Bauen, Einrichten & Versorgen

„Blue Hospital“: Kosten senken und Wettbewerbsvorteile sichern

26.01.2012 -

Die jährlichen Energiekosten deutscher Krankenhäuser belaufen sich auf rund 2 Mrd. €. Ein Drittel davon könnte durch mehr Qualität, Ökonomie und Effizienz gespart werden.

Krankenhäuser müssen effizienter, smarter und nachhaltiger wirtschaften. Bundesweit könnten Krankenhäuser ca. 600 Mio. € an Energiekosten pro Jahr einsparen und dabei 6 Mio. Tonnen umweltschädliches Kohlendioxid (CO²) weniger emittieren. Von einer interdisziplinär besetzten Expertengruppe der Deutschen Gesellschaft für Biomedizinische Technik im VDE wurde dazu das VDE-Positionspapier „Blue Hospital" erarbeitet.

Siemens hat mit dem „Green+ Check"-Tool ein Instrument zur Nachhaltigkeitsprüfung in Krankenhäusern entwickelt. Einbezogen werden Unternehmenskennzahlen und vor Ort ermittelte Daten, die u.a. in systematisierten Interviews erhoben werden. „Unser ‚Green+ Check‘ ist wesentlich mehr als ein Umwelt-Check", erläutert Wolfgang Bayer, Leiter Siemens Deutschland, Healthcare-Sektor. „Es ist ein Management-Tool, das dem Klinikmanagement ein klares Bild davon liefert, wo das Unternehmen im Vergleich zum Wettbewerb in puncto Ökologie, Ökonomie, Qualität und Effizienz steht."

„Blue Hospital" bietet die Chance, bisher ungenutzte Einsparpotentiale auszuschöpfen, deutliche Effizienz- und Qualitätssteigerungen zu erzielen und Wettbewerbsvorteile zu stärken. Das Spektrum der Technologien und Maßnahmen reicht dabei von klassischen Energiesparkonzepten über die Emissionsminderung bis hin zu integrierten Lösungen für den umfassenden nachhaltigen und verantwortungsvollen Umgang mit wertvollen Ressourcen. Durch das Zusammenspiel von moderner Gebäudeautomation, effizienten klinischen Pfaden und intelligenter Heizungs-, Lüftungs- und Klimatechnik, Medizintechnik sowie Informations- und Kommunikationstechnik lassen sich nicht nur Energieeinsparungen von bis zu 40%, sondern auch deutlich mehr Patientenkomfort und damit Wettbewerbsvorteile erzielen.

Um die Chance „Blue Hospital" zu nutzen, müssen vor allem drei Aufgaben angegangen werden: die Optimierung der Betriebsabläufe bzw. Netzwerke und der Kapazitätsauslastung (Workflow), die Erneuerung und Modernisierung der Medizinprodukte und der informations- und kommunikationstechnischen Systeme sowie die Verbesserung der Energieeffizienz in Gebäuden (Facility Management). In allen drei Bereichen ist eine enge Zusammenarbeit zwischen Bauherrn, Nutzern, Architekten bzw. Betriebsorganisationsplanern und dem Personal erforderlich, um Werte für künftige Standards und Zertifikate zu erarbeiten und signifikante Verbesserungen zu erreichen.

Im Hinblick auf den Workflow sind die Netzwerke im Krankenhaus ein wichtiger Ansatzpunkt. Eine intelligente Planung, die Optimierung der Kapazitätsauslastung, die Umsetzung intermodaler (sektorübergreifender) Workflow-Konzepte und ähnliche Maßnahmen tragen entscheidend dazu bei, CO²-Emissionen zu reduzieren. Auch im Gesamtsystem von Gebäude-Leittechnik, Medizinprodukten sowie Informations- und kommunikationstechnischen Systemen können CO²-Emissionen eingespart werden. Dazu gehört die nachhaltige Erneuerung und Modernisierung der Gesamtsysteme, der Einsatz alternativer Technologien und Energieerzeuger sowie die Sensibilisierung der Mitarbeiter und Patienten für umweltschonendes Verhalten. Und schließlich ermöglichen es intelligente ganzheitliche Workflows, Beleuchtungs-, Heiz- und Kühlkonzepte, die Energieeffizienz bestehender Gebäude zu steigern, auch mit erneuerbaren Energien und mit einer möglichst weitgehenden Anwendung von Passivhaus-Kriterien.

Der Paradigmenwechsel zu mehr Nachhaltigkeit im Gesundheitswesen bedeutet für alle Beteiligten eine große Chance. So können Unternehmen der Medizintechnikbranche durch die Entwicklung effizienter Medizinprodukte, strukturierte Investitionen und neue Geschäftsmöglichkeiten (Consulting) ihre Marktchancen erhöhen und einen wichtigen Beitrag zur deutschen Innovationsführerschaft im Zukunftsmarkt „Blue Hospital" leisten.

Um den Paradigmenwechsel zu beschleunigen und die Chancen für das Gesundheitswesen und den Wirtschaftsstandort zu nutzen, sind aus Sicht der VDE-Experten alle Beteiligten (Architekten, Planer, Hersteller, Politik, Ärzte, Patienten, Krankenhausbetreiber und Mitarbeiter) gemeinsam gefordert.

Die Vivantes-Kliniken in Neukölln und Spandau sind bereits für ihre Nachhaltigkeit mit dem Green+ Award von Siemens Healthcare ausgezeichnet worden. Grundlage für die Bewertung stellt der Green+ Check dar, in dessen Fokus die drei oben genannten - für nachhaltige Infrastruktur im Gesundheitswesen ausgewiesenen - Erfolgsfaktoren stehen. Begutachtet wurden rund 300 krankenhausrelevante Kriterien. Das Alter der medizinischen Geräte und die Ausstattungen der Patientenzimmer wurden dabei ebenso bewertet wie der Gas-, Wasser- oder Stromverbrauch.

Vivantes-Geschäftsführer Joachim Bovelet erklärt, dass sein Haus stets bestrebt sei, nicht nur auf medizinischem Gebiet Spitzenleistungen zu erbringen: „Nachhaltiges Wirtschaften nutzt der Umwelt, dem Unternehmen und nicht zuletzt den Patienten.

Das Klinikum Spandau ist in vielen Bereichen bereits nachhaltig aufgestellt: Die medizinische Qualität gilt als hervorragend, Organisation und Ausrichtung der Notaufnahme sind beispielhaft, medizinische Geräte werden optimal genutzt. Potentiale zur Steigerung der Energieeffizienz bestehen noch im Bereich der Ressourcennutzung, der Beleuchtung sowie in der Abfallentsorgung.

Die Auslastung des Klinikums Neukölln und die der medizinischen Geräte sind dort hoch; positiv wirken sich u. a. die enge Verbundenheit zur Bevölkerung und die Kommunikation mit den zuweisenden Ärzten aus. Potential für weitere Verbesserungen wurden z.B. in Bezug auf die Nutzung der vorhandenen Ressourcen sowie im IT-Bereich ausgemacht."

 

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