„Das Faxgerät hat als Kommunikationsmittel im Gesundheitswesen ausgedient“
27.10.2020 - Sassan Sangsari, Medical Director bei dem Health-Tech-Unternehmen Siilo, zur aktuellen Lage des Corona-Ausbruch-Managements
„Während wir noch am Anfang der viel befürchteten zweiten ‚Corona-Welle’ stehen, sind die deutschen Gesundheitsämter und Labore bereits jetzt an ihren Belastungsgrenzen – und darüber hinaus – angekommen. Mitarbeiter machen zahlreiche Überstunden und dennoch reichen die Zeit und das Personal nicht aus, um die vielen Kontaktpersonen von Corona-Infizierten nachzuverfolgen und Testergebnisse zu übermitteln. Medien berichten bereits über diverse Fälle, in denen Kontaktpersonen widersprüchliche und verspätete Aussagen über ihren Status erhielten. Das verwundert wenig, wenn man sich vergegenwärtigt, dass eines der wichtigsten Geräte bei der Datenübertragung zwischen den deutschen Gesundheitsämtern und Laboren noch immer das Fax ist.
Durch die Zusage des Bundes und der Länder, die Gesundheitsämter mit vier Milliarden Euro und die Krankenhäuser mit drei Milliarden Euro zu unterstützen, sollen nun sichtbare Schwachstellen langfristig behoben werden. Das ist schön und gut, doch angesichts der aktuellen Krisensituation müssen verfügbare Lösungen ohne Verzögerung umgesetzt werden.
Für manche Lösungen sind keine Milliarden nötig. Ein Blick über die Landesgrenzen hinaus zeigt, wie es besser geht. In den Niederlanden beispielsweise werden datenschutzkonforme Messenger-Apps seit Beginn der ersten Welle im März 2020 für das Bilden von regionalen Chat-Gruppen eingesetzt. Dieser Schritt, so einfach wie er klingt, versetzt die Kommunen und Gesundheitsämter in die Lage, kollaborativ und ganz unbürokratisch mit Hausärzten und Fachärzten aus der Infektiologie praxisrelevante Erkenntnisse im Kampf gegen die Pandemie miteinander zu teilen. Die Erfahrung dort zeigt: Die Zusammenarbeit in virtuellen Netzwerken steigert die Effizienz und verbessert den Informationsfluss.
Auch in Deutschland hat sich während der ersten Welle die überregionale Kommunikation in Chat-Gruppen bei den Notfall- und Intensivmedizinern bewährt. Doch beim Versuch, Gesundheitsämter einzubinden, sind wichtige Akteure auf taube Ohren gestoßen. Lassen Sie uns das gemeinsam ändern.
Daher unser Appell an Amtsleitungen und Entscheidungsträger in Kliniken, Laboren sowie Kommunen, zeitgemäße E-Health Lösungen nicht nur zu erwägen, sondern auch zeitnah zum Einsatz zu bringen – zum Wohle der Patienten. In einer globalisierten und digitalisierten Welt reicht es nicht mehr aus, per Telefon und Fax lediglich mit Einzelnen zu kommunizieren. Das Coronavirus wird uns voraussichtlich auch das kommende Jahr noch stark beschäftigen. Medizinisch relevanter Austausch auf regionaler, nationaler und internationaler Ebene ist mit neuen Technologien ganz unkompliziert möglich. Unter ‚Netzwerkmedizin’ verstehen wir bei Siilo die kollaborative Arbeit, bei der alle Akteure digital an einem Ort für ein gemeinsames Ziel zusammenarbeiten. Jetzt ist die Zeit, endgültig mit den Informationssilos in der Medizin aufzubrechen und sich für Netzwerkmedizin einzusetzen.“