Bauen, Einrichten & Versorgen

Schöner Warten: Umgestaltung des Wartebereichs des BUKH

09.10.2012 -

Ressourcensteuerung als Triebfeder für die Umgestaltung des Wartebereichs der Sprechstundenambulanz des Berufsgenossenschaftlichen Unfallkrankenhauses Hamburg (BUKH).

Der Farbkanon fächert sich auf von frischem Grün über helles Blau bis zu Mauve - einem violetten Malventon. Punktuell finden sich an den Wänden Blickpunkte, die Assoziationen an Rohrkolben, Gräser und Bambusrohre wecken. Sie nehmen Formen und Farben des Naturschutzgebiets auf, das direkt an das Krankenhausgelände des Berufsgenossenschaftlichen Unfallkrankenhauses Hamburg (BUKH) angrenzt. Die Böden sind mit Linoleum ausgelegt und zonieren den Raum: Der Wartebereich zeigt sich mit Holzdekor in einem dunklen Braunton und soll Ruhe vermitteln. Helles Beige markiert die Flure, die dagegen weitläufig und dynamisch erscheinen. Die Sitzmöglichkeiten in den Wartebereichen entsprechen hohen ergonomischen Anforderungen, die die Wartezeit - selbst bei Schmerzen - so bequem wie möglich machen sollen: Statt einer festen Rückenlehne passt sich ein netzartiges anthrazitfarbiges Gewebe an die individuelle Form des Oberkörpers an.

Warten mit positiver Bedeutung zu besetzen, ist womöglich eine unlösbare Aufgabe. Ein Umfeld zu schaffen, das Warten aber so angenehm wie möglich machen kann, gilt sicherlich für jeden Innenarchitekten als Herausforderung und Maxime zugleich. „Schön" hätte als Kriterium und Zielvorgabe für die Neugestaltung des Wartebereichs aus Bauherrensicht nicht ausgereicht, betont Ingeborg Spiel. „Messbare betriebswirtschaftliche Parameter wie Ressourcensteuerung, Belegungsmanagement, Prozessoptimierung, Effizienzsteigerung, Synergien ausschöpfen und damit Steigerung von Kunden- und Mitarbeiterzufriedenheit waren Motive für den Entwurf und dessen Umsetzung", erklärt die studierte Betriebswirtin und im BUKH als Leitung des Referats Bau und Technik tätig. Strategisches Ziel war die Neuordnung des Notfallbereichs und damit verbunden die Trennung von den Sprechstundenbereichen.

Seitdem die Notaufnahme nach den modernsten Anforderungen umgebaut wurde und jetzt über einen unmittelbar zugeordneten 32-zeiligen Spiral-CT verfügt, der in der Notfalldiagnostik nicht mehr wegzudenken ist, folgten in der Ambulanz weitere Baumaßnahmen. 2011 wurde das neue Ambulanz-Zentrum mit einem zentralen Meldebereich fertig gestellt. Dabei war eine Trennung der Akut- und Notfallpatienten sowie Sprechstundenpatienten mit einer klaren Orientierung und Wegeführung für diese Patienten und ihre Angehörigen sowie den Rettungsdienst Zielsetzung. Durch die Steuerung der Sprechstundenpatienten über den zentralen Melde­bereich konnte eine weitere Optimierung der Prozesse erreicht werden.

Die Farb- und Materialauswahl schafft eine gestalterische Vereinheitlichung der verschiedenen Abteilungen. Farbakzente in den Wartezonen markieren dabei bestimmte Funktionen, um die Orientierung der Patienten und ihren Angehörigen zu erleichtern. Der Tresen von der Zentralen Anmeldung ist offen gestaltet und verspringt in der Höhe, sodass auch Rollstuhlfahrer gut an diesen heranfahren können. Die Gesamtbaumaßnahme wird Mitte 2012 abgeschlossen sein, indem der zentrale Meldebereich durch die dann fertig gestellten Untersuchungsräume für die Brandverletztensprechstunde und die Osteitis-Sprechstunde - eine spezielle Sprechstunde für Patienten mit Knochen-, Gelenk-, Weichteil- und Protheseninfektionen - komplettiert wird.

Die Notfallpatienten haben jetzt einen gesonderten Eingang mit Liegendanfahrt und finden eine entsprechende Wartezone vor. Sprechstundenpatienten dagegen betreten den neuen Ambulanzbereich über einen separaten Eingang. Hier ist der Wartebereich auf rund 200 m² vergrößert worden. Eine zentrale Anmeldestation ist dem weitläufigen Wartebereich zugeordnet. Hier befinden sich drei Counter, die zunächst den Patientenstrom aufnehmen und damit die Wartezeit verkürzen sollen. Wichtig für die Optimierung der Prozesskette war dabei die Einsehbarkeit des Tresenbereichs - nicht nur vom Wartebereich aus, sondern auch von hinten, wo sich die Büros für die telefonische Terminvergabe befinden.

66 Warteplätze finden sich als kleine Sitzgruppen - je nach Anordnung mal zu fünf, mal zu sechs Plätzen - verteilt im Raum. Die Sitze sind auf einer Tragkonstruktion aufgebracht. Das schafft einen Abstand zum Nachbarplatz, teilweise findet sich statt eines Sitzes auch eine Ablage, sodass eine luftige Gestaltung entsteht. Diese Gliederung lässt eine Atmosphäre der Ruhe und Intimität entstehen, das Lichtkonzept unterstützt die kleinteilige Zonierung. Zur Vorbereitung auf das Arztgespräch gibt es als Zwischenbereich Aufnahmekabinen, in denen die Arzthelferinnen den Patienten empfangen. „Die räumliche Trennung der Wartenden in Notfall- und Sprechstundenzone ermöglicht einen individuellen, den jeweiligen Bedürfnissen angepassten Umgang mit jedem Patienten und schafft so eine Atmosphäre der Ruhe und Zufriedenheit", so Helga Esslinger, kommissarische Leitung des Zentralen Sekretariatsdienstes im BUKH und somit verantwortlich für den Patientenaufnahmebereich in der Ambulanz. „Darüber hinaus stellt die Separierung eine Unterstützung der Ablauforganisation dar."

Dass stets beide Seiten von der Neugestaltung und der damit einhergehenden effizienteren Abwicklung der Prozesse profitieren können, zeigt sich auch in der Gestaltung der Büroarbeitsplätze: Neben hellen Farbwänden verfügen sie - mittlerweile Berufsgenossenschaftlicher Standard im Haus - über hydraulisch höhenverstellbare Arbeitstische, um Rücken- und Haltungsschäden vorzubeugen und Mitarbeitern ein Arbeiten auch im Stehen als Entlastung des Bewegungsapparates zu ermöglichen. Hier zeigt sich auch die Ausrichtung des BUKH, die sich aus ihrem Auftrag der gesetzlichen Unfallversicherung gegenüber generiert und von anderen Krankenhausanbietern absetzt: Neben der Notfallversorgung und der Rehabilitation von Patienten ist auch die Prävention wichtiger Bestandteil der täglichen Arbeit.

Ziel ist es, Arbeitsunfällen sowie Berufskrankheiten und arbeitsbedingten Gesundheitsgefahren vorzubeugen. Zeitgemäße Prävention folgt einem ganzheitlichen Ansatz, der sicherheitstechnische und arbeitsmedizinische Maßnahmen genauso einschließt wie den Gesundheitsschutz. „Die Umgestaltung der Büroarbeitsplätze und die damit einhergehende Auswahl des Mobiliars für unsere Mitarbeiter folgt unserem ganzheitlichen Anspruch", erklärt Spiel: „Nicht nur farblich korrespondieren die Sitzmöbel in Schwarz und Grün mit denen im Wartebereich, sie unterstützen mit ihren flexiblen Rückenlehnen auch das aktive Sitzen."▪

 

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