Mobil, vernetzt – und interoperabel?
08.11.2013 -
Das Medica Health IT Forum zeigt aktuelle Trends bei der Vernetzung im weitesten Sinne auf. Auf einem mHealth Playground kann ausprobiert werden, was auf dem Markt ist.
Das Medica Health IT Forum greift in diesem Jahr aktuelle Entwicklungen nicht nur im Bereich der Vernetzung auf. Es geht auch um den neuesten Stand in Sachen mHealth mit den Stichworten Self-Tracking, Apps und mobile Sensorik. Die Verschmelzung und Individualisierung von IT und Medizintechnik (z. B. intelligente Implantate, Medizintechnik im Auto, Lab-on-a-Chip) werden ebenso behandelt wie das aktuell heiß diskutierte Thema Big Data. Gleich nach der Eröffnung durch Marlis Bredehorst, Staatssekretärin im Ministerium für Gesundheit des Landes Nordrhein-Westfalen, geht es um die Frage der Vernetzung im Gesundheitswesen - und welche Rolle dabei die Telemedizin spielen kann.
Wünschenswert wäre jedenfalls auch für die Krankenhäuser der einfache Daten-Austausch zwischen Ärzten, anderen Heilberuflern und letztlich auch Patienten, die dank Smartphones zunehmend Daten selbst erzeugen. Wie sich solche Interoperabilität zumindest unter Ärzten einfach machen lässt, das ist ein heißes Eisen, das unter der Moderation von Dr. Pablo Mentzinis, Public Sector beim Hightech-Branchenverband Bitkom, behandelt wird. Ins Thema einführen wird Dr. Matthias von Schwanenflügel, Unterabteilungsleiter Bundesministerium für Gesundheit. Diskutieren werden u. a. Dr. Jörg Caumanns, Leiter Competence Center E-Health beim Fraunhofer-Institut für Offene Kommunikationssysteme FOKUS, und Prof. Arno Elmer, Hauptgeschäftsführer der gematik, also jener Gesellschaft, die die Verantwortung für die Einführung der sicheren Telematik-Infrastruktur in Deutschland trägt.
Das Thema des Datenaustauschs lässt sich durchaus weit fassen. So wird im Rahmen des Medica Health IT Forum auch die Initiative OR.NET vorgestellt. Der Weg zu mehr Patientensicherheit führt z. B. im Operationssaal über eine bessere Standardisierung der Art und Weise, wie die Menschen mit den Geräten und die Geräte untereinander kommunizieren - denn Missverständnisse sind hier besonders fatal.
Ebenso spannend dürfte die Diskussion um Big Data im Gesundheitswesen sein, die nicht nur unter technischen, sondern auch unter ethischen Gesichtspunkten geführt wird. Hier werden u. a. Ulrich Lepper, Landesbeauftragter für Datenschutz und Informationsfreiheit Nordrhein-Westfalen, Prof. Eckhard Nagel, Mitglied des Deutschen Ethikrates, sowie Prof. Stefan Wrobel, Institute Director, Fraunhofer Institute for Intelligent Analysis and Information Systems IAIS, ebenfalls bereits am Mittwoch, 20. November, aufeinandertreffen.
Für manchen sind solche Diskussionen allerdings fast veraltet, wenn man betrachtet, wie mit der Erfassung eigener Daten, dem Self-Tracking, umgegangen wird. Tausende Apps locken im Gesundheitswesen, und viele Nutzer wollen auf die Helferlein nicht mehr verzichten. Nützlich ist vieles, und so gastiert der „AppCircus on Health" beim Medica Health IT Forum. Hier werden die innovativsten Health-Apps von ihren Schaffern präsentiert mit der Zielsetzung, Entwickler, Start-up-Unternehmer und an der Programmentwicklung beteiligte Organisationen zusammenzubringen mit potentiellen Anwendern und Projektpartnern aus dem medizinischen Bereich und seitens der Kostenträger. Auf der Bühne des Medica Health IT Forum in Halle 15 werden am 22. November alle diesjährig nominierten Health Apps live vorgeführt und der Gewinner von einer Jury vor Ort gekürt. Auch dieses Jahr dürften die Gewinner spannend sein.
Neu und für Entwickler besonders interessant ist der mHealth Play-ground, ein Gerätepark mit mobilen Devices. Auf verschiedenen Endgeräten (Tablets, Smartphones) von Huawei können Besucher beispielhafte Medizin-Apps vor Ort ausprobieren, damit sie sich an ihrer eigenen Nutzer-Erfahrung orientieren können. Ärzte, Patienten und gesundheitsbewusste Besucher können also testen, was auf dem Markt ist. Fachkundige Beratung steht ihnen hierbei zur Seite.
Nicht zuletzt gibt es ein Sonderprogramm für Young Potentials. Einen Höhepunkt bildet der Samstag: Nach einer gemeinsam mit Studierendenverbänden organisierten Podiumsdiskussion locken Workshops zur aktiven Besucherbeteiligung. Prof. Bernhard Wolf, Leiter des Heinz Nixdorf-Lehrstuhls für Medizinische Elektronik an der TU München und Mitglied im Expert Circle des Medica Health IT Forum, und sein Team werden Hands-on-Workshops anbieten, die den Besuchern durch praxisnahe Vermittlung ein besseres Verständnis sensorgestützter telemedizinischer Assistenzsysteme ermöglichen.
Die Ausstellungsfläche auf dem Forum bündelt dazu neuartige Exponate aus verschiedensten Ideenschmieden. Ebenfalls zu sehen ist das mobile Living Lab des Forschungszentrums Informatik der TU Karlsruhe, die „rollende Ausstellung" für Assistenztechnik zum selbstständigen Wohnen im Alter.