Gesundheitspolitik

Jahrestagung der DDG 2006 - Grußwort und Einladung des Tagungspräsidenten

23.01.2014 -

Jahrestagung der DDG 2006 - Grußwort und Einladung des Tagungspräsidenten. Die 41. Jahrestagung der Deutschen Diabetes-Gesellschaft vom 24.–27. Mai 2006 in Leipzig hat sich zum Ziel gesetzt, aus der Tradition der Deutschen Diabetes-Gesellschaft heraus Gedanken für die Zukunft zu formulieren.
Qualitätsmanagement und ethische Überlegungen stehen dabei im Vordergrund.
So wird z.B. in einem Symposium der Tagung der Brückenschlag zwischen Ethik und Gesundheitsökonomie gewagt. Auf der einen Seite muss klargestellt werden, dass gesundheitsökonomische Überlegungen und Überlegungen der Wirtschaftlichkeit nicht unethisch sind, sondern für Krankenhäuser, Arztpraxen und Bevölkerung überlebenswichtig.
Andererseits muss ebenso deutlich formuliert werden, dass Gesundheitsökonomie allein ohne Ethik und ohne Überlegungen für eine qualitativ hoch stehende Gesundheitsversorgung der Bevölkerung eine unethische Handlung ist. Will man mit der zur Verfügung stehenden Geldmasse der Krankenkassenbeiträge und Steuergelder eine qualitativ hoch stehende Versorgung flächendeckend und effizient erbringen, müssen Fragen der Wirtschaftlichkeit erlaubt sein.
Andererseits ist die alleinige kaufmännische Betrachtung, wie sie in den vergangenen Jahren in Deutschland vorherrschte, unethisch und langfristig eben auch gerade wirtschaftlich unsinnig.
Das Ziel der medizinischen Versorgung in Deutschland darf nicht länger sein, Lobbyisten-Verbände, Krankenkassenvertreter, Pharmakonzerne, Standesvertretungen und Einzelinteressen zu alimentieren. Das Gesamtziel muss eine qualitativ hoch stehende und langfristig gesicherte, flächendeckende Gesundheitsvorsorge und Gesundheitsfürsorge der Bevölkerung sein.
Kluge Konzepte unter dem Aspekt der medizinischen Notwendigkeit und Qualität der Medizin müssen entwickelt werden und sind, wenn man die Pekuniärinteressen einmal beiseite legt, relativ einfach zu formulieren: Erstens muss eine flächendeckende, qualitativ hoch stehende hausärztliche Versorgung vorhanden sein.
Zweitens müssen regionalisierte, spezialisierte Krankenhäuser mit einer integrierten Versorgung, d.h. der Möglichkeit, ambulante, teilstationäre und stationäre Leistungen gleichermaßen zu erbringen, die Zersplitterung des Spezialisten- und Facharztwesens in Deutschland ersetzen.
Qualitativ und medizinisch inhaltlich nicht überlebensfähige Krankenhäuser müssen endlich aus ihrer finanziellen Agonie befreit und geschlossen werden. Auf der anderen Seite müssen leistungsstarke Kliniken unterstützt und weiter ausgebaut werden.
Die personelle und instrumentelle Ausstattung dieser Häuser muss nach dem Bedarf (Bevölkerungszahlen, demografische Entwicklung) geplant und gesichert werden.
Gerade die Diabetologie, die mit der Deutschen Diabetes-Gesellschaft eine Fachgesellschaft aufweist, die seit vielen Jahren evidenzbasierte Leitlinien entwickelt hat und Qualitätsmanagement betreibt, muss sich einem solchen Gesamtkonzept anschließen und sich als Vorreiter, als durchaus altruistisch und innovativ begreifender Teil der Gesellschaft verstehen.

Prof. Dr. Wieland Kiess

 

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