Mit Künstlicher Intelligenz zu neuen Arzneistoffen
07.09.2022 - Die Schering Stiftung zeichnet Gisbert Schneider mit dem Ernst Schering Preis 2022 aus.
Der Pionier auf dem Gebiet der KI-unterstützten Arzneistoffentwicklung ermöglichte durch seine visionäre Forschung den Transfer in die industrielle Anwendung. Weltweit werden so heute mögliche Wirkstoffe schneller identifiziert und auf potenzielle Nebenwirkungen untersucht.
Gisbert Schneider gilt als Vorreiter auf dem Gebiet des zielgerichteten Moleküldesigns mit maschinellen Lernmethoden. Der Biochemiker und Bioinformatiker hat neue Wege beschritten und die Künstliche Intelligenz (KI) so weit vorangetrieben, um heute zuverlässig die Wirksamkeit von Arzneistoffen vorherzusagen. Seine Methode baut dabei auf dem Wissen über bekannte Wirkstoffe, Naturstoffe und deren Wirkungen auf und entwirft mittels KI neue Arzneimittelkandidaten mit gewünschten Eigenschaften. Durch seine exzellente Forschungsleistung und seinen unermüdlichen Einsatz für den Technologietransfer konnte er erfolgreich das Vertrauen der Industrie gewinnen und so die Grundlage für den Einsatz dieser Methoden in der Praxis der modernen Biomedizin schaffen. Heute ermöglicht diese Technologie bereits eine vielfach effizientere Identifikation potenzieller Arzneistoffe und erhöht damit deutlich die Erfolgschancen bei der Entwicklung neuer Medikamente.
Prof. Dr. Gisbert Schneider ist Professor für Computer-Assisted Drug Design am Institut für Pharmazeutische Wissenschaften der ETH Zürich und Direktor des Singapore-ETH Centre. Für seine herausragenden Forschungsarbeiten auf dem Gebiet des Moleküldesigns, insbesondere der Entwicklung maschineller Lernmethoden zur Vorhersage der Aktivität pharmakologischer Wirkstoffe, erhält Gisbert Schneider den Ernst Schering Preis 2022. Der Transfer dieses innovativen Konzepts in die medizinische Chemie und chemische Biologie wird als ein wichtiger Beitrag zur Theorie und Praxis der modernen Biomedizin gewürdigt.
Eine siebenköpfige Jury internationaler Wissenschaftler hat Schneiders Forschungsarbeiten unter einer Vielzahl herausragenden Nominierungen ausgewählt. Der Ernst Schering Preis ist mit 50.000 Euro dotiert und einer der renommiertesten deutschen Wissenschaftspreise. Er wird jährlich von der Schering Stiftung verliehen und zeichnet Wissenschaftler weltweit aus, deren bahnbrechende Forschungsarbeit neue inspirierende Modelle oder grundlegende Wissensveränderungen im Bereich der Biomedizin hervorgebracht hat. Der Vorsitzende des Stiftungsrats der Schering Stiftung, Prof. Dr. Dr. hc. Stefan H. E. Kaufmann, sagt: „Gisbert Schneider habe ich als einen Visionär kennengelernt, der durch seine Erfahrungen in der pharmazeutischen Industrie und der akademischen Forschung beide Welten erfolgreich verbindet. In einer Zeit als viele am Nutzen der Künstlichen Intelligenz für die Arzneimittelforschung noch zweifelten, hat er fest daran geglaubt und die Technologie bis zur Anwendungsreife verbessert.“
Gisbert Schneider wurde vom Stab des Präsidenten der ETH Zürich für den Ernst Schering Preis nominiert. Der Leiter des Strategic Foresight Hub der ETH Zürich, Dr. Chris Luebkeman, sagt über die Auszeichnung: „Die Entdeckung von Medikamenten ist ein langwieriger und mühsamer Prozess. Gisbert Schneider erkannte das Potenzial des maschinellen Lernens, um die Entdeckung neuer medizinischer Wirkstoffe zu beschleunigen und deren Auswahl effizienter zu gestalten. Seine tiefe Überzeugung und konsequent vorangetriebene Umsetzung dieses neuen Ansatzes führten auf einem bisweilen unpopulären Weg zu einem Paradigmenwechsel in der Arzneistoffforschung. Ich freue mich daher sehr, dass Schneiders außergewöhnliche Leistungen mit dem Ernst Schering Preis 2022 gewürdigt werden.“