HealthCloud - Cloud Computing-Infrastruktur für IT-Anwendungen im Gesundheitswesen
01.03.2011 -
Das Forschungsprojekt „HealthCloud" ist einer der Preisträger des Technologiewettbewerbs „Sichere Internet-Dienste - Sicheres Cloud Computing für Mittelstand und öffentlichen Sektor (Trusted Cloud)" und wird zukünftig mit Fördermitteln des Bundes unterstützt. Das gab das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi) heute am ersten Messetag der CeBIT in Hannover bekannt. Mit „HealthCloud" soll erstmals eine „Trusted Cloud"-Infrastruktur für IT-Anwendungen im Gesundheitswesen bereitgestellt werden. Das „HealthCloud"-Konsortium besteht aus namhaften Partnern aus Industrie und öffentlichen Einrichtungen. Dazu gehören das Freiburger Software-Unternehmen Averbis GmbH, das Forschungsinstitut Fraunhofer SCAI, die TMF - Technologie- und Methodenplattform für die vernetzte medizinische Forschung, die Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) sowie die Rhön-Klinikum AG.
Das BMWi fördert durch "Trusted Cloud" die Entwicklung und Erprobung von innovativen, sicheren und rechtskonformen Cloud Computing-Diensten mit insgesamt rund 50 Millionen Euro. Hinzu kommen Eigenmittel der Projektbeteiligten in etwa gleicher Höhe, so dass insgesamt rund 100 Millionen Euro zur Verfügung stehen. Das BMWi-Technologieprogramm "Trusted Cloud" ist Teil des Aktionsprogramms Cloud Computing, das das BMWi im Oktober 2010 gemeinsam mit Partnern aus Wirtschaft und Wissenschaft gestartet hat.
Medizinische Rohdaten effizienter nutzen
„HealthCloud" erschließt große medizinische Rohdatenbestände zur datenschutzgerechten Auswertung von vielfältigen Fragestellungen aus Forschung, Entwicklung und Gesundheits-Ökonomie. Der Ansatz kombiniert Textanalyse- und Data Warehouse-Technologien und kann je nach Bedarf als private oder öffentliche Cloud bereitgestellt werden. Insgesamt werden drei Anwendungsszenarien realisiert: die Extraktion und Auswertung von Informationen aus anonymisierten Patientendaten über die operative Behandlung von Hüftgelenken, die Entwicklung von Verfahren zur automatisierten Plausibilitäts- und Wirtschaftlichkeitsprüfung medizinischer Behandlungen sowie die frühzeitige Identifizierung unerwünschter Nebenwirkungen neu eingeführter Medikamente mit Hilfe automatisierter Verfahren.
Die einzelnen Konsortialpartner teilen sich dabei die Aufgaben wie folgt:
- Averbis stellt als Konsortialführer Cloud-basierte Textanalyse-Software bereit.
- Das Fraunhofer Institut SCAI übernimmt neben Text-Mining-Technologien auch das Hosting der Cloud-Infrastruktur.
- Die TMF steht als Trusted Partner für die Cloud-Infrastruktur zur Verfügung und entwickelt hierzu die notwendigen Datenschutzkonzepte.
- Die Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) entwickelt Werkzeuge zur Auswertung medizinischer Daten weiter und erprobt im Umfeld des Universitätsklinikums Erlangen die Cloud-Anwendungen.
- Die Rhön-Klinikum AG beteiligt sich mit seinen über 50 Kliniken an der Realisierung der Anwendungsszenarien und überprüft das erhaltene Wissen auf Tauglichkeit zur Standardisierung und Optimierung entsprechender Behandlungsprozesse.
Nutzbarkeit und Akzeptanz von Cloud-Technologien in Deutschland erhöhen
Die Fördermaßnahme „Trusted Cloud" soll Forschungs-Aktivitäten beschleunigen und verstärken sowie die Nutzbarkeit und Akzeptanz von Cloud-Technologien für breite Anwenderschichten signifikant erhöhen. Damit soll vor allem dem Mittelstand und dem öffentlichen Sektor die Gelegenheit gegeben werden, frühzeitig von der Nutzung neuester IKT-Konzepte zu profitieren.
Cloud Computing gilt derzeit als einer der wichtigsten Trends in der IT. Die Technologie bietet die Möglichkeit, Speicherkapazitäten, Rechenleistung und Anwendungen kundenspezifisch als Dienst über das Internet zu beziehen. Dies erlaubt eine bedarfsgerechte und flexible Verwendung, bei der je nach Funktionsumfang, Nutzungsdauer und Anzahl der Nutzer abgerechnet werden kann.
Weitere Informationen finden sich im Internet unter http://www.trusted-cloud.de.
Stimmen der Konsortialpartner
Dr. Philipp Daumke, Geschäftsführer der Averbis GmbH:
„Die Einbeziehung der TMF als unabhängige Non-Profit-Organisation gewährleistet ein hohes Schutzniveau der sensiblen medizinischen Daten. Hierdurch soll das Vertrauen des Gesundheitssektors in Cloud Computing gestärkt und damit die Möglichkeit eröffnet werden, zukünftig auch datensensible Anwendungen in der Cloud anzubieten. Gerade bei der Sekundärnutzung klinischer Routinedaten bestätigen aktuelle Marktstudien der Cloud ein enormes Marktpotential und sehen alleine bei der Verwendung von klinischen Primärdaten in der pharmakologischen Forschung einen Milliardenmarkt."
Prof. Dr. Martin Hofmann-Apitius, Leiter der Abteilung Bioinformatik, Fraunhofer SCAI:
„Für uns ist das HealthCloud-Projekt einzigartig, weil wir gleich zwei der Kernkompetenzen des Fraunhofer Instituts für Algorithmen und Wissenschaftliches Rechnen (SCAI) im Projekt kombinieren können: Neben unserer Expertise im Bereich von Cloud-basierten Lösungen beteiligt sich auch ein international profiliertes Expertenteam mit substantieller Erfahrung im Bereich des biomedizinischen Text Mining am Projekt. Mit der gerade durch Maßnahmen der ‚Green-IT' im Bezug auf ihre Energieeffizienz optimierten Hardware des SCAI stellt unser Institut auch einen erheblichen Teil der für die erfolgreiche Projektdurchführung erforderlichen Compute-Infrastruktur bereit."
Sebastian Claudius Semler, TMF e.V.:
„Die TMF freut sich, die Weiterentwicklung bestehender Erfahrungen mit Grid-Technologien für die Lebenswissenschaften, z.B. aus MediGRID, PneumoGrid und anderen Projekten der D-Grid-Förderung, hin zu verlässlichen und markttauglichen Cloud-Services begleiten zu können. Zugleich wird durch das HealthCloud-Projekt ein ganz wichtiges Feld für die Versorgungsforschung aufbereitet - die auf Textanalyse basierende Nutzung von elektronischen Patientenakten und Versorgungsdaten."
Prof. Dr. Ulli Prokosch, CIO des Universitätsklinikums Erlangen:
„Die Sekundärnutzung von Daten aus der Elektronischen Krankenakte ist bisher fast ausschließlich auf die Nutzung strukturierter Daten beschränkt. Der größte Teil medizinischer Informationen liegt aber elektronisch immer noch nur als Freitext in Befunden und Arztbriefen vor. Die HealthCloud eröffnet völlig neue Möglichkeiten, auch diese Informationen aus elektronischen Krankenakten zu nutzen und zur Generierung neuen medizinischen Wissens zu erschließen."
Prof. Dr. Kurt Marquardt, IT-Leiter Rhön-Klinikum AG:
„Die RHÖN-KLINIKUM AG ist stets an der Erschließung von medizinischem Wissen zur Verbesserung der Patientenversorgung interessiert. Das Healthcloud-Projekt wird hier Voraussetzungen schaffen, um aus den vielen bestehenden Datenbeständen Wissen zu generieren und nutzbar zu machen. Die Rhön-Klinikum AG wird Ihre medizinische Kompetenz in die Bewertung der Retrival-Prozesse und die Validierung der Daten einbringen."
Kontakt
Averbis GmbH
Tennenbacher Straße 11
791606 Freiburg
+49 761 203 97690
+49 761 203 97694