Radiologisches Rechenzentrum vernetzt fünf Berliner Krankenhäuser
02.04.2011 -
Radiologisches Rechenzentrum vernetzt fünf Berliner Krankenhäuser. Der Verein zur Errichtung evangelischer Krankenhäuser e.V. (VzE) betreibt am Standort des Evangelischen Waldkrankenhauses Spandau ein radiologisches Rechenzentrum, das alle fünf Berliner Krankenhäuser mit einer zentralen RIS/PACS vernetzt.
Die Umstellung auf ein völlig digitales System zur Darstellung, Befundung und Archivierung radiologischer (Bild-) Daten bedeutet eine enorme Effizienz- und Qualitätssteigerung. Bilder eines Patienten können zu jeder Zeit am Computer auf der Station, in der Rettungsstelle oder im OP betrachtet und befundet werden. Durch die höhere Auflösung in Verbindung mit der fortschrittlichen dreidimensionalen Darstellung von Organen und Gewebestrukturen wird eine differenzierte Diagnostik und Therapie möglich.
Das ehrgeizige Radiologie-Projekt (RADIKO) hat seinen Ursprung bereits im Jahr 2005. „Uns wurde schnell bewusst, dass eine Installation in einer solchen Größenordnung die Unterstützung eines kompetenten Anbieters sowie externe Berater nötig macht“, erklärt Dr. Markus Müschenich, Medizinischer Vorstand des VzE. „Von Beginn an unterstütze uns die Ingenieurgesellschaft Mengel & Partner mit ihrem Expertenwissen. Nach einem umfangreichen Auswahlverfahren konnte GE Healthcare unsere Anforderungen am besten erfüllen. Der Anschluss an das zentrale RIS/PACS efolgte dann stufenweise ab dem Jahr 2007“, so der Mediziner.
Seit Ende des ersten Halbjahres 2008 ist das Projekt abgeschlossen – und die Nutzung des RIS/PACS- Systems ist klinischer Alltag in den VzE-Häusern. Ein besonderes Einsatzgebiet stellt beispielsweise die gemeinsame Befundung der Patienten in der Gefäßmedizin dar. „In interaktiven Gefäßkonferenzen verbinden wir das Expertenwissen der Angiologen, Gefäßchirurgen und interventionellen Radiologen an zwei Standorten des Gefäßzentrums Berlin-Brandenburg via Live schaltung“, berichtet Müschenich begeistert. Ein weiterer Vorteil des digitalen Radiologienetzwerkes ist die fallbezogene Einholung von Zweitmeinungen, so genannten „Second Opinions“, insbesondere mit den Fachexperten der Spezialklinik für Lungenerkrankungen in Berlin-Buch.
„Dieses Projekt war eine Herausforderung für uns, die wir in enger Kooperation mit allen Beteiligten hervorragend gemeistert haben“, erklärt Jürgen Reyinger, Geschäftsführer bei GE Healthcare IT für Europa den Mittleren Osten und Afrika. „Wenn es um komplexe, häuserübergreifende Projekte geht, führt kaum ein Weg an unserem Know-how und unserer Kompetenz vorbei. Das haben wir mehrfach in ganz Europa bewiesen“, so der Geschäftsführer.
Eine besondere Herausforderung für das Projekt-Team war die Umsetzung des digitalen Radiologienetzwerkes in punkto Datenschutz und –sicherheit, die sich aus der gesellschaftsrechtlichen Selbständigkeit der Krankenhäuser ergab. Gemäß den datenschutzrechtlichen Bestimmungen der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) dürfen angeschlossene Einrichtungen ausschließlich Zugriff auf Bilder und Daten der eigenen Patienten in RIS/PACS erhalten. Die radiologischen Datenbestände der jeweiligen Einrichtungen werden daher durch ein aufgesetztes Mandantensystem logisch komplett voneinander getrennt. Zudem betreibt jede angeschlossene Einrichtung zur Authentifizierung eine eigene Domain. Jeder Nutzer meldet sich zur Überprüfung der Identität an seiner hauseigenen Domain an und bekommt seine entsprechenden Nutzungsrechte für das digitale Radiologiesystem zugeordnet. Auf diese Weise konnten die hohen Anforderungen an Datenschutz und Datensicherheit konsequent umgesetzt werden.
Neben der Vielzahl beispielhaft beschriebener Vorteile verfolgt das Projekt RADIKO zudem einen nachhaltigen Ansatz, der auf Bestehendem aufbaut. Langfristiges Ziel ist, das digitale Radiologienetzwerk durch Anbindung von Kooperationspartnern zu erweitern. Die gemeinsame IT-Servicegesellschaft der Alexianerbrüder und des VzE, Conciliamus, bietet als Management-Dienstleister diesen Service für Praxen und Kliniken an. „Erfolgreich haben wir bereits zwei radiologische Praxen am Standort des Evangelischen Waldkrankenhauses Spandau an das zentrale RIS/ PACS-System angeschlossen. Auch der externe radiologische Dienstleister der Elisabeth Klinik, Dr. Christoph Stappenbeck, nutzt mit seiner Radiologiepraxis die Vorteile der digitalen Radiologie“, so Müschenich.
Die Zukunftspläne des VzE sehen den Aufbau eines teleradiologischen Systems vor, das eine Befundung rund um die Uhr für alle Krankenhausstandorte ermöglicht. Ziel ist es, auch außerhalb der regulären Kernarbeitszeiten radiologische Befunde zur Verfügung stellen zu können. Neben der Verbesserung der Versorgungsqualität durch eine zeit nahe Befundung sollen so Ressourcen, u. a. im Personalbereich, effizienter eingesetzt werden. „Mit dieser Lösung sind wir einen Schritt voraus und greifen beispielsweise dem heute schon bestehenden Facharztmangel in Regionen wie Sachsen-Anhalt erfolgreich vor“, erklärt Müschenich abschließend.