Radiologie der Uniklinik verbessert durch Millioneninvestition Diagnostik und Therapie
15.11.2023 - Ein Hybrid-Angio-Computertomograph der Firma Canon sorgt künftig für eine noch bessere Patientenversorgung, insbesondere bei Tumorerkrankungen.
Der neue Hybrid-Angio-CT (HACT), den die Klinik für Diagnostische und Interventionelle Radiologie am Universitätsklinikum Augsburg in ihren Räumen installiert hat, ist das Herzstück des neuen Interventionszentrums mit Überwachungsräumen, einer Holding Area und enger Anbindung an die Notaufnahme. Hier ist nun Platz für alle Disziplinen, die bei komplexen Eingriffen erforderlich sind. „Jetzt können wir das Beste aus beiden Welten miteinander verbinden: Mit der Kombination aus einem Computertomographen (CT) und einer Angiographie-Anlage haben wir ganz neue Möglichkeiten“, sagt Klinikdirektor Prof. Dr. Thomas Kröncke zu der Investition und der Aussicht, die Grenzen der Spitzenmedizin zu verschieben. Am Freitag, 17. November, wird das Gerät feierlich eingeweiht.
Computerassistierte Stereotaxie auf neuem Level
Für Canon Medical hat sich die Uniklinik als Partner entschieden, da das Unternehmen eine hohe Expertise in Angio-CT-Hybridsystemen hat. „CT und Angiographie müssen im wahrsten Sinne des Wortes miteinander reden, um die Arbeitsabläufe beider Großgeräte wirklich miteinander zu kombinieren. Das ist sehr anspruchsvoll und Canon hat hier überzeugende Lösungen“, erklärt der Radiologe. Zusätzlich wird ein leistungsfähiges Navigationssystem installiert werden, um den Weg insbesondere von Behandlungssonden für die Krebstherapie zum Zielort zu planen und anzuzeigen. Damit kann die Steuerung, die bisher kognitiv und händisch erfolgte, noch präziser werden. „Mithilfe der computerassistierten Stereotaxie wird die Lokalisation auf ein neues Level gehoben“, so Kröncke weiter. Bei herkömmlichen Installationen wurden in der Vergangenheit zuerst für die Diagnostik ein CT-Scan in einem Raum und anschließend in einem weiteren der Eingriff, die eigentliche Behandlung durchgeführt. Dies benötigt Zeit und ist risikoreich, da die Patienten in der Regel anästhesiert und Transportwege zwischen den Räumen erforderlich sind. Mit dem neuen Hybrid-Angio-CT wird das nun anders: In einem Raum wird die Diagnose gestellt und unmittelbar danach die Behandlung geplant, durchgeführt und überprüft. „Damit können wir besser, schneller und effektiver Patienten versorgen“, erklärt Kröncke.
Prozesse zukunftsweisend gestalten
Voraussetzung war es, die Abläufe, Systeme und Raumverhältnisse neu aufzustellen, um von nun an „kombiniert“ zu arbeiten. Neue Medizintechnik anzuschaffen, ging daher Hand in Hand mit dem Blick in die Zukunft, denn für immer komplexere Eingriffe braucht es auch immer genauere Steuerung und präzisiere Bildgebung. „Wenn wir entscheiden, welcher Zugang und welche Therapie die beste für Patientinnen und Patienten ist, dann brauchen wir auch die besten verfügbaren Technologien dazu“, so der Radiologe. „Wir haben immer mehr lebensbedrohliche Notfälle zu behandeln. Opfer von Verkehrsunfällen oder Patientinnen und Patienten mit Blutungen aus unterschiedlicher Ursache. Sie alle werden im CT untersucht, um die Blutungsquelle zu finden und können nun praktisch umgehend auch interventionell behandelt werden.“ Bisher funktionierte der Ablauf nur mit aufwendigem, belastendem und risikobehaftetem Umlagern. Die Frage, warum nicht alles in einem Raum und mit abgestimmter Medizintechnik stattfinden kann, lag auf der Hand, und die Lösung hat Kröncke überzeugt.
Radiologen überwinden bisherige Grenzen
„Radiologen waren immer schon an der Schnittstelle zwischen Diagnose und Behandlung tätig. Bei dem Konzept treat-what-you-see geht es jedoch schon lange nicht mehr nur um das Erkennen von Erkrankungen, sondern um die Nutzung der bildgebenden Diagnostik zur Steuerung einer Behandlung. Mit dem so entstandenen Fachgebiet der interventionellen Radiologie liegt unser Schwerpunkt nun immer mehr in der hochmodernen bildgeführten Therapie“, sagt Kröncke. Viele der neuen Verfahren, die in seiner Abteilung hier zum Alltag gehören, sind eng verknüpft mit eigener klinischer Forschung und anschließender praktischer Umsetzung. „So haben wir etwa die Kryoablation oder Elektrochemotherapie eingeführt, um Tumore zu veröden. Die erwähnte Kryoablation ist eine schonende, jedoch sehr wirkungsvolle Methode, mit der Krebserkrankungen an der Niere oder in der Lunge ohne eine große Operation und einen chirurgischen Schnitt durch Vereisung behandelt werden können“, erklärt Kröncke.
Diese neuen Behandlungsmöglichkeiten werden auch in enger Kooperation mit den Fachdisziplinen am Zentrum für Oligometastatische Krebserkrankungen des Comprehensive Cancer Centers am Universitätsklinikum Augsburg (CCCA) Patienten angeboten, bei denen der Tumor bereits an wenigen Stellen gestreut hat. „Hier hat sich die Behandlungsstrategie durch die Weiterentwicklungen der Krebsmedizin in den letzten Jahren stark verändert. Für viele dieser Patientinnen und Patienten ist eine Heilung trotz einer bereits weiter fortgeschrittenen Krebserkrankung möglich. Gerade diese Patientinnen und Patienten profitieren von der wegweisenden Technologie und Bildgebung des Hybrid-Angio-CT“, so Kröncke. Dank der hochmodernen Bildgebung können Krebsherde tief im Körper erkannt, angesteuert und entfernt werden, ohne das operiert werden muss. Insbesondere bei älteren Patientinnen und Patienten, bei denen ein großer Eingriff viele Risiken birgt, sind diese sogenannten interventionell-radiologischen Therapien von Vorteil, da sie nur wenig belastend und dennoch effektiv sind.
Moderne Medizintechnik für eine verbesserte Lebensqualität der Menschen
Damit diese Verfahren zur Anwendung kommen können, braucht es nicht nur ein hochspezialisiertes und motiviertes Team, sondern auch die passende Medizintechnik. Diese steht an der Klinik für Diagnostische und Interventionelle Radiologie und Neuroradiologie an der Uniklinik Augsburg künftig mit dem hybriden Angio-CT von Canon zur Verfügung. Unter dem Kürzel HACT spielt das System erstmalig in Deutschland an der Augsburger Klinik bei komplexen Interventionen seine Vorteile aus, wenn beide Modalitäten in kurzer zeitlicher Folge benötigt werden. „Wie in vielen großen Kliniken war auch die Radiologie bei uns sehr traditionell nach Modalitäten aufgestellt. Ein Umstand, der auch zu einer räumlichen Trennung von Personal und System führt. Das heißt, es gibt einen Ultraschall-, ein CT- oder ein MRT-Gerät, und überall liegt der Schwerpunkt auf der Diagnostik“, erklärt Kröncke. Das spiegelt aber schon längst nicht mehr den Arbeitsalltag der Augsburger Radiologen wider: „Für uns ist inzwischen vielfach die bildgebende Diagnostik nur Mittel zum Zweck. Darstellungen der Blutgefäße aus der Computertomographie werden direkt genutzt, um zum Beispiel eine Behandlung mittels eines Gefäßkatheters durchführen zu können. Doch die Abläufe und Raumverhältnisse sind mit dieser Entwicklung nie mitgewachsen.“
Onboarding für Mensch und Technik
Getreu dem Canon-Motto „Technik braucht Menschen“ hat auch Kröncke großen Wert darauf gelegt, das Team im gesamten Veränderungsprozess einzubinden. „Die neue Technik muss als fortschrittlicher und zukunftsweisender Baustein in einer modernen Arbeitsumgebung verstanden werden.“ Die rechtzeitige Schulung und die Einbindung seines Teams in die Planung waren zentrale Erfolgsfaktoren. Viele wichtige Impulse wurden eingebracht wie etwa zur Raumaufteilung oder der Betreuung der Patientinnen und Patienten vor, während und nach dem Eingriff. Die Interaktion mit dem Team ist für Kröncke ein Erfolgsfaktor. „Es überwog im Team schnell die Vorfreude und Neugier auf das Neue gegenüber möglichen Bedenken angesichts der Komplexität des Vorhabens. Im Mittelpunkt steht immer der Mensch – die bessere Versorgung der Patientinnen und Patienten – und dazu trage die neue Installation bei: „Viele neue Behandlungsansätze am Hybrid-Angio-CT sind für uns auch wissenschaftlich interessant. Unser Ziel bleibt dabei immer, besonders schonende und präzise Verfahren zu entwickeln“, betont der Mediziner. Der Einsatz von künstlicher Intelligenz zur Optimierung der Bilder führt zum Beispiel zu einer deutlich reduzierten Strahlendosis und damit einem zusätzlichen Plus für die Patienten.