Michael Danzl im Interview: Actelion Pharmaceuticals Deutschland GmbH
09.07.2012 -
Michael Danzl im Interview: Actelion Pharmaceuticals Deutschland GmbH. Als biopharmazeutisches Unternehmen ist Unabhängigkeit für die Actelion Pharmaceuticals Deutschland GmbH ein wichtiges Ziel. Dr. Sartorius sprach für Management & Krankenhaus mit Michael Danzl, dem Geschäftsführer der Actelion Pharmaceuticals Deutschland GmbH, über Erfolgsgeheimnis, Mitarbeiter und die Zukunft des Unternehmens.
Management & Krankenhaus: Herr Danzl, Actelion hat eine der viel versprechendsten Pipelines der Biotech-Branche. Was hat dies in einem – mit Pharmakonzernen verglichen – kleinen Unternehmen ermöglicht?
Michael Danzl: Actelion konzentriert sich als biopharmazeutisches Unternehmen auf die Erforschung und Entwicklung kleiner Moleküle, also solche mit geringem Molekulargewicht. Unsere Forscher, zu denen auch die Gründer von Actelion zählen, betreiben im Wesentlichen Medizinalchemie. Sie entwickeln innovative Medikamente in Bereichen mit hohem medizinischen Bedarf. Alle vorklinischen Daten gewinnen wir intern. Dazu pflegen wir enge Kontakte zu forschenden Kliniken, die uns bei klinischen Studien unterstützen.
Management & Krankenhaus: Ihre Eigenentwicklung Bosentan vermarkten Sie seit 5 Jahren selbst. Auch das ist sehr ungewöhnlich in der Biotech-Branche…
Michael Danzl: Actelions Unabhängigkeit war von Anfang an ein erklärtes Ziel. Deshalb haben wir uns dazu entschlossen, die Produkte unserer Forschung und Entwicklung wenn möglich, selbst zu vermarkten. Bei unserem ersten Medikament Bosentan, das für die Behandlung der relativ seltenen Krankheit Lungenhochdruck zugelassen ist, hatten wir es damals mit einer überschaubaren Anzahl ärztlicher Experten zu tun, von denen wir bereits viele von unseren klinischen Studien her kannten. Heute befinden sich zahlreiche Wirkstoffe in Actelions klinischer Entwicklung, die für weit verbreitete Krankheiten wie bspw. Schlafstörungen geprüft werden.
Management & Krankenhaus: Was hat sich seitdem bei Actelion verändert?
Michael Danzl: Natürlich sind wir gewachsen. Actelion beschäftigt derzeit rund 1500 Mitarbeiter und ist mit Niederlassungen in allen wichtigen Märkten weltweit vertreten. Unser größtes Kapital ist jedoch nach wie vor die Qualität unserer Mitarbeiter und – daraus resultierend – die Qualität unserer Produkte aus der eigenen Forschung und Entwicklung.
Management & Krankenhaus: Wird das auch in Zukunft so bleiben?
Michael Danzl: Auf jeden Fall. Wir haben erst letztes Jahr in unserem Stammsitz Allschwil bei Basel ein neues Forschungszentrum eingerichtet. Es herrscht dort eine Atmosphäre ähnlich wie auf einem Universitätscampus: offen, kommunikativ und kreativ. Wir wissen, dass unsere Stärke genau dort liegt und setzen auf flache Hierarchien, offene Diskussionen und Einbeziehung der Mitarbeiter in wichtige Entscheidungen, z.B. über die Weiterentwicklung bestimmter Moleküle. Wir geben keine Substanz leichtfertig auf. Der Erfolg gibt uns recht: Bis zum Ende 2007 werden sich wohl zehn Wirkstoffe in unserer klinischen Entwicklung befinden.
Management & Krankenhaus: Aber Sie sind auch für Kooperationen offen?
Michael Danzl: Wenn es sinnvoll ist, ja. So haben wir bspw. Kooperationen mit Merck & Co., Inc. zur Entwicklung eines Renin-Inhibitors für Herz/Kreislauferkrankungen, und mit Roche zur Entwicklung eines S1P1-Rezeptor-Agonisten zur Behandlung von Autoimmunkrankheiten gegründet. Beide Partner verfügen über ein hohes Maß an Kompetenz und Struktur in den entsprechenden Bereichen. Trotzdem bleiben wir an den wichtigsten Entscheidungen beteiligt, das ist und bleibt die Philosophie von Actelion.
Management & Krankenhaus: Wie sehen Sie die Zukunft der Biotech- Branche?
Michael Danzl: Meines Erachtens kommt es auf jede Firma an. Es gibt viele kleine Biotech-Unternehmen mit innovativen Forschungsprojekten, die aber über keine eigene klinische Entwicklung und über kein Vertriebssystem verfügen. Für diese Unternehmen ist es wichtig, sich zum richtigen Zeitpunkt starke Partner zu suchen, die nutzbare Strukturen liefern können. Ich bin zuversichtlich, dass noch viele Biotech-Unternehmen auf diese Weise erfolgreich sein können.