Christine Geffers leitet das Institut für Hygiene und Umweltmedizin der Charité
10.11.2023 - Das Institut für Hygiene und Umweltmedizin der Charité – Universitätsmedizin Berlin hat eine neue Direktorin: Prof. Dr. Christine Geffers hat zum 1. November die Institutsleitung übernommen und zugleich einen Ruf auf Lebenszeit als Professorin für Hygiene und Umweltmedizin erhalten.
Prof. Geffers war bisher stellvertretende Institutsdirektorin und hat die Hygiene-Surveillance und Infektionsprävention an der Charité maßgeblich geprägt. Sie widmet sich bereits seit Beginn ihrer Forschungskarriere der Bekämpfung von Krankenhausinfektionen. Diese sogenannten nosokomialen Infektionen werden oft durch Erreger verursacht, die Patient*innen selbst mit ins Krankenhaus bringen – zum Beispiel auf der Haut oder den Schleimhäuten. Gesunden Menschen können die Organismen normalerweise nichts anhaben. Doch wenn sie bei einer medizinischen Behandlung in Organe wie die Harnblase, die Lunge oder in den Blutkreislauf eindringen, können sie schwere Infektionen verursachen.
Surveillance als Warnsystem für Infektionen
Genau diese Krankenhausinfektionen will Prof. Geffers bekämpfen – unter anderem mit einem Surveillance-System. Unter Surveillance versteht man in diesem Fall die fortlaufende, systematische Erfassung, Analyse und Interpretation der Infektionsraten. Die Infektionshäufigkeit bei den eigenen Patient*innen wird dabei mit Durchschnittsdaten verglichen. Wenn es Auffälligkeiten gibt, sucht man nach den Gründen dafür – und ergreift Maßnahmen dagegen.
Zusammen mit ihrer Vorgängerin, Prof. Dr. Petra Gastmeier, und ihrem Team hat Prof. Geffers das an der Charité entwickelte Krankenhaus-Infektions-Surveillance-System KISS weiter ausgebaut. Das System wurde ursprünglich von Prof. Gastmeier etabliert, die für ihr Engagement in diesem Bereich vielfach ausgezeichnet wurde. Aktuell beteiligen sich deutschlandweit mehr als 1000 Krankenhäuser an dem Surveillance-System – mit Erfolg: „Wir konnten zeigen, dass während einer Surveillance das Risiko für nosokomiale Infektionen in den beteiligten medizinischen Einrichtungen sinkt“, berichtet Prof. Geffers.
Wirksame Maßnahmen gegen Infektionen finden
Außerdem untersucht Christine Geffers, welches die größten Risikofaktoren für eine Krankenhausinfektion sind und mit welchen Maßnahmen sie sich am wirksamsten verhindern lassen. So konnte sie zeigen, dass Katheter – zum Beispiel in der Vene – ein entscheidender Risikofaktor für Infektionen sind. An diesen Risikofaktoren kann dann die Prävention ansetzen.
Doch welche Maßnahmen zur Prävention sind wirklich effektiv? Auch hier liefern die Studien von Prof. Geffers und dem Team des Hygiene-Instituts Antworten: Sie konnten beispielsweise nachweisen, dass verschiedene Reinigungs- und Desinfektionsmethoden oder die Verwendung von täglichen antiseptischen Körperwaschungen bei Intensivpatienten Infektionen verhindern können. „Die Erkenntnisse aus diesen Studien werden bereits erfolgreich in der Charité umgesetzt“, betont Prof. Geffers.
Neue Instrumente, um Ausbrüche zu erkennen und zu verhindern
Kommt es doch einmal zu einem Ausbruch von Erregern, muss umgehend gehandelt werden. Ein weiterer Schwerpunkt von Prof. Geffers Forschung liegt deshalb auf der Entwicklung von Instrumenten, mit denen sich Ausbrüche frühzeitig feststellen lassen. „Wir haben ein digitales Instrument hierfür entwickelt, das inzwischen erfolgreich an mehreren Kliniken in Deutschland eingesetzt wird“, erklärt Prof. Geffers.
Neben ihrer Forschungstätigkeit berät Christine Geffers mit ihrem Team Kliniken zu Fragen der Infektionsprävention und zum Umgang mit multiresistenten Erregern. Der Hygieneleitfaden des Instituts stellt die Grundlage der Infektionsprävention an der Charité dar. Zur Infektionsprävention gehören auch praktische Trainings, wie sie Prof. Geffers künftig noch stärker etablieren möchte: Alltägliche Situationen auf einer Station werden mithilfe von Simulatoren nachgestellt und die Abläufe anschließend im Team ausgewertet.
Digitalisierung kann Klinik und Lehre unterstützen
In den nächsten Jahren will Prof. Geffers noch stärker auf Digitalisierung setzen. Sie entwickelt derzeit einen infektiologischen Qualitätsindikator, der mittels eines Algorithmus Infektionen in einem automatisierten Verfahren identifizieren kann. In einem weiteren Forschungsprojekt plant sie, bakterielle Erreger anhand der Bausteine im genetischen Code auf ihre Verwandtschaft zu untersuchen. Damit lassen sich Erkenntnisse über die Ausbreitung von Erregern gewinnen.
Auch bei der Lehre liegt ihr die Digitalisierung am Herzen: „Die digitalen Lehr-Formate während der Pandemie haben gezeigt, dass einige der neu entwickelten eLearning-Angebote sehr gut von den Studierenden und den Dozierenden angenommen wurden. Diese Erfahrungen sind eine Chance, die wir unbedingt zur Integration innovativer Formate für die Lehre aufgreifen sollten“, sagt Prof. Geffers.
Kurzvita Prof. Christine Geffers
Prof. Dr. Christine Geffers, geboren im Januar 1965 in Braunschweig, studierte Medizin an der Freien Universität Berlin und ist Fachärztin für Hygiene und Umweltmedizin. Ihre Promotion schloss sie 2001 mit der Bestnote "summa cum laude" ab. Seit 2008 arbeitet sie am Institut für Hygiene und Umweltmedizin der Charité als leitende Oberärztin. Im Juli 2015 habilitierte sie sich im Fach Hygiene und Umweltmedizin mit dem Thema "NEO-KISS - Surveillance und Epidemiologie nosokomialer Infektionen bei Frühgeborenen in Deutschland" an der Charité. Prof. Geffers ist Koordinatorin des Nationalen Referenzzentrums für Surveillance von nosokomialen Infektionen an der Charité. Zudem engagiert sie sich in der Deutschen Sepsis-Gesellschaft.