Weltgesundheitstag stellt Förderung der Gesundheit von Müttern und Neugeborenen in den Fokus
07.04.2025 - Der Weltgesundheitstag am 7. April 2025 markiert den Auftakt einer einjährigen Kampagne zur Förderung der Gesundheit von Müttern und Neugeborenen unter dem Motto „Gesunde Anfänge, hoffnungsvolle Zukunft“.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) ruft dazu auf, vermeidbare Todesfälle bei Müttern und Babys zu reduzieren und die langfristige Gesundheit von Frauen in den Fokus zu rücken. Prof. Nadine Scholten, welche zum Thema Stillförderung am Universitätsklinikum Bonn (UKB) forscht, gibt wertvolle Tipps und beantwortet häufige Fragen rund um das Thema Stillen. Stillen ist eine besondere Erfahrung für Mutter und Kind, bringt jedoch auch viele Fragen mit sich: Was sollten stillende Mütter essen? Wie viel sollte getrunken werden? Und kann die Ernährung der Mutter tatsächlich den Geschmack der Muttermilch beeinflussen? Prof. Scholten bietet hilfreiche Antworten auf diese und weitere Fragen.
Schon während der Stillzeit machen Babys erste Geschmackserfahrungen – und das beeinflusst ihre späteren Vorlieben. Studien zeigen, dass Aromen wie Möhre, Vanille oder Knoblauch aus der mütterlichen Ernährung in die Muttermilch übergehen. Babys, die bereits im Mutterleib oder durch die Muttermilch mit diesen Geschmäckern in Kontakt kamen, zeigen später eine höhere Akzeptanz für diese Lebensmittel.
„Muttermilch passt sich nicht nur in ihrer Zusammensetzung optimal an die Bedürfnisse des Kindes an, sondern bietet auch eine geschmackliche Vielfalt, die industrielle Säuglingsnahrung nicht hat. Das kann helfen, Kinder früh an eine abwechslungsreiche Ernährung zu gewöhnen“, erklärt Prof. Nadine Scholten, Leiterin des Innovationsfondsprojekts zur Stillförderung und Muttermilchbanken Neo-MILK am Universitätsklinikum Bonn.
Ernährung während der Stillzeit: Was ist wirklich wichtig?
Ein weit verbreiteter Mythos besagt, dass stillende Mütter „für zwei“ essen müssen. In Wirklichkeit liegt der zusätzliche Kalorienbedarf jedoch nur bei etwa 400 Kalorien pro Tag – das entspricht ungefähr vier Äpfeln. Viel entscheidender ist eine ausgewogene Ernährung. „Stillende Mütter benötigen etwa 25 Gramm mehr Protein täglich. Dieser Bedarf lässt sich ganz einfach mit 150 Gramm Quark und einer Handvoll Nüsse decken“, erklärt Prof. Scholten. Zudem ist es wichtig, auf eine ausreichende Zufuhr von Omega-3-Fettsäuren und DHA zu achten. Diese sind insbesondere in fettreichem Fisch und in speziellen Nahrungsergänzungsmitteln zu finden. Empfehlenswert sind Ergänzungen auf Algenbasis, da sie eine umweltfreundlichere Option darstellen und weniger Schwermetalle enthalten als Fischöl.
Auch beim Trinken gibt es viele Unsicherheiten: Mehr Flüssigkeit bedeutet nicht automatisch mehr Milch. „Es reicht, wenn stillende Frauen auf ihr Durstgefühl hören“, betont Prof. Scholten. Kaffee ist bis zu drei Tassen täglich unbedenklich, während Fencheltee aufgrund möglicher krebserregender Inhaltsstoffe nicht empfohlen wird.
Stillen, Bindung und Alternativen
Stillen wird aufgrund seiner gesundheitlichen Vorteile für Mutter und Kind empfohlen. Studien zeigen, dass gestillte Kinder kurzfristig weniger Infektionen des Magen-Darm-Trakts und der Atemwege haben – und dieser Effekt hält oft sogar über die Stillzeit hinaus an.
„Natürlich muss Stillen auch in die Lebenswelt der Familien passen. Es ist eine individuelle Entscheidung, die jede Familie für sich treffen muss“, betont Prof. Scholten. Stillen fördert den Körperkontakt und die Ausschüttung des sogenannten Kuschelhormons Oxytocin, aber auch beim Fläschchenfüttern kann eine enge Bindung aufgebaut werden, wenn Eltern bewusst auf Nähe und Blickkontakt achten.