt
Die Universitätsmedizin Halle (Saale) hat Priv.-Doz. Dr. Jan-Henning Klusmann als neuen Professor für Pädiatrische Onkologie und Hämatologie und Direktor der Universitätsklinik und Poliklinik für Pädiatrie I berufen. Zu der Einrichtung gehört auch das Landeszentrum für Zell- und Gentherapie (LZG) mit dem Stammzelltransplantationszentrum – in Kooperation mit der Universitätsklinik und Poliklinik für Innere Medizin IV. Der gebürtige Göttinger hat zum 1. Januar seinen Dienst angetreten.
Die wissenschaftlichen Schwerpunkte von Prof. Klusmann liegen vor allem in der Forschung zu den unterschiedlichsten Formen der Leukämie, insbesondere bei Säuglingen und bei Kindern mit Down-Syndrom (Trisomie 21). Seine klinischen Schwerpunkte sind die Diagnostik und Behandlung von akuten lymphatischen und myeloischen Leukämien, inklusive Knochenmarktransplantation. Der Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin war bisher Oberarzt der Klinik für Pädiatrische Hämatologie und Onkologie der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) und hat das dortige Diagnostiklabor geleitet. Die Klinik gehört zu den größten Zentren für pädiatrische Hämatologie und Onkologie in Deutschland.
Jan-Henning Klusmann hat von 2000 bis 2007 in Lübeck als Stipendiat der Studienstiftung des Deutschen Volkes Humanmedizin studiert und mit Bestnote abgeschlossen. Seit 2014 ist er Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin. Die Grundlage seiner Promotion mit dem Thema „Myeloische Leukämie bei Kindern mit Down-Syndrom: Molekulare Grundlagen der Onkogenese“ bildeten Arbeiten, die er am Children’s Hospital Boston, einem Lehrkrankenhaus der Harvard Medical School, durchführte. Die Erteilung der Lehrbefugnis (Venia legendi) folgte 2015.
Schon als Student hat sich der heutige Kinderarzt mit dem Thema Leukämien beschäftigt. „Ich habe während meines Studiums wissenschaftliche Texte über Leukämien bei Kindern in eine für den Laien verständlichere Sprache übersetzt“, beschreibt Prof. Klusmann seine ersten Berührungen mit diesen Erkrankungen, die ihn bis heute nicht loslassen. Damals wie heute wolle er verstehen, wie der menschliche Körper funktioniere und Krankheiten entstehen. „Durch neue wissenschaftliche Erkenntnisse wollen wir die Therapiekonzepte für die Kinder und Jugendlichen mit einer Krebserkrankung verbessern.“ Dabei gehe es auch darum, die Langzeitfolgen der Therapien – Bestrahlung und Chemotherapie seien als Beispiele genannt – zu minimieren. Bei der Behandlung von Kindern seien auch soziale Aspekte zu beachten. „Wir behandeln nicht nur das Kind, sondern müssen auch die Familie im Auge behalten.“ Denn für die gesamte Familie sei eine Krebserkrankung bei einem Kind eine besonders extreme Belastungssituation. Wobei der Kinderonkologe Hoffnung verbreiten kann: „Die Behandlung krebskranker Kinder hat in den vergangenen Jahrzehnten enorme Fortschritte gemacht.“
Für einen Wechsel nach Halle habe er sich entschieden, weil er unter anderem mit hier bereits tätigen Forschergruppen, beispielsweise auf dem Gebiet der mircoRNAs, zusammenarbeiten könne. „Hier ist die hallesche Universitätsmedizin sehr gut aufgestellt.“ Neben der Reduzierung von Folgen der intensiven Krebstherapien gehe es auch darum, Prognosefaktoren zu etablieren, um die Therapien zielgenauer und schonender durchführen zu können. „Dabei wollen wir die Therapie nicht an der Erkrankung, sondern am Individuum ausrichten.“ Dazu gehöre auch eine genetische Diagnostik. In der Krankenversorgung wolle er neben der Stärkung der Stammzelltherapie im Landeszentrum für Zell- und Gentherapie der Universitätsmedizin auch die Behandlung von Immundefekten und anderen gutartigen Erkrankungen des Blutsystems etablieren. Der Ärztliche Direktor des Universitätsklinikums, Priv.-Doz. Dr. Thomas Klöss, erwartet durch das Wirken von Prof. Klusmann auf dem Gebiet der Blutkrebserkrankungen und der Stammzelltransplantationen eine Stärkung des LZG und der Child-Adolescent-Young-Adult-Unit (CAYA) – einer speziellen Behandlungseinheit für junge Krebspatienten/innen (zwischen 15 und 39 Jahren).
Prof. Klusmann ergänzt mit seiner wissenschaftlichen Ausrichtung und seinen hochrangig geförderten Projekten in idealerweise den Forschungsprofilbereich Molekulare Medizin der Signaltransduktion der Universitätsmedizin und die Weiterentwicklung der Forschungsverbünde mit ökologischer Ausrichtung, besonders der Initiativen im Bereich RNA und Krankheitsentstehung. „Wir freuen uns besonders, dass es uns gelungen ist, einen Wissenschaftler in Halle begrüßen zu dürfen, dem die erfolgreiche Einwerbung der kompetitivsten deutschen und europäischen Einzelförderinstrumente - wie Heisenberg und ERC - gelungen ist“, sagt der Dekan der Medizinischen Fakultät, Prof. Dr. Michael Gekle. So ist die Einwerbung einer ERC-Förderung in Sachsen-Anhalt bisher nur in wenigen Fällen gelungen. Prof. Gekle: „Der Dienstantritt von Prof. Klusmann ist ein weiterer Beleg dafür, dass die konsequente Umsetzung des Entwicklungskonzeptes 2025 der halleschen Universitätsmedizin eine wesentliche und notwendige Voraussetzung für einen zukunftsfähigen Standort ist."
Professor Klusmann hat bereits in den vergangenen Jahren erfolgreich geforscht und konnte zahlreiche wissenschaftliche Projekte initiieren, die eine hochkarätige Förderung erhalten bzw. erhalten haben. Seit Mitte 2017 wird seine Forschung durch den Europäischen Forschungsrat (ERC – European Research Council) unterstützt. Die Zuwendung für sein Vorhaben „iAML-lncTARGET“ beläuft sich auf rund 1,5 Millionen Euro für fünf Jahre. Der Europäische Forschungsrat ist eine von der Europäischen Kommission eingerichtete wissenschaftsgeleitete Institution zur Förderung von exzellenten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern mit bahnbrechenden Forschungsprojekten. Der ERC fördert eine als Pionierforschung oder Frontier Research bezeichnete grundlagenorientierte Forschung. „Der Begriff Frontier Research verdeutlicht das neue Verständnis einer bahnbrechenden und visionären Forschung, bei welcher die Grenzen zwischen Grundlagen- und angewandter Forschung, zwischen klassischen Disziplinen sowie zwischen Forschung und Technologie aufgehoben werden“, beschreibt das Bundesministerium für Bildung und Forschung das Programm. Die „ERC Grants" ermöglichen es diesen Personen, Teams frei zusammenzustellen und die exzellente Forschung über mehrere Jahre finanziert zu bekommen.
Des Weiteren bewilligte ihm die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) innerhalb des Heisenberg-Programms für sein Projekt „Von der Pathogenese zur Therapie von Leukämien bei Säuglingen“ rund 560.000 Euro. Das Heisenberg-Programm richtet sich laut DFG vor allem an „herausragende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die alle Voraussetzungen für die Berufung auf eine Langzeit-Professur erfüllen.“ Seit 2011 und bis Mitte 2017 war Klusmann im Emmy Noether-Programm der Deutschen Forschungsgemeinschaft für besonders qualifizierte Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftler und leitete seine eigene Nachwuchsarbeitsgruppe im Pädiatrischen Forschungszentrum der MHH. In deren Rahmen konnten erfolgreiche Projekte abgeschlossen und neue Projekte zu nicht-kodierenden RNAs und ihre Verwicklung in genetische Netzwerke der Blutbildung und Krebsentstehung begonnen werden. Für seine innovativen Forschungsarbeiten erhielt er zahlreiche Preise, u.a. den „ASH Outstanding Abstract Achievement Awards 2012“ (ehemals Merit Award) der American Society of Hematology sowie den Kind-Philipp-Preis der Gesellschaft für Pädiatrische Hämatologie und Onkologie.
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