Medizin & Technik

DEGUM fordert: Ultraschalltechnik flächendeckend in deutschen OPs etablieren

28.11.2024 - Intraoperativer Ultraschall (IOUS) bei der Operation von Lebermetastasen verbessert die Chancen für Patienten durch mehr Präzision.

In Deutschland erkranken jährlich etwa 55.000 Menschen an Darmkrebs. Das größte Risiko sind Lebermetastasen, die bei bis zu der Hälfte der Betroffenen auftreten. Die operative Entfernung ist dabei die Therapie der Wahl, um den Krebs zu heilen. Eine innovative Methode, der Intraoperative Ultraschall (IOUS), eröffnet dabei neue Möglichkeiten während der Operation. Er liefert den Chirurgen während des Eingriffs Echtzeitbilder, die Tumorgrenzen und versteckte Metastasen sichtbar machen. Diese Präzision ermöglicht eine millimetergenaue Resektion, schont gesundes Gewebe und verbessert die Operationsergebnisse erheblich. Obwohl die Vorteile wissenschaftlich belegt sind, kommt die Technik bisher nur vereinzelt zum Einsatz. Warum das so ist und welche Chancen der intraoperative Ultraschall noch bietet, erläuterten Experten der Deutschen Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin (DEGUM) in einer Online-Pressekonferenz.

Das kolorektale Karzinom – Darmkrebs – ist weltweit die zweithäufigste Krebstodesursache. In Deutschland erkranken jährlich etwa 55.000 Menschen neu daran. Haupttodesursache sind dabei jedoch nicht der Darmkrebs selbst, sondern Lebermetastasen. Bis zu 20 % der Betroffenen haben zum Zeitpunkt der Diagnose bereits Lebermetastasen. Im Verlauf der Erkrankung entwickeln bis zu 50 % der Patienten die Absiedlungen in der Leber. Die 5-Jahres-Überlebensrate liegt bei Darmkrebs deshalb nur bei 50 %. Auch der eigentliche Leberkrebs ist in Deutschland eine der häufigsten Krebstodesursachen. Jährlich erkranken etwa 9.800 Menschen neu daran, etwa 8.200 sterben daran. Die relative 5-Jahres-Überlebensrate liegt bei nur 17 %.

Häufigste Indikation für eine Leber-OP

Sowohl beim bösartigen Lebertumor als auch bei Lebermetastasen ist die operative Entfernung die Therapie der Wahl. „Die Entfernung von Lebermetastasen ist mittlerweile die häufigste Indikation für eine Leberresektion in Deutschland“, erklärt Dr. med. Christian Hillert, Leitender Oberarzt am Krankenhaus Reinbek und Mitglied der DEGUM-Sektion Chirurgie.

IOUS ist eine wertvolle Ergänzung

Gerade bei minimalinvasiven und roboterassistierten Eingriffen, die inzwischen bei bis zu 60 % der Leber- und 80 % der Dickdarmoperationen angewandt werden, fehlt jedoch die Möglichkeit, die Leber während der Operation abzutasten, den Leberherd zu beurteilen und die Resektion zu planen. „Hier kommt der intraoperative Ultraschall ins Spiel“, so Hillert.

Der IOUS liefert – vor allem in Kombination mit einem kontrastverstärkten Ultraschall – Echtzeitbilder, mit denen selbst kleinste Tumoren oder Metastasen identifiziert werden können – oft solche, die in präoperativen Bildgebungen wie MRT oder CT übersehen wurden. „Das ermöglicht uns, Tumoren millimetergenau zu entfernen und dabei gesundes Gewebe zu schonen“, betont Hillert. Studien belegen, dass der Einsatz des IOUS in bis zu 50 % der Fälle zu einer Änderung der Operationsstrategie führt und die Behandlungsergebnisse deutlich verbessert. „Für die Patientinnen und Patienten bedeutet dies auch ein verringertes Rückfallrisiko“, so Hillert.

Flächendeckender Einsatz gefordert  

Trotz dieser Vorteile ist IOUS bisher nicht flächendeckend etabliert. „Das liegt vor allem an unzureichender Ausbildung und fehlenden standardisierten Prozessen in den Operationssälen“, erklärt Priv.-Doz.ent Dr. med. Lukas Liesenfeld, Oberarzt am Universitätsklinikum Heidelberg und Leiter der DEGUM-Sektion Chirurgie. Um dies zu ändern, hat die DEGUM ein umfassendes Aus- und Weiterbildungskonzept entwickelt. Zudem arbeitet die Gesellschaft an einem Zertifikat, das die Qualität und Verbreitung von IOUS sichern soll, und bemüht sich, die Methode in die medizinischen Leitlinien aufzunehmen. Auch Künstliche Intelligenz wird künftig eine immer größere Rolle spielen „KI wird die Sonografie stark voranbringen“, so Liesenfeld. „Mit automatisierten Organvolumenmessungen und der Detektion krankhafter Läsionen wird KI sicherstellen, dass in Zukunft keine Tumoren mehr übersehen werden.“ KI werde die Arbeit der Chirurginnen und Chirurgen nicht ersetzen, sondern sie optimal unterstützen und so die Behandlungsqualität noch weiter steigern.

Quelle: Online-PK der Deutschen Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin (DEGUM) „Nie mehr blind operieren: Chancen und Herausforderungen des intraoperativen Ultraschalls (IOUS)“ Nov. 2024

Kontakt

Deutsche Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin (DEGUM)

Charlottenstr. 79/80
10117 Berlin

+49 228 97661 31
+49 228 97661 32

Folgen Sie der
Management & Krankenhaus

 

 

MICROSITE Gesundheits-technologie

Lesen Sie hier

MICROSITE Digitale Identität

Lesen Sie hier

Folgen Sie der
Management & Krankenhaus

 

 

MICROSITE Gesundheits-technologie

Lesen Sie hier

MICROSITE Digitale Identität

Lesen Sie hier