Medizin & Technik

Dekubitus– so vermeidet man chronische Wunden

09.12.2011 -

Immer in derselben Position liegen - das bekommt der Haut auf Dauer nicht. Es kann ein Druckgeschwür, ein so genannter Dekubitus entstehen. Hier gilt besonders: Vorbeugen ist besser als heilen. Eine neue Generation von Anti-Dekubitus-Matratzen eignet sich zur Prophylaxe - und auch zur Behandlung von Druckgeschwüren, wie eine Studie zeigt.

Schätzungen zufolge leiden bis zu 14% der Patienten in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen und bis zu 40% der Menschen in häuslicher Pflege an den gefürchteten Druckgeschwüren. „Der Dekubitus ist ein großes Problem. Es gibt immer mehr alte Menschen, die sich in einem reduzierten Allgemeinzustand befinden. Aber auch junge, zum Beispiel querschnittsgelähmte Menschen sind betroffen", sagt Christine Bertram, freiberufliche Wundmanagerin aus der Oberpfalz.

Ein Dekubitus entsteht durch anhaltenden Druck auf bestimmte Körperregionen. Dies kann bei bettlägerigen Personen schon innerhalb weniger Stunden geschehen. Besonders anfällig sind Körperregionen, an denen Knochen direkt unter der Haut liegen wie der Fersenbereich, der Hinterkopf, die Schulterblätter, der Rücken (Kreuzbein), die Ellenbogen und die Hüftgelenke.

„Durch den Druck auf die Haut wird die Durchblutung stark eingeschränkt", erläutert Christine Bertram. Bleibt der Druck an der betreffenden Stelle, können die kleinen Blutgefäße von innen her die Haut nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgen- das Gewebe stirbt allmählich ab.

Das Problem: Oft wird erst gehandelt, wenn schon ein Druckgeschwür entstanden ist. Die Wunde wird dann regelmäßig desinfiziert und gereinigt. Es wird ein Wundverband angelegt, um die Wundflüssigkeit aufzufangen und die Heilung zu fördern. Ist die Wunde tief, vereitert und übelriechend, muss das abgestorbene Gewebe sogar entfernt werden.

Dabei wäre es leichter und besser vorzubeugen: Wenn irgend möglich, sollte der Patient regelmäßig ein paar Schritte gehen und Krankengymnastik machen. Ansonsten ist die Druckentlastung das A und O. Der Patient darf nicht mehr längere Zeit auf der betreffenden Stelle liegen. „Jeder bettlägerige Patient sollte alle zwei bis vier Stunden bewegt und damit in eine andere Position gebracht werden", betont die Wundmanagerin. Schon geringe Veränderungen haben großen Nutzen.

Bisher mussten Pflegekräfte die Patienten häufig umständlich drehen und wenden, um Körperteile zu entlasten. Gleichzeitig wurde der Körper mit Lagerungsrollen und Kissen in die richtige, Druck entlastende Position gebracht. Jetzt gibt es eine bessere Möglichkeit, Druckgeschwüre zu vermeiden: eine neuartige Anti-Dekubitus-Matratze. Durch einen speziellen Aufbau und ein besonderes Innenleben aus Kügelchen können mit der iSURO med DE zwei Ziele gleichzeitig erreicht werden: eine gleichmäßige Verteilung des Drucks sowie die Erhaltung der Körperwahrnehmung.

Das System funktioniert nach dem Prinzip der Weichlagerung. Die Füllung besteht aus winzigen Kugeln aus Polystyrol und flauschigen Kunstfasern. Durch einen hochelastischen Bezugsstoff sinkt der Körper sanft in das Kugelbett ein und vergrößert so seine Auflagefläche. Der Druck wird gleichmäßig auf den Körper verteilt, gefährdete Körperstellen werden geschont.

Gleichzeitig bleibt die Körperwahrnehmung erhalten. Der Patient liegt warm und weich, ein Gefühl von Geborgenheit und Sicherheit entsteht. Das ist zum Beispiel bei so genannten Wechseldrucksystemen, die oft in der Pflege von Dekubitus-Patienten verwendet werden, nicht der Fall. Christine Bertram: „Bei den Wechseldrucksystemen liegt der Patient wie auf einer Luftmatratze. Alles ist instabil und wackelt. Viele Patienten spüren nach einer Weile ihre Körpergrenzen nicht mehr."

Die Handhabung der neuen Matratze ist so einfach, dass auch das Pflegpersonal entlastet wird: Um den Patienten in eine andere Position zu bringen, wird einfach die Füllung in eine bestimmte Richtung geschoben. Dies ermöglicht 30-Grad-Lagerungen oder Hohllagerungen ohne weitere Hilfsmittel. Ohne Kissen und Decken, und ohne Motorenlärm.

Der Nutzen der neuen Anti-Dekubitus-Matratze wurde in einer Studie bestätigt: Der Wundzustand der Druckgeschwüre verbesserte sich dank der iSURO med DE deutlich, und die Heilung der Wunden wurde positiv unterstützt. Die neue Anti-Dekubitus-Matratze kann sowohl zur Prophylaxe als auch zur Therapie von vorhandenen Dekubitusgeschwüren eingesetzt werden. Sie wird von den gesetzlichen Krankenkassen bezahlt.

Doch so wichtig eine richtige Lagerung des Patienten ist - um dauerhaft Druckgeschwüre zu vermeiden, reicht sie nicht aus. Auch eine gesunde Ernährung mit vielen Vitaminen, Spurenelementen und Eiweiß ist zu empfehlen. „Mangelernährung ist eine der Hauptursachen für die Entstehung eines Dekubitus", kritisiert Christine Bertram. „Viele Pflegebedürftige essen nicht gehaltvolle Nahrungsmittel, sondern greifen auf das `Schnelle Essen´ zurück. Die Ernährung ist dann oft sehr einseitig und nicht adäquat. Dies schränkt die Versorgung des Körpers und damit auch der Haut mit wichtigen Mineralstoffen, Spurenelementen und vor allem mit Eiweiß deutlich ein. Wunden heilen schlecht."

Ausreichend zu trinken darf ebenfalls nicht vergessen werden. Denn Flüssigkeit unterstützt alle Stoffwechselreaktionen in unserem Körper. Flüssigkeit ist auch wichtig für den Erhalt der Elastizität und Spannkraft der Haut. Sie kann dadurch eine stärkere Belastung durch Druck oder Zug aushalten.

Um Druckgeschwüren vorzubeugen, ist eine gute Hautpflege ebenfalls bedeutsam. Die Talgproduktion und der schützende Säureschutzmantel der Haut lassen mit zunehmendem Alter deutlich nach. Besonders angreifbar wird die Haut, wenn sie durch Schweiß, Wundexsudat, Urin oder Stuhl ständig feucht ist. Hier gilt es, die Haut schonend zu reinigen, zu trocknen und zu pflegen. So wird sie widerstandsfähig und ist belastbarer.

 

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