Erweiterungsbau: Paracelsus-Klinik Scheidegg mit geräuschamer Modulbauweise
04.06.2011 -
Erweiterungsbau: Paracelsus-Klinik Scheidegg mit geräuschamer Modulbauweise. Die Klinik in Scheidegg ist eine von 13 Rehabilitationskliniken, die von Paracelsus in Deutschland betrieben werden. Ende der sechziger Jahre als Krebsnachsorgeklinik erbaut, ist das Haus auf die Postakutbehandlung nach Brustkrebs, gynäkologischen Tumoren sowie Tumoren der Verdauungsorgane spezialisiert. Therapeutischer Schwerpunkt der Fachklinik ist die Psychoonkologie, die psychologische Behandlung von Krebspatienten, die dazu beitragen soll, die körperlichen und seelischen Belastungen einer häufig langwierigen Therapie besser zu bewältigen.
Mit mehr als 2.400 behandelten Patienten jährlich, darunter ca. 1.800 Brustkrebspatientinnen, ist diese Klinik eines der größten Brustkrebsnachsorgezentren Deutschlands. Die seit Jahren wachsende Nachfrage nach Therapieplätzen sowie eine zuletzt auf nahezu 500 Patienten angewachsene Warteliste machten eine kurzfristige Erweiterung der Klinik unumgänglich.
Um die Genesung der im Bestandsgebäude untergebrachten Patienten nicht unnötig durch Baulärm zu beeinträchtigen, kam für die Errichtung des Neubaus nur die schnelle und geräuscharme Modulbauweise in Frage. Die Vorfertigung der Elemente im Werk ermöglichte es, den Rohbau innerhalb von nur zwei Monaten (davon zwei Wochen für die Aufstellung der Systemelemente) zu erstellen und so die Belästigung der in unmittelbarer Nähe des Baufeldes untergebrachten Patienten zu minimieren.
Neben dem günstigen Angebotspreis war das Raumkonzept des neuen Patientenhauses entscheidend für die Auftragsvergabe an den Systembau-Spezialisten OFRA, Beverungen. Die zwischen 22 und 31 m² großen Zimmer bieten Patienten den Komfort und die Behaglichkeit, die sie benötigen. Unterstützt wird das „heilende Milieu“ seitens der Architektur durch warme, erdige Farben sowie die Helligkeit, die bodentiefe Fenster in Patientenzimmern und Fluren ermöglichen.
Eine Krebserkrankung hat nicht nur Auswirkungen auf die betroffene Person selbst, sondern auch auf ihr soziales Umfeld. Gleichzeitig können dem Betroffenen nahe stehende Personen dazu beitragen, mit der Krankheit umzugehen und das Erlebte zu verarbeiten. Dies hat das Unternehmen Paracelsus erkannt und bietet im Klinikum Scheidegg neben Einzel-, auch Doppelzimmer an. Ferner stehen im Neubau vier behindertengerechte Zimmer zur Verfügung. Jedes Zimmer ist mit Balkon oder Terrasse, eigenem Bad, TV-Anschluss und Selbstwahltelefon ausgestattet. Insgesamt verfügt die Klinik nach Inbetriebnahme des Anbaus über 200 Betten.
Eine Besonderheit im neuen Bettenhaus ist das berührungslose Zugangskontrollsystem. Mittels Transpondertechnik werden Zutrittsberechtigungen erteilt und verwaltet. Mitarbeiter und Patienten verfügen über einen individuell programmierbaren Chip, mit dem sie jeweils die Türen öffnen können, für deren Benutzung sie freigeschaltet sind. Dieses System sorgt auf diskrete Art und Weise für die Sicherheit der im Haus untergebrachten Patienten.
Das teils drei-, teils vierstöckige Patientenhaus ruht auf Streifenfundamenten; das Bestandsgebäude wurde während der Bauzeit des Erweiterungsbaus mittels Spundwänden befestigt. Die aufwändige Fundamentierung war auf Grund der spezifischen Bodenverhältnisse (Erdbebenzone, Hanglage) erforderlich. Ein Bachlauf musste umgeleitet werden. Dennoch konnte die veranschlagte Bauzeit von sechs Monaten eingehalten werden. Durch den Vor-Ort-Ausbau konnte OFRA als Generalunternehmer wesentliche Aufträge an einheimische Handwerksunternehmen vergeben.
Der Erweiterungsbau wurde im April 2008 in Betrieb genommen. Er führt mit seiner attraktiven Optik, den eleganten Balkonen und der zum Teil in Holz gehaltenen Fassade den Architekturstil des Bestandsgebäudes fort und fügt sich harmonisch in die voralpenländische Hügellandschaft ein. Sowohl Bauherr als auch Patienten bestätigen eine vollkommene Zufriedenheit mit dem realisierten Bauprojekt.