CT-Bedienung so einfach wie die eines Smartphones
20.03.2024 - Auf dem diesjährigen European Congress of Radiology (ECR) präsentierte Canon Medical Systems ein breites Produktportfolio innovativer Bildgebungssysteme.
Zu den Highlights zählten zwei neue Computertomographen. Die Hintergründe zur neuen CT-Technik erläutert Andreas Henneke, Leiter des Produktbereichs Computertomographie von Canon Medical Systems, Neuss.
M&K: Traditionell werden auf dem ECR die neuesten technischen Entwicklungen aus dem Bereich der Radiologie vorgestellt. Canon Medical präsentierte hier gleich zwei neue Computertomographen (CTs). Warum gleich zwei neue CTs?
Andreas Henneke: Canon Medical stellt hier zwei neue CTs vor, weil Canon damit auf die Anforderungen des Marktes reagiert und sich auf die Zukunft ausrichtet. Die CTs sind fokussiert auf die Themen Herz- und Lungen-Scans. Das Lungenscreening wird in Deutschland zukünftig ein großes Thema werden, es soll ein nationales Lungenkrebs-Screeningprogramm eingeführt werden. Die neuen CTs beinhalten eine spezielle Technologie, die sich Silver Beam nennt, ein neuer Röntgenstrahlfilter, welcher das Lungenscreening und die Lungen-CT-Aufnahme ganz besonders unterstützt und bei besonders niedriger Dosis durchführen lässt. Darüber hinaus soll die Cardio-CT demnächst abrechenbar sein. Der Gemeinsame Bundesausschuss (GBA) arbeitet inzwischen daran, es soll eine Vergütung dafür eingeführt werden. Genau aus diesem Grund haben wir zwei Systeme neu auf den Markt gebracht, die Cardio fähig sind und Herzen mit besonders wenig Dosis scannen können.
Welche technischen Besonderheiten kennzeichnen die neuen CTs, welche Neuerungen bringen sie?
Henneke: Die Besonderheiten an den Systemen sind einerseits der Einsatz künstlicher Intelligenz (KI) bei der Bildrekonstruktion. Das heißt, wir können Bilder rekonstruieren, die mit besonders niedriger Dosis aufgenommen wurden, sodass wir eine hohe Bildqualität erzielen, trotz der niedrigen Dosis. Andererseits bieten wir in den neuen Systemen das Instinx Workflow Konzept, welches für „instinktive Bedienung“ steht und die CT-Bedienung so einfach macht wie die Bedienung eines Smartphones.
Was sehen Sie als die aktuellen Herausforderungen und Trends der Radiologie?
Henneke: Die großen beiden Themen, denen wir immer wieder begegnen heißen Knappheit und Komplexität. Die Knappheit an Personal und an Zeit ist in aller Munde. Es ist in der heutigen Zeit unglaublich schwer, neue, qualifizierte Mitarbeiter zu finden, sowohl auf radiologischer Seite wie auch auf der Seite der Anwender. Und dazu kommt die Komplexität. Die Radiologie, die Vielzahl der Techniken, die eingesetzt werden, werden immer komplexer und genau dieser zunehmenden Komplexität begegnen wir mit den neuen Systemen, mit dem neuen Instinx Workflow. Welcher die CT-Bedienung so einfach macht wie die Bedienung eines Smartphones.
Der Einsatz Künstlicher Intelligenz (KI) in der Radiologie ist nicht neu. Wie kann KI in der Radiologie weiter helfen?
Henneke: KI hilft in der Radiologie an ganz vielen Stellen. Sowohl beim Scannen oder bei der Vorbereitung des Scans in der Form, als dass der Patient automatisch vom Computertomographen erfasst und die Position des Körpers präzise erkannt wird. In der Form, als dass die Organe automatisch selektiert und erkannt werden, um dann daraufhin die Scanplanung und -durchführung möglichst einfach für die Anwender zu gestalten. In kürzerer Zeit und mit einer höheren Einfachheit. Im Weiteren wird die KI bei der Bildrekonstruktion angewendet. Dabei arbeitet man heutzutage mit Deep Learning Algorithmen, die auf einem neuronalen Netz basieren, welche die Bilder vielfach iterieren, rekonstruieren und so zu einer ganz besonders guten Bildqualität trotz einer besonders niedrigen, eingesetzten Strahlendosis führen. Nach der Untersuchung wird künstliche Intelligenz eingesetzt bei der Unterstützung des Radiologen bei der Erstellung des Befundes. Das erfolgt in der Form, dass die Bilder, die mit dem CT gescannt wurden, voranalysiert und priorisiert werden. So erkennt die Workstation nach den CT-Untersuchungen die Fälle, die suspekt erscheinen und einer besonderen Abklärung bedürfen, oder solche, die gegebenenfalls zeitkritisch sind. Das heißt die Aufmerksamkeit des Arztes wird fokussiert auf die Strukturen, auf die Pathologien, die gefunden wurden. Andererseits unterstützt die KI bei der Befunderstellung, weil die routinemäßige, regelmäßig wiederkehrende Arbeit des Arztes, auch die ermüdende Arbeit des Arztes in der Radiologie, der tausende Bilder am Tag sieht, mit Software unterstützt wird. Das geschieht in der Form, dass die Software suspekte Befunde erkennt und dem Arzt anzeigt und der Arzt sie dann bestätigen kann, um dann daraufhin zu einer höheren Qualität bei geringerer Arbeitszeit zu kommen.
Zur Person:
Andreas Henneke, Dipl. Ing., MBA, studierte Medizintechnik und Marketing in Deutschland und den USA. Nach dem Studium arbeitete er 5 Jahre in der bildgesteuerten medizinischen Robotik, es folgte die Tätigkeit in der medizinischen Bildgebung. Seit über 10 Jahren nun leitet er den Bereich Computertomographie bei Toshiba Medical bzw. nun bei Canon Medical Systems.
Autor: Dr. Jutta Jessen, Weinheim