Ausgezeichnete Forschung
05.12.2019 -
Das DIVI-Förderstipendium über 10.000 Euro geht an Dr. Benjamin Kühne.
Die ersten Minuten nach der Geburt sind entscheidend für die Entwicklung eines Säuglings, vor allem wenn er zu früh auf die Welt kommt. Wie eine innovative Methode diese Situation möglicherweise verbessern kann, untersucht derzeit eine wissenschaftliche Studie an der Uniklinik Köln. Ausgezeichnet wurde diese Arbeit nun beim Jahreskongress der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) mit dem Förderstipendium der DIVI-Stiftung. Der Preisträger Dr. Benjamin Kühne, Arzt auf der neonatologischen und pädiatrischen Intensivstation der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin der Uniklinik Köln, erhält eine Fördersumme von 10.000 Euro. „Seine Arbeit hat das Potenzial, die Erstversorgung von Frühgeborenen maßgeblich zu verbessern und ist damit unbedingt förderungswürdig“, sagte Stiftungsvorstand Prof. Gerhard W. Sybrecht bei der Preisverleihung.
Beim Geburtsvorgang ist das Abnabeln, also das Durchtrennen der Nabelschnur, sehr wichtig für die weitere Entwicklung des Kindes. In der neonatologischen Forschung konnte gezeigt werden, dass ein verzögertes Abnabeln nach der Geburt vor allem bei frühgeborenen Kindern zu einem höheren Blutgehalt im Körper führt. Komplikationen wie z.B. Hirnblutungen treten dadurch seltener auf. Erschwerend hinzu kommt allerdings, dass über 80 % der kleinen Frühgeborenen (1.500 Gramm Geburtsgewicht) unmittelbar nach der Geburt eine non-invasive Atemunterstützung brauchen, die allerdings nicht im Kreißsaal durchgeführt werden kann. Der Kompromiss bei dieser Problematik bestand bisher darin, das verzögerte Abnabeln auf etwa 60 Sekunden zu begrenzen, bevor dann die Atemunterstützung an einem anderen Ort durchgeführt werden konnte.
Neue Methode: Extrauterine plazentare Transfusion vereint Vorteile von bewährten Methoden
„Wir möchten gerne beide Vorteile, die des verzögerten Abnabelns und die eines schnellen Beginns einer Atemhilfetherapie, nutzen – mit einer alternativen Methode“, erklärt Benjamin Kühne. Bei der „extrauterinen plazentaren Transfusion“ (EPT) werden Frühgeborene, die per Kaiserschnitt geboren werden, zeitgleich mit der Plazenta vom mütterlichen Uterus gelöst. Anschließend werden die Frühgeborenen mitsamt der Plazenta zur Erstversorgung in die Neonatologie gebracht. Dort kann sofort mit der Atemunterstützung begonnen werden, während die Plazenta hochgehalten wird. So erhält das Frühgeborene parallel zur Atemunterstützung für mehrere Minuten die so wichtige Blutzufuhr. Den Effekt testet das Team um Dr. Kühne derzeit in einer Studie: „Wir wollen herausfinden, ob eine extrauterine plazentare Transfusion im Vergleich zum herkömmlichen verzögerten Abnabeln zu einem höheren Blutvolumen bei Frühgeborenen im Rahmen der Erstversorgung führt. Ebenso prüfen wir, ob sich Komplikationen dadurch verringern lassen.“ Die Mittel aus dem DIVI-Förderstipendium helfen dabei, diese so wichtige Studie umsetzen zu können. Sollte sich wie erhofft die neue Methode als effektiv herausstellen, könnte sie einmal Standard in der Erstversorgung kleiner Frühgeborener werden.
Ausschreibung 2020: Das Förderstipendium der DIVI-Stiftung
Auch im nächsten Jahr wir die DIVI-Stiftung ein Förderstipendium in einer Höhe von bis zu 10.000 Euro vergeben. Nachwuchswissenschaftler erhalten diese Unterstützung für klinische sowie wissenschaftliche Projekten in der Intensiv- und Notfallmedizin. Die finanzielle Zuwendung dient als Beitrag für Sachmittel oder Aufwendungen zur Implementierung und Realisation von wissenschaftlichen Aktivitäten für Nachwuchswissenschaftler bis 40 Jahre. Bewerbungsschluss ist der 30. September 2020. Mehr Informationen gibt es unter der Rubrik „Preise und Ausschreibungen“ auf der DIVI-Website.
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Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin e.V. - DIVI
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