Medizinische Qualität sichtbar machen und verbessern
Gesundheit Nordhessen beteiligt sich an der „Initiative Qualitätsmedizin“
Patienten, die sich in stationäre Behandlung begeben möchten, stehen bisher keine ausreichenden Informationen über die Behandlungsqualität im Krankenhaus zur Verfügung. Zwar stehen verschiedene Informationsmöglichkeiten zur Wahl - von den gesetzlich vorgeschriebenen Qualitätsberichten über die freiwillige Veröffentlichung von Kennzahlen über subjektiv gefärbte Beratungsportale. Aber die bisherigen Angebote sind teilweise für Laien unverständlich, weichen regional voneinander ab und/oder sind methodisch fragwürdig.
Um Patienten und niedergelassenen Ärzten aussagekräftige und nachvollziehbare Qualitätsinformationen zu bieten, hat sich die Gesundheit Nordhessen (GNH) mit anderen führenden Krankenhausträgern in Deutschland in der Initiative Qualitätsmedizin (IQM) zusammengeschlossen. Ziel der öffentlichen, freigemeinnützigen und privaten Krankenhausträger mit inzwischen schon 118 beteiligten Kliniken - darunter einige Universitätsklinika - ist es, mit Transparenz und einer offenen Fehlerkultur die beste medizinische Qualität für ihre jährlich rund 1,5 Mio. stationären und 4 Mio. ambulanten Patienten zu erreichen. Diese Kliniken veröffentlichen dazu jährlich aktuelle und aussagekräftige Informationen über die Behandlungsqualität im Internet und gehen damit weit über die gesetzliche Forderung hinaus. Die Gesundheit Nordhessen hat die Daten für ihre sechs Krankenhäuser, darunter das Klinikum Kassel, im Oktober 2009 ins Internet eingestellt (unter dem Stichwort Qualität bei den jeweiligen GNH-Kliniken).
Im Vorfeld der Entscheidung zur Beteiligung an IQM gab es durchaus sorgenvolle Fragen der Geschäftsführungen in den einzelnen GNH-Krankenhäusern, insbesondere hinsichtlich der schlecht abzuschätzenden Reaktion von Patienten und Ärzten auf die Veröffentlichung von möglicherweise auch negativen Ergebnissen. Werden die Patienten die Ehrlichkeit honorieren? Werden sie die schlechten Ergebnisse überbewerten? Werden die Patienten ihre Auswahl nach positiven Ergebnissen treffen? Werden die Chefärzte die Initiative mittragen? Und schließlich: Lohnt sich der Aufwand überhaupt?
Chancen und Risiken
IQM bietet den beteiligten Kliniken jedoch viele Vorteile, welche für die unternehmensinterne Überzeugungsarbeit herangezogen werden konnten.
Für die Qualitätsmessung werden Routinedaten genutzt, die im Klinikalltag ohnehin erhoben werden, sodass kein zusätzlicher Aufwand für Ärztinnen und Ärzte entsteht. Das erhöht die Akzeptanz bei den Medizinern.
Die Qualitätsmessung ist manipulationssicher, da sie sich auf Parameter stützt, die möglichst wenig durch Art oder Umfang der Dokumentation beeinflussbar sind. Zu diesen Parametern zählt u.a. die Sterblichkeit, die Zahl der behandelten Patienten und der Anteil an minimal-invasiven Eingriffen. IQM zeigt damit, dass die Messung medizinischer Qualität auf Basis von Routinedaten ein praxistaugliches Verfahren ist.
Als Vergleichsmaßstab zur Qualitätseinschätzung für Patienten, Angehörige und Zuweiser dienen dabei die Ergebnisse der anderen IQM-Kliniken (IQM-Durchschnittswerte) sowie gemeinsam definierte IQM-Referenzwerte (Erwartungs- oder Zielwerte). Der Erwartungswert beinhaltet die erwartete Sterblichkeit einer Patientengruppe entsprechender Alters- und Geschlechtsverteilung und ist bei den Indikatoren als Zielwert definiert, bei denen Vergleichszahlen des Bundesdurchschnitts (Statistisches Bundesamt) die Berechnung erlauben. Durch diese risikoadäquate Ergebnisdarstellung besteht eine direkte, objektiv valide Vergleichsmöglichkeit zu Krankenhäusern der gleichen Versorgungsstufe.
Mit dem Peer-Review-Verfahren verfügen die an IQM beteiligten Kliniken - bisher einzigartig in Deutschland - über ein effektives Instrument zur Verbesserung ihrer Behandlungsergebnisse. Bei auffälligen Ergebnissen werden vom verantwortlichen Klinikdirektor sowie chefärztlichen Kollegen aus anderen IQM-Krankenhäusern konkrete Behandlungsfälle gemeinsam auf mögliche Fehler in Abläufen und Strukturen hin analysiert. Die Ärztekammern begleiten derzeit, in Vorbereitung einer künftig vertieften Kooperation, zahlreiche IQM-Pilotreviews. Mithilfe dieses kollegialen Dialoges können Schwachstellen identifiziert und beseitigt werden.
In Abwägung der Chancen und Risiken entschied sich die Gesundheit Nordhessen für die Teilnahme und sagte „Ja" zur Qualitätstransparenz und zur Teilnahme am Wettbewerb um die bestmögliche medizinische Behandlungsqualität für die Patienten. Neben den oben genannten Vorteilen von IQM sprach für eine Beteiligung auch, dass die Veröffentlichung von Qualitätsdaten der Krankenhäuser ohnehin kommen wird, freiwillig oder erzwungen. Insofern sieht die Gesundheit Nordhessen durch die Mitgliedschaft bei IQM die Möglichkeit, die Inhalte und Modalitäten der Analysen und der Veröffentlichungen mit zu gestalten. Zudem kann die Gesundheit Nordhessen ihr Qualitätsmanagement um einen zusätzlichen Baustein erweitern und mit dem Peer-Review-Verfahren mit gemeinsamen Know-how intensiv an weiteren Optimierungen arbeiten.
Kontakt
Gesundheit Nordhessen
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