Medizin & Technik

Intergrierte Versorgung: erster Versorgungsvertrag in Hessen

14.03.2012 -

Intergrierte Versorgung: erster Versorgungsvertrag in Hessen. Patienten mit chronischen Wunden werden in Deutschland nur unzureichend versorgt – das geht aus einer Umfrage des Instituts für Gesundheits-System-Forschung (IGSF) in Kiel hervor, an der sich 850 niedergelassene Ärzte beteiligt haben. Rund vier Millionen Patienten leiden in Deutschland unter schlecht heilenden Wunden.

Im Main-Taunus-Kreis soll sich das jetzt ändern. Die Barmer Ersatzkasse und die Kliniken des Kreises haben den ersten Vertrag in Hessen zur Integrierten Versorgung von Patientinnen und Patienten mit chronischen Wunden geschlossen, um diesen in Zukunft eine abgestimmte und qualitativ hochwertige Versorgung zukommen zu lassen. Ziel des Wundprojektes ist die optimale, lückenlose Versorgung chronischer Wundpatienten durch das Krankenhaus, den niedergelassenen Arzt und ambulante wie stationäre Pflegeeinrichtungen.

„Die optimale Behandlung von Wundpatienten war uns schon lange ein besonderes Anliegen“, begründete Gerhard Potuschek, Barmer- Landesgeschäftsführer in Hessen, die Initiative. Von dem neuen Konzept sollen vor allem Patienten mit schwierigen, schlecht heilenden Wunden, wie Dekubitus oder dem diabetischen Fuß, profitieren. Eine gute Wundversorgung setzt eine optimale Zusammenarbeit aller beteiligten Leistungserbringer voraus. „Als zentrale Anlaufstelle für die Behandlung chronischer Wunden qualifizieren sich die Kliniken bei Patienten und einweisenden Ärzten auf einem weiteren wichtigen Therapiegebiet“, hob Helmuth Hahn-Klimroth als Geschäftsführer der Kliniken hervor.

Das Vorgehen der unterschiedlichen Behandler und Pflegekräfte war bisher oft nicht gut aufeinander abgestimmt. Dies führte zu langer Behandlungsdauer mit wechselnden Verantwortlichkeiten (ambulant – stationär - Pflegedienst), Budgetängsten, häufig nicht abgeschlossener Diagnostik und mangelnder interdisziplinäre Zusammenarbeit. „Die integrierte Versorgung bietet jetzt die besten Chancen, alle Verantwortlichen in ein Boot zu nehmen, um für die Patientinnen und Patienten die beste Therapie zu erreichen“, so der ärztliche Direktor der Kliniken, Prof. Michael Booke. Die Kliniken des Main-Taunus- Kreises übernehmen im Krankenhaus Bad Soden die Funktion des Wundzentrums.

Haus- und Fachärzte sowie behandelnde Krankenhausärzte können Patienten mit schlecht heilenden Wunden zur ambulanten Versorgung an das Wundzentrum der Main-Taunus-Kliniken überweisen. Auch Pflegedienste haben die Möglichkeit, eine Empfehlung zur Behandlung im Wundzentrum auszusprechen. Die Vorstellung des Patienten erfolgt mittels eines ausgefüllten Anamnesebogens, der alle für die Erkrankung der Patienten relevanten Daten und Befunde enthält. Der Behandlungsablauf orientiert sich an festgelegten Modulen, die jedoch individuell auf die Bedürfnisse des Patienten abgestimmt werden. Das Wundzentrum übernimmt die komplette Behandlung der Patienten und informiert den zuweisenden Arzt während der gesamten Behandlungsdauer über den Stand der Diagnostik und den Therapieplan.

Durch die enge Zusammenarbeit mit den weiterbehandelnden Ärzten und der Möglichkeit, ambulante und stationäre Pflegeeinrichtungen einzubinden, ist ein sektorenübergreifender Behandlungsablauf möglich. „Durchgängig werden im Wundzentrum alle Fälle dokumentiert und ausgewertet, sodass ein qualitätsgesicherter Ablauf garantiert ist“, betonte der Pflegedienstdirektor der Kliniken, Helmut Krechel. In den Kliniken wurden sechs Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen des Pflegedienstes speziell zu Wundmanagern ausgebildet. Durch den integrierten Versorgungsvertrag ist eine umfassende und moderne Behandlung in einem neuen Vergütungssystem möglich. Die Kliniken erhalten für die Behandlung eines Wundpatienten eine Komplexpauschale, die sich am Schweregrad der Erkrankung orientiert.

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