Personalgewinnung 2.0
Neue Möglichkeiten für das Personal-Marketing in Medizin und Pflege
Die Stärkung der Arbeitgeber-Marke ist heute - gerade auch im Gesundheitssektor - zentrale Voraussetzung, um qualifizierte Mitarbeiter für sich zu gewinnen. Nur wer sich als attraktiver Arbeitgeber präsentiert, findet Interesse. Dank Web 2.0 bieten sich heute zahlreiche neue Möglichkeiten, um vakante Stellen zu besetzen. Vorausgesetzt, der Arbeitgeber sucht dort, wo seine Zielgruppe ist.
Papierbewerbungen, die eine Erfassung der Bewerberdaten per Hand nach sich ziehen, gehören in vielen Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen noch zur Tagesordnung. „Hier wird viel Potential verschenkt", meint Josef Buschbacher, selbstständiger Trainer und Vortragscoach. Die Zukunft gehört dem E-Recruiting. Größtes Einsparpotential erziele man mit Bewerbungsverfahren über Online-Formulare. Einmal erhoben und in einem Talent-Pool gespeichert, stehen die Daten qualifizierter Kandidaten auch für spätere Rekrutierungen ganz einfach per Mouse-Klick zur Verfügung.
„Krankenhäuser müssen lernen, sich als Arbeitgeber-Marke zu positionieren, um das Interesse potentieller Arbeitnehmer zu wecken", so Buschbacher. Eine Website mit bewerberrelevanten Informationen gehört dazu: Bewerber wollen wissen, was ihnen das Unternehmen bietet. Und dabei geht es nicht nur ums Gehalt. Ganz konkrete Vorteile, mit denen Pflegeeinrichtungen und Kliniken punkten können, sind beispielsweise ihre Regionalität und flexible Arbeitszeitmodelle. Zudem können Mitarbeiter-Blogs ein authentisches Bild vom Arbeitsalltag vermitteln.
Klassische Rekrutierungsmaßnahmen bezeichnete Buschbacher als „Personalgewinnung 1.0". Die Beta-Version, die „Personalgewinnung 2.0", zwingt die Arbeitgeber einen Schritt weiterzugehen - nämlich dahin, wo ihre Zielgruppe ist: in Online-Netzwerke wie www.studivz.net, www.meinvz.net oder www.xing.de. „Es ist wichtig, dass die Personaler ihre Zielgruppe kennen und up to date bleiben. Das heißt, sie müssen wissen, dass es solche Plattformen es gibt." Die wichtigsten Online-Plattformen, um potentielle als auch die eigenen Auszubildenden zu erreichen, sind sicher www.schuelervz.net und www.studivz.net. Young Professionals trifft man hingegen bei www.xing.de oder www.meinvz.net. Auch www.facebook.com spielt eine zunehmende Rolle.
Eigentlich für das Leben außerhalb von Job und Karriere gedacht, bieten Social-Netzwerke wie www.meinvz.net in den Profildaten der User doch mitunter auch interessante Informationen für Personaler. Und: Sie können der Kontaktanbahnung und -pflege - und damit auch der Personalgewinnung und -bindung dienen. Nachrichtendienst und Pinnwand bieten die Möglichkeit, miteinander in Kontakt zu treten, Chat- und Twitter-Funktionen miteinander zu kommunizieren, in Gruppen tauschen sich Gleichgesinnte zu spezifischen Themen aus. „Sogar Angela Merkel ist in www.meinvz.net", verriet Buschbacher und zeigte mit Klick auf einen Link des Users „Angela Merkel", dass hier tatsächlich die Bundeskanzlerin ihr Profil hinterlegt hat. Buschbacher: „Es ist beeindruckend, was bei www.meinvz.net passiert. Fragen Sie mal Ihre Azubis!"
Die jungen Mitarbeiter sind bei www.meinvz.net, Angela Merkel ist es - doch wo sind die Unternehmen? Selbst in Online-Netzwerken Präsenz zu zeigen und sich in Gruppen einzubringen oder sogar eigene Gruppen ins Leben zu rufen, kann die Arbeitgeber-Marke stärken. Wer mit der Zusendung des Arbeitsvertrags den neuen Auszubildenden gleich in eine geschlossene und von anderen Auszubildenden des Unternehmens moderierte Gruppe einlädt, präsentiert sich als moderner Arbeitgeber und unterstützt die Personalbindung von Anfang an.
Mit www.kununu.com nennt Buschbacher ein noch recht junges Portal mit Potential. Hier können Arbeitnehmer ihre Arbeitgeber bewerten - ganz ähnlich, wie man es von Hotelbewertungen kennt. Gleichzeitig können aber auch die Arbeitgeber sich vorstellen, Stellenanzeigen posten und Videos einbinden. „Kununu sehe ich ganz klar als Partner der Personaler", so der Referent.
Ganz anders gehe es bei www.chefduzen.de zur Sache. Der Austausch von Tipps, um der Arbeitsagentur wieder mal eine Absage vorlegen zu können, gehört da noch zu den harmloseren Themen, die auf dem „Forum der Ausgebeuteten" - so der Untertitel der Website - erörtert werden. Doch auch darauf, dass negativ, mitunter mit Nennung von Namen, über Vorgesetzte „getratscht" wird, müssen sich Arbeitgeber hier einstellen. Buschbacher rät: „Meinungen zulassen." Statt mit einstweiligen Verfügungen zu drohen, empfiehlt er, den Usern zu signalisieren, dass man Hinweise auf etwaige Missstände ernst nimmt und intern nach Lösungen suchen wird.