Trotz Atomausstieg: Diagnostik in der Medizin gesichert
30.06.2011 -
Nicht zuletzt durch die permanente Intervention des Berufsverbandes Deutscher Nuklearmediziner (BDN) hat das Bundesministerium für Gesundheit nun 1 Mio. € Fördergelder für die effiziente Herstellung dieses wichtigen Diagnosemittels an der Garchinger Neutronenquelle freigegeben. An der Finanzierung der Gesamtkosten in Höhe von 5,4 Mio. € beteiligen sich auch der Freistaat Bayern und die Technische Universität München.
Prof. Dr. Jörg Mahlstedt, Vorsitzender des BDN, bezeichnet diese Ausnahme vom Atomausstieg als „Gebot der Vernunft zur Sicherstellung der Versorgung unserer Patienten". Und es diene auch der Qualität der Versorgung, denn dank der geringen Halbwertszeit könne der Arzt bei geringstem Risiko mittels Szintigraphie optimale Erkenntnisse über die Gewebefunktionen gewinnen.
Die Nuklearmedizin benötigt für 80 bis 90% ihrer Diagnostik das Radionuklid Technetium 99m (Tc-99m), insbesondere zur Diagnostik von Krebs-, Herz- und Schilddrüsenerkrankungen. 60.000 Diagnosen werden wöchentlich in Deutschland mit Hilfe der Szintigrafie erstellt. Jährlich erfolgen 3 Mio. Untersuchungen mit Tc-99. Der Ausgangsstoff für Tc-99 ist Molybdän-99, das in Forschungsreaktoren gewonnen wird. Die Versorgung der westlichen Welt mit Mo-99 erfolgt derzeit durch Forschungsreaktoren in Belgien, den Niederlanden, Frankreich, Kanada, Südafrika und Polen. Aktuell ist die Versorgungssituation aufgrund des hohen Betriebsalters der Reaktoren sehr angespannt. Erinnert sei an Notfallsituationen im Herbst 2008 und in der Folgezeit, als es durch den Ausfall mehrerer Reaktoren zu dramatischen Nuklidengpässen kam.
Manfred Gaillard, Geschäftsführer des BDN prognostiziert: „Ab Produktionsbeginn 2013/14 wird die Versorgung in ganz Europa auf eine sicherere Basis gestellt, weil dann planmäßige und unplanmäßige Ausfälle anderer Reaktoren kompensiert werden können. Und viele Wege werden kürzer, wenn wir endlich im eigenen Lande produzieren."
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