Interview mit einer Klimamanagerin
07.08.2020 -
Annegret Voß vom Marien Hospital Düsseldorf zur praktischen Umsetzung von Klimaschutzmaßnahmen während der Corona-Pandemie
Mit dem Start in den zweiten Projektzyklus bieten der BUND Berlin, die Krankenhausgesellschaft Nord-rhein-Westfalen und das Universitätsklinikum Jena ab sofort weiteren Krankenhäusern und Reha-Kliniken die Möglichkeit zur Teilnahme an KLIK green - einem Projekt zur Qualifizierung von Klimamanager*innen. Die Anmeldung erfolgt über die Projektwebsite und steht interessierten Einrichtungen bis Herbst 2020 offen. Die Kliniken profitieren von kostenlosen Weiterbildungsangeboten, die den Austausch zum Thema Klimaschutz in Gesundheitseinrichtungen zwischen Klinikbeschäftigten aus allen Bundesländern fördern. Ab August finden dazu wieder Präsenzveranstaltungen in Berlin, Düsseldorf und Jena statt. Trotz verbleibender Corona-Beschränkungen planen Kliniken im Kontext von KLIK green die Umsetzung praktischer Maßnahmen zur Senkung von Energie- und Ressourcenverbräuchen. Insgesamt verwirklicht das KLIK green Netzwerk seit dem Projektstart im Mai 2019 schon 175 entsprechende Aktivitäten.
Das Marien Hospital vom Verbund Katholischer Kliniken Düsseldorf zählt zu den 110 Einrichtungen, die sich bisher am Projekt KLIK green beteiligen. Klimamanagerin Annegret Voß ist hauptberuflich als Qualitätsmanagerin in der Klinik aktiv. Wie sie ihre Position nutzt, um im Rahmen des Projektes KLIK green Klimaschutz im eigenen Haus zu verankern, berichtete sie im Interview.
M&K: Frau Voß, wie lange sind Sie als Qualitätsmanagerin am Marien Hospital Düsseldorf tätig? Wie hat sich Ihr beruflicher Alltag verändert, seitdem Sie Klimamanagerin im Projekt KLIK green sind?
Annegret Voß: Seit 10 Jahren bin ich als Qualitätsmanagerin mit verschiedenen Aufgaben im Marien Hospital Düsseldorf tätig. In dieser Funktion bin ich mit Kolleginnen und Kollegen der verschiedenen Berufsgruppen immer den Verbesserungen und Optimierungen im Arbeitsalltag auf der Spur. Die Abteilung Qualitätsmanagement hat die Steuerung des Projektes KLIK green gern übernommen.
Sie haben im Dezember 2019 am regionalen Auftaktworkshop des Projekts KLIK green in den Räumlichkeiten des Projektpartners Krankenhausgesellschaft Nordrhein-Westfalen teilgenommen. Wie ist Ihnen danach der Einstieg ins Projekt gelungen?
Voß: Bereits im Januar 2020 fanden die ersten Gespräche mit der Geschäftsführung statt, die das Projekt KLIK green forciert und begleitet hat. Mit dem Projektauftrag wurden der Rahmen, Projektziele und Ressourcen formuliert.
Beschäftigte und Leitungen der Abteilungen Technik, Hauswirtschaft, Arbeitssicherheit, Unternehmenskommunikation, Personalentwicklung, IT und OP sind fest in das Projekt eingebunden. Mit dieser Gruppe planen wir geeignete Maßnahmen, die dann durch diese Abteilungen konkret umgesetzt werden können.
Beinahe unmittelbar nach Ihrem Einstieg ins Projekt begann auch in Deutschland die Corona-Krise das öffentliche Leben und den Alltag in Kliniken zu beherrschen. Wie haben Sie den Beginn eines Klimaschutzprojektes an Ihrer Klinik unter diesen Umständen erlebt?
Voß: Mit Ausbruch der Pandemie Mitte März konnte sich das KLIK green Team zwar nicht persönlich treffen, aber erste Ideen waren ja schon da. Es blieb Zeit, die notwendigen Strukturen und organisatorische Vorbereitungen wie den Intranet-Auftritt oder das Einrichten einer KLIK-green-Emailadresse auf den Weg zu bringen und in kleinen Arbeitsgruppen Ist-Zahlen zu erheben.
Die Corona-Krise hat gezeigt: Solidarisches und schnelles Handeln sind möglich. Wie lassen sich diese Erfahrungen in Gesundheitseinrichtungen - insbesondere in Hinblick auf die Umsetzung von Klima-schutzmaßnahmen - anwenden?
Voß: In den vergangenen Monaten lernten wir, dass in einer Krise nichtformalistisches und unbürokratisches Handeln möglich sind. Es waren Kreativität, beherztes Handeln ohne langwierige (nicht unüberlegte) Planungen notwendig. Diese unkomplizierte Vorgehensweise wünschen wir uns natürlich auch bei der Umsetzung von Ideen zum Schutz des Klimas. Die Devise sollte also lauten „Einfach machen - Klima schützen“.
Aktuell nehmen mehr und mehr Kliniken Ihren „normalen“ Alltag wieder auf. Welche Ideen und/ oder Maßnahmen für den Klimaschutz im Krankenhaus stehen am Marien Hospital Düsseldorf an, wenn COVID-19 eingedämmt werden konnte?
Voß: Wir sehen großes Potenzial in den Themenfeldern Bau/ Energie, Speisenversorgung und Nutzerverhalten. Ideen, die gerade geprüft, in Planung oder bereits in Umsetzung sind, betreffen z.B. die Einführung eines vegetarischen Tages, Mülltrennung in allen Bereichen des Krankenhauses, Umweltbroschüren für das Personal, Umsetzung von klimatechnischen Verbesserungen bei Baumaßnahmen und Förderung von Elektromobilität für Mitarbeiter.
Ihre Tipps zum Schluss: Wie gewinnen wir Menschen für den Klimaschutz?
Voß: Ich stoße in Gesprächen mit den Kolleginnen und Kollegen auf großes Interesse und hohe Bereitschaft, sich nicht nur im Privaten, sondern auch am Arbeitsplatz für den Klimaschutz einzusetzen. Somit ist schon eine gute Anknüpfung gegeben. Einrichtungen im Gesundheitswesen, insbesondere Krankenhäuser haben aus meiner Sicht als energieintensive Großverbraucher eine besondere Verantwortung. Daher müssen Mitarbeiter*innen kontinuierlich über den Stand der Klimaschutzmaßnahmen und über die Bedeutung von Klimaschutz in Kliniken informiert werden.
Denn so gewinnen wir weitere Mitarbeiter für das Thema Klimaschutz im Marien Hospital. Durch eine gezielte interne Öffentlichkeitsarbeit mit der Unternehmenskommunikation wollen wir KLIK green in den Fokus bringen. Im Intranet haben Mitarbeiter die Möglichkeit, einen Ideenspeicher zu bedienen und werden regelmäßig über den Projektstand informiert.
Kontakt
Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND) - Landesverband Berlin
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