Cancer Survivorship durch Radioonkologie
09.07.2012 -
Cancer Survivorship durch Radioonkologie. Mehr als die Hälfte aller Tumorpatienten wird heute geheilt. Moderne Therapiekonzepte tragen mittlerweile dafür Sorge, dass sich heute für den Krebspatienten und Behandler sogar die Frage nach Lebensqualität stellt. Ein Bedürfnis, das früher wegen der nur noch geringen Lebenserwartung kaum aufkommen konnte.
Heute ist an der deutlichen Lebensverlängerung bei jedem zweiten Patienten die Strahlentherapie zumindest beteiligt. Ihre Behandlungsziele haben sich dahingehend neu definiert, dass Lebensqualität bestmöglich gesichert werden soll. Das diskutierten unter dem Schlagwort „Cancer Survivorship“ die Experten und machten es zum Hauptthema auf dem Jahreskongress der Deutschen Gesellschaft für Radioonkologie in Hannover (7.-10. Juni 2007). Die DEGRO (Deutsche Gesellschaft für Radioonkologie) ist der Zusammenschluss aller in der Radioonkologie arbeitenden Ärzte, Medizinphysiker, Strahlenbiologen, Sekretärinnen, medizinisch-technischen Assistenten und Pflegekräfte. Die Radioonkologen setzen die Strahlentherapie in der Krebsbehandlung und bei zahlreichen anderen Erkrankungen ein.
Geheilte Kinder haben ein ganzes Leben vor sich
Die Suche nach den langfristigen Folgen einer lebensrettenden Therapie spielt insbesondere bei Kindern eine Rolle. Diese haben, wenn sie ihre Krankheit überwunden haben, noch ein ganzes Leben vor sich. Einzigartig in Deutschland ist das Projekt „RiSKRegister“. Diese Nachbeobachtungsstudie dient der Erfassung von Spätfolgen nach Strahlentherapie maligner Erkrankungen im Kindes- und Jugendalter. Es wird gefördert von der Deutschen Kinderkrebsstiftung. Ziel der Studie ist die systematische und flächendeckende Erfassung von therapiebedingten Nebenwirkungen im Kindes- und Jugendalter. Bislang wurden die Daten von 742 Kindern aus bundesweit 59 Zentren in Münster erfasst. Zudem liegen 761 Bestrahlungspläne- und Protokolle vor. Damit kann man Nebenwirkungen der Bestrahlungstechnik und der Strahlendosis an Risikoorganen zuordnen und Erkenntnisse darüber gewinnen, welche Behandlungen besonders risikoreich sind. Durch eine solche Dokumentation erhofft man sich Strategien für noch schonendere Behandlungsformen.
Bestrahlung nach brusterhaltender OP ist bei Krebsvorstufen jetzt obligat
Eine weitere wichtige Neuerung ergibt sich für Frauen mit einer Vorstufe von Brustkrebs, einem Ductalen Carcinoma in situ (DCIS). Diese werden heute meist brusterhaltend operiert. Bei ihnen sollte dann unbedingt eine Strahlentherapie folgen. So lautet die neue Empfehlung der „Expertengruppe Mammakarzinom“ der DEGRO. Durch die Mammografie wird Brustkrebs immer häufiger bereits im Vorstadium entdeckt. Doch auch die Vorstufen müssen wirksam behandelt werden. Der Anteil dieser Tumoren wird durch die Screening- Mammografie in Zukunft voraussichtlich bis zu 40 % aller Mammakarzinome ausmachen. Richtig behandelt, können fast alle Patientinnen mit DCIS geheilt werden. Unbehandelt geht ein DCIS jedoch meist in ein invasives Karzinom über. Mehrere Studien belegen, dass eine Strahlentherapie nach brusterhaltender OP das Rückfallrisiko deutlich senkt. Die DEGRO hatte bereits 2006 bei DCIS nach brusterhaltender OP eine Strahlentherapie empfohlen. Eine mögliche Ausnahme sahen die Experten jedoch bei besonders günstigen Prognosefaktoren. Dazu gehören: kleine Tumoren (unter 2,5 Zentimeter), ein Alter über 50 Jahre und eine Operation mit großzügigem Sicherheitsabstand (mehr als 1 cm).
Dies hat sich nun geändert: Die „Expertengruppe Brustkrebs“ der DEGRO empfiehlt allen Patientinnen mit DCIS eine Bestrahlung, wenn die Brust erhalten wurde. Erstmalig belegt nämlich eine Studie an der Harvard Universität in Boston bei 158 Patientinnen mit DCIS: Auch bei vermeintlich günstigen Risikofaktoren ist die Zahl der Rückfälle ohne Strahlentherapie beträchtlich. Alle Frauen wurden mit einem Sicherheitsabstand von über 1 Zentimeter operiert, dann aber nicht bestrahlt, sondern in kurzen Abständen untersucht. Die Studie wurde aus ethischen Gründen abgebrochen, da die Rückfallquote nach 5 Jahren 12 % betrug. Bei 31 % der Frauen mit günstigen Prognosefaktoren waren die Tumore bösartig.
Therapie-Mix steigert Überlebenschancen um zehn Prozent
Erfolge gegen Krebs verspricht auch die Kombination von Strahlentherapie mit neuen monoklonalen Antikörpern, teilte die DEGRO weiterhin mit. Amerikanische Studien hätten ergeben, dass die Überlebenschance bei einer Kombination beider Therapien um 10 % steige, hieß es. Deshalb wollen die Arzneimittelbehörden in Europa die Zulassung der Medikamente auf eine Kombination mit der Strahlentherapie ausdehnen.