Aus den Kliniken

Zurück ins Leben finden – mit einem Tagebuch speziell für Intensivpatienten

15.06.2023 - Auf einer Intensivstation befinden sich Patientinnen und Patienten häufig über einen längeren Zeitraum in einem künstlichen Koma bzw. sind vorübergehend nicht bei klarem Bewusstsein. Mit einem speziellen Tagebuch unterstützt das intensivmedizinische Behandlungsteam des Diakonissenkrankenhauses Leipzig betroffene Menschen ab sofort aktiv dabei, diese Ausnahmesituation durchzustehen und im Nachhinein besser verarbeiten zu können.

Das neue Intensivtagebuch wird seit Kurzem aktiv im Diako genutzt, das dem mitteldeutschen Verbund von Agaplesion angehört. Sowohl die Pflegekräfte als auch die behandelnden Ärztinnen und Ärzte können darin persönliche Einträge zum aktuellen Stand der Behandlung vornehmen. Welche Fortschritte gibt es? Aber auch: Was hat sich patientenbezogen bzw. im direkten Umfeld sonst noch ereignet? Wie lassen sich bestimmte Geräusche oder Gerüche einordnen? Auch die Angehörigen können das Intensivtagebuch nutzen, um ihre persönlichen Eindrücke und Gefühle festzuhalten.

Das druckfrische Intensivtagebuch wurde über einen Zeitraum von etwa einem Jahr von einer hauseigenen Projektgruppe entwickelt, die parallel auch die dafür notwendigen Prozesse im Krankenhaus etablierte. Im Bereich der Intensivmedizin kommt dieses behandlungsbegleitende Format hierzulande bislang nur in einigen Krankenhäusern zum Einsatz. Dabei gilt das Intensivtagebuch bereits als eine evidenzbasierte Maßnahme mit einer langanhaltenden Wirkung für die betroffenen Patientinnen und Patienten.

Auch die ersten praktischen Erfahrungen auf der Intensivstation des Leipziger Diakonissenkrankenhauses fallen überaus positiv aus: „Das Tagebuch kann sowohl den betroffenen Patientinnen und Patienten als auch ihren Angehörigen sehr dabei behilflich sein, eine akut durchlebte Lebenskrise vielleicht ein wenig besser zu verstehen und zu verarbeiten“, erläutert Maria Schuster, die als Intensivpflegekraft gemeinsam mit drei weiteren Fachkolleginnen und -kollegen das Intensivtagebuch erarbeitete. „Wie wir heute wissen, haben sedierte Patienten ein hohes Risiko für besonders intensive Träume und Wahrnehmungsstörungen. Das kann dazu führen, dass sie im Nachhinein eine posttraumatische Belastungsstörung entwickeln. Das Tagebuch möchte an dieser Stelle im positiven Sinne Einfluss nehmen und bestehende Ängste lindern helfen.“

„Ich bin tief beeindruckt, mit welchem Nachdruck und Engagement die Projektgruppe dieses Intensivtagebuch entwickelt hat“, ergänzt Dr. Alexander Rothe als Chefarzt der Klinik für Anästhesiologie, Intensiv- und Schmerztherapie, in dessen medizinischen Verantwortungsbereich auch die Intensivstation fällt. „An einem solchen persönlichen Engagement zeigt sich einmal mehr für mich, dass die Intensivmedizin unseres Hauses noch mehr zu bieten hat als eine reine Apparatemedizin. Dafür bin ich ausgesprochen froh und dankbar.“

Kontakt

Ev. Diakonissenkrankenhaus Leipzig

Georg-Schwarz-Straße 49
04177 Leipzig

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