Bauen, Einrichten & Versorgen

Krankenhaus trifft Klimaschutz

05.06.2020 -

Laura-Marie Strützke vom Evangelischen Krankenhaus Hubertus zur praktischen Umsetzung von Klimaschutz in Corona-Zeiten.

Als eine von über 100 Einrichtungen beteiligt sich das Evangelische Krankenhaus Hubertus seit 2019 an KLIK green - einem Projekt zur Qualifizierung von Klimamanagern in Krankenhäusern und Reha-Kliniken. Die Klimamanager integrieren das Thema Klimaschutz in ihren Berufsalltag als medizinisches und technisches Personal, Umweltschutzbeauftragte oder Hygienefachkräfte. Die praktische Umsetzung von Maßnahmen zur Reduzierung der Energie- und Ressourcenverbräuche erfolgt in verschiedenen Abteilungen und variiert zudem in Abhängigkeit von Kliniktyp und Klinik-größe. Die Klimaschutzinitiativen sind vielfältig und gehen weit über das Thema Energie hinaus: Von der Wiederaufbereitung von Einmalbesteck im OP-Bereich über die Vermeidung von Lebensmittel-abfällen bis hin zum Anpflanzen von Bäumen auf dem Klinikgelände.

Die Verbundpartner BUND Berlin, Krankenhausgesellschaft Nordrhein-Westfalen und Universitätsklinikum Jena begleiten die Kliniken im Projekt. Trotz der besonderen Herausforderungen durch die COVID-19-Pandemie setzten einige Klimamanager in den letzten Monaten bereits Maßnahmen um. Sie entwickelten auch in Corona-Zeiten neue Ideen. Eine von ihnen ist die Gesundheits- und Krankenpflegerin Laura-Marie Strützke vom Evangelischen Krankenhaus Hubertus. Im Gespräch berichtete sie von ihrer Funktion und ihrer Motivation, in der aktuellen Projektphase am Klimaschutz festzuhalten.

M&K: Sie arbeiten seit sechs Jahren am Evangelischen Krankenhaus Hubertus. Wie hat sich Ihr beruflicher Alltag verändert, seitdem Sie Klimamanagerin sind?

Laura-Marie Strützke: Auf der Intensivstation hat sich meine Schicht nicht verändert. Aber die Kollegen reagieren auf meine neue Tätigkeit, sprechen mich häufig darauf an und wollen meine Meinung zu verschiedenen Umweltthemen hören. Ansonsten nehme ich nun zusätzliche Termine wahr, arbeite eng mit unserem Geschäftsführer Dr. Matthias Albrecht zusammen und richte wöchentlich einen Arbeitstag als Klimatag aus.

Das Evangelische Krankenhaus Hubertus engagiert sich seit gut 20 Jahren für den Schutz des Klimas. Wie fügt sich Ihre Rolle als Klimamanagerin in das gesamte Engagement ein bzw. ergänzt dieses?

Strützke: Mit meiner Funktion bekommen die jahrzehntelangen Klimaschutzinitiativen am Hubertus im wahrsten Sinne ein Gesicht. Es wird deutlicher, dass Klimaschutz im Krankenhaus die Aufgabe aller Beschäftigten ist und nicht nur als einzelne Maßnahme funktioniert. Die bisherigen Maßnahmen werden gebündelt, kommuniziert und vom Kollegium noch stärker wahrgenommen als zuvor.

Sie haben bereits im vergangenen Jahr Ende November am regionalen Auftaktworkshop des Projekts KLIK green teilgenommen. Wie ist Ihnen danach der Einstieg ins Projekt gelungen?

Strützke: Man könnte sagen, dass meine Stelle als Klimamanagerin im Evangelischen Krankenhaus Hubertus zeitgleich mit dem KLIK green Auftaktworkshop begann. Zuerst musste ich mich dann in das Management des Krankenhauses einarbeiten, habe viel recherchiert und andere Bereiche kennengelernt. Den KLIK green Auftaktworkshop fand ich sehr hilfreich, denn ich kann mich nun mit anderen Klimamanagern, die am Projekt teilnehmen, in Verbindung setzen und habe Ideen für mögliche Maßnahmen gesammelt.

Momentan beherrscht vielerorts Corona den Alltag in Kliniken. Konnten Sie vor dem Ausbruch der Pandemie bereits erste Ideen entwickeln und umsetzen?

Strützke: Ja, denn quasi parallel zur Einarbeitung in die Strukturen des Krankenhauses begannen die Geschäftsführung und ich gleich mit der Planung von Optimierungsmaßnahmen. Gemeinsam haben wir festgestellt, dass es trotz unseres grünen Daumens noch reichlich Optimierungsbedarf gibt und definiert, was wir zuerst umsetzen wollen.

Welche waren das?

Strützke: Insbesondere richteten sich erste Aktivitäten auf das interne Catering. Den Mitarbeitern werden nun klimafreundliche und gesunde Speisen bei Sitzungen oder Festlichkeiten serviert. Darüber hinaus wurde bereits der Anteil an Recyclingpapier deutlich erhöht.

Welche Maßnahmen für den Klimaschutz im Krankenhaus stehen an, wenn COVID-19 eingedämmt werden konnte?

Strützke: Viele Klimaschutzmaßnahmen sind auch ohne persönlichen Kontakt möglich. Das heißt: Technische Optimierungen und weitere Erhöhung des Anteils an Recyclingpapier können auch weiter geplant und umgesetzt werden. Parallel bereite ich die Optimierung der Abfallentsorgung, die als nächstes ansteht, vor. Solche Maßnahmen können erst beginnen, wenn ich mit Kollegen persönlich direkt vor Ort arbeiten kann. Ich hoffe, dass dies die Situation bald wieder zulässt.

Es bleibt zu hoffen, dass positive Nebeneffekte der Corona-Krise, etwa in Hinblick auf soziale Gerechtigkeit, Klimaschutz, Wertschätzung von Krankenhäusern, auch nach der Pandemie erhalten bleiben. Was nehmen Sie aus heutiger Sicht persönlich mit?

Strützke: Generell würde ich sagen, dass aus jeder Krise auch etwas Gutes entsteht. Dazu möchte ich persönlich meinen Teil beitragen und merke derzeit noch mehr als sonst, dass ich den Menschen und dem Planeten helfen will. Natürlich hoffe ich, dass die bereits sichtbaren positiven Nebeneffekte des sozialeren Miteinanders und der Anerkennung zu Konstanten werden. Auch wenn mir jeden Tag bewusst ist, dass ich nicht die Welt retten kann und auf der Intensivstation immer die Bedrohung durch Krankheit und Ängste erlebe: Ich bin von Haus aus ein optimistischer Mensch und werde es bleiben. Jetzt erst recht.

Ihre Tipps zum Schluss: Wie gewinnen wir Menschen für den Klimaschutz?

Strützke: Wir müssen betonen, dass Klimaschutz kein Verzicht ist, sondern Gewinn bedeutet. Wir müssen einfach irgendwo anfangen und selbst testen, wie Klimaschutz im Alltag funktionieren kann. Wenn Sie vier Wochen auf Plastik verzichten, werden Sie schnell merken, dass man nicht vollständig auf Plastik verzichten kann. Aber darum geht es nicht. Der Prozess ist entscheidend und macht großen Spaß. Nach vier Wochen Experimentierphase hat man bereits einen Teil seines Lebens umgestellt und das fühlt sich gut an. Bei mir fing alles mit Babyshampoo an, daraus wurde Schritt für Schritt ein neuer Lebensstil und nun bin ich Klimamanagerin im Evangelischen Krankenhaus Hubertus. Also: Klimaschutz bringt Freude und Freunde, wenn wir locker rangehen und andere inspirieren, anstatt Kritik zu üben.

Das Interview ist bereits im Blog Umweltzone Berline auf der Website des BUND Berlin erschienen. https://umweltzoneberlin.de/

Kontakt

Paul Gerhardt Diakonie e.V., Berlin und Wittenberg

Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND) - Landesverband Berlin

Crellestr. 35
10827 Berlin

+49 30 78790021

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