Hygiene

Globale Offensive gegen nosokomiale Infektionen

09.02.2012 -

Globale Offensive gegen nosokomiale Infektionen. Infektionen, die im Laufe eines Krankenhausaufenthalts erworben werden, stellen Kliniken auf der ganzen Welt vor große Herausforderungen. 1,4 Mio. Patienten erkranken jährlich an einer so genannten nosokomialen Infektion. Allein in den USA sterben 98.000 Patienten pro Jahr an den Folgen einer im Krankenhaus erworbenen Infektion. Auch die Folgekosten sind hoch – in den USA z. B. betragen sie rund 29 Mio. Dollar pro Jahr.

Über die herausragende Bedeutung der Händehygiene als Prävention nosokomialer Infektionen besteht international Konsens. Auf den 8. Internationalen Bode-Hygienetagen vom 14. – 17. Juni 2007 in Tallinn (siehe Management & Krankenhaus, Ausgabe 8, 2007) sprachen Experten über die weltweite Optimierung und Implementierung von Standards zur Händehygiene. In der Session „State-of-the-art in surgical hand disinfection“ wurden in Tallinn der aktuelle Stand der chirurgischen Händedesinfektion und ihre Bedeutung für die Vermeidung postoperativer Wundinfektionen vorgestellt. Im Fokus: Neue Verfahren wie die Verkürzung der Einwirkzeit auf 1,5 Min., der Verzicht auf eine der Desinfektion vorangehende Händewaschung und dermatologische Aspekte.

Chirurgische Händedesinfektion unverzichtbar

Über die „Compliance bei der chirurgischen Händedesinfektion“ berichtete Prof. Axel Kramer, Greifswald. Der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Krankenhaushygiene e. V. (DGKH) hob zunächst die Bedeutung der chirurgischen Händedesinfektion hervor. Chirurgische Eingriffe gehören zu den Faktoren mit hohem Risiko für den Erwerb nosokomialer postoperativer Wundinfektionen. Etwa 18 % aller OPHandschuhe weisen nach einem Eingriff Perforationen auf. Ein permanentes Risiko, dass Mikroorganismen unbemerkt in die Operationswunde gelangen. Mit der Eliminierung der transienten und weitgehenden Reduzierung der residenten Hautflora stellt die chirurgische Händedesinfektion eine unverzichtbare Ergänzung steriler OP-Handschuhe dar.

Aufs Händewaschen verzichten

Im zweiten Teil seines Vortrags ging Kramer auf die Compliance-Rate bei der chirurgischen Händedesinfektion ein. Diese läge zwar als fester Bestandteil des chirurgischen Prozederes bei 100 %, Optimierungen seien jedoch auch hier zu erzielen. Kramer nannte bedeutende Veränderungen der jüngsten Zeit, die die chirurgische Händedesinfektion für Anwender komfortabler machten. Zu den wesentlichen Änderungen im Prozedere der chirurgischen Händedesinfektion zählt die optionale Verkürzung der Einwirkzeit bei bestimmten Einreibepräparaten von 3 auf 1,5 Min. Kramer begrüßte außerdem die jüngste Empfehlung der Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention beim Robert Koch-Institut, auf ein präoperatives Händewaschen vor der Desinfektion bei optisch sauberen Händen zu verzichten. Es habe sich gezeigt, dass ein präoperatives Händewaschen den Hautzustand und die Desinfektionswirkung beeinträchtigt. Das präoperative Verfahren der Wahl mit den besten Reduktionsfaktoren, so resümierte Kramer aufgrund eigener Un-tersuchungen, sei die 1,5 minütige Händedesinfektion ohne vorangehende Waschphase mit vollständigem Auftrocknen des Präparates innerhalb einer Minute.

Handekzeme durchs Waschen

Das Risiko, eine dermatologische Berufskrankheit zu entwickeln, ist bei Pflegekräften um das Sechsfache erhöht. Über die tatsächlichen Gründe für das erhöhte Aufkommen von Handekzemen beim Pflegepersonal referierte der Heilbronner Dermatologe und Arbeitsmediziner Prof. Harald Löffler in seinem Vortrag „Wie hautreizend sind Alkohole?“. Als Ursache für Hautirritationen wird von den Beschäftigten oft die alkoholische Händedesinfektion angesehen, da Alkohole in dem Ruf stehen, Irritationen auszulösen und die Haut auszutrocknen. Untersuchungen an 200 Probanden mit repetitiven Patch-Tests und unter praxisnahen Bedingungen zeigten, dass die signifikant stärksten Hautirritationen beim Einsatz waschaktiver Substanzen, also beim Händewaschen, zu beobachten sind. Werden Alkohole nach dem Händewaschen eingesetzt, können sie, Untersuchungen zufolge, sogar einen schützenden Effekt auszuüben. Beim alleinigen Einsatz alkoholischer Präparate sei das Potential für Hautirritationen mit dem reinen Wassers vergleichbar. Widerlegen konnte Löffler auch, dass Alkohole Allergien auslösen. Nicht nur aus hygienischer, sondern auch aus dermatologischer Sicht seien daher bevorzugt alkoholische Einreibepräparate zu empfehlen. Das Händewaschen sollte nach Meinung des Heilbronner Dermatologen dagegen so selten wie möglich und nur bei strenger Indikation erfolgen.

WHO-Guideline zur Händehygiene

Eine Ansicht, die sich auch international immer mehr durchsetzt, wie Prof. Andreas F. Widmer, Basel, in seinem Beitrag „Kernpunkte der WHO Guideline zur Händehygiene“ aufzeigte. Zu den zentralen Aussagen der im Abstimmungsprozess befindlichen Richtlinie, gehört die weltweite Förderung der alkoholischen Einreibemethode und die strenge Indizierung des Händewaschens. Bei der weit verbreiteten Wasserknappheit und -kontamination stellen alkoholische Einreibepräparate für Entwicklungsländer zudem eine entscheidende, wenn nicht gar die einzige Möglichkeit dar, ihren Hygienestandard zu erhöhen – so Widmer. Die „WHO-Guideline for Hand Hygiene in Health Care (Advanced Draft)“, die unter Mitarbeit von über 100 internationalen Experten entwickelt wurde, gehört zur „Clean Care is Safer Care”-Kampagne. Ihr Ziel: Die Patientensicherheit weltweit zu verbessern. Die Richtlinie befindet sich gegenwärtig in verschiedenen Teilen der Welt in der Test- und Implementierungsphase, so z. B. in Kenia.

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