Gesundheitsökonomie

87. Deutscher Röntgenkongress – Kosten und Nutzen Radiologie

26.02.2013 -

87. Deutscher Röntgenkongress – fachübergreifend und international. Der 87. Deutsche Röntgenkongress findet vom 24. bis zum 27. Mai in Berlin statt.
Die im letzten Jahr vollzogene Verlegung des Kongresses nach Berlin hat sich wegen der unmittelbaren Nähe zu den zentralen Institutionen der Ärztlichen Selbstverwaltung und der Möglichkeit, den Kongress räumlich auszudehnen, als gelungen erwiesen.
Der von der Deutschen Röntgengesellschaft (DRG) organisierte Kongress ist mit knapp 7.000 Besuchern die weitaus wichtigste Veranstaltung für Radiologen im deutschsprachigen Raum.
Stefan Marhoffer von Management & Krankenhaus sprach mit dem Kongresspräsident Priv.-Doz. Dr. Dr. Reinhard Loose über die Schwerpunkte des anstehenden Kongresses.

M & K: Herr Dr. Loose, was macht den Deutschen Röntgenkongress so speziell?
R. Loose: Als großer nationaler Fortbildungskongress vereinen wir in idealer Weise die Ansprüche an eine optimal strukturierte Fortbildung durch Refresherkurse und Workshops und ein hochkarätig besetztes wissenschaftliches Programm mit ca. 500 Vorträgen und elektronischen Postern.
Wir legen großen Wert auf die Einbindung aller wichtigen Themenbereiche einschließlich der Neuroradiologie und der Nuklearmedizin.
Die äußerst repräsentative Industrieausstellung bietet darüber hinaus die Möglichkeit, sich durch direkten Kontakt mit den Anbietern über neueste Produkte und Innovationen zu informieren.
Die Himmelfahrtswoche und Berlin als Tagungsort sind ein weiterer wichtiger Grund für den großen Besucherzustrom.

M & K: Was sind die besonderen Schwerpunkte in diesem Jahr?
R. Loose: Die Auswahl der Schwerpunktthemen wurde 2006 nach neuen Kriterien vorgenommen. Zukünftig wird im Mittelpunkt die Zusammenarbeit der Radiologie mit einem bestimmten klinischen Fachgebiet oder einem Teilbereich eines Faches stehen.
Ausgewiesene Experten beider Fächer werden interaktiv die Möglichkeiten einer verbesserten Kommunikation diskutieren. Hierzu gehört die Einbeziehung des Auditoriums zu ausgewählten Fällen mittels elektronischer Abstimmung (TED-System).
Dieses Jahr lautet das Schwerpunktthema „Radiologie in der Viszeralchirurgie“ am Beispiel der Organe Leber, Pankreas und Rektum.
Als weiteres Schwerpunkthema wird zusammen mit Nuklearmedizinern und Onkologen das Thema „Therapiemonitoring“ abgehandelt.
Hier stehen die Modalitäten CT, MRT und PET mit ihren Möglichkeiten, Aussagen über Tumorvolumen, Perfusion und Stoffwechselaktivität zu erhalten, im Mittelpunkt.
Weitere Schwerpunktthemen sind „Radiologie in der Intensivmedizin“, Thoraxradiologie, neue Technologien am Beispiel der Hybridsysteme und die Weitergabe radiologischer Bildinformationen mit standardisierten Datenträgern (DICOM-CD).

M & K: Gibt es weitere Höhepunkte?
R. Loose: Wir bieten am Freitag ganztätig internationale Fortbildungskurse mit Referenten aus Frankreich, Tschechien und Korea an, um Kenntnisse und Wissen aus anderen Gesundheitssystemen für uns zu nutzen. Darüber hinaus wird Prof. Donald Resnick in der „Röntgenvorlesung“ über die Diagnostik von Knieverletzungen seine Kollegen mit Sicherheit begeistern.
Auf dem Diskussionsforum „Radiologie 2020 Radiologie im Spannungsfeld zwischen hohen Kosten und Nutzen“ werden Referenten aus den Bereichen Klinik und Verwaltung, Industrie und Krankenkassen die Chancen, aber auch Risiken der künftigen Entwicklung der Radiologie aufzeigen und hieraus Strategien für zukünftige Entwicklungen in Ausbildung und Forschung abzuleiten suchen.
Die Möglichkeiten, aber auch die Fallstricke der Patientenaufklärung werden mit Experten aus den Bereichen Radiologie, Recht und Versicherung im Rahmen der Veranstaltung „Aufklärung und Haftung: Wer schützt wen?“ behandelt.

M & K: Neben den wissenschaftlichen Veranstaltungen gibt es eine Industrieausstellung auf knapp 5.000 m2. Was sind die herausragenden Produktneuentwicklungen und Innovationen?
R. Loose: In der Computertomographie (CT) ist es seit 2005 mit der Einführung von Scannern mit zwei Röntgenstrahlern wiederum zu einer Verdopplung der Scangeschwindigkeit und damit einer isotropen Auflösung über extrem lange Untersuchungsbereiche gekommen.
In der Magnetresonanztomographie (MRT) steigt der Marktanteil von 3- Tesla-Systemen rasch an.
Hochfeldsysteme bis 7 Tesla sind bereits in der Forschung im Einsatz.
Die rapide Verbreitung großflächiger dynamischer Festkörperdetektoren für die Angiographie und Durchleuchtung läutet nach ca. 40 Jahren das Ende des Röntgenbildverstärkers ein.
Durch die hohe Bildhomogenität und Verzerrungsfreiheit sind diese Detektoren als Hybridsysteme auch in der Lage, CT-Datensätze mit Ortsauflösungen bis zu 100 Mikrometern zu rekonstruieren. Bei den Hybridsystemen hat nach dem PETCT jetzt die Markteinführung der Kombination aus Gammakamera und CT (SPECT-CT) begonnen.
Im IT-Bereich wurde durch Fusionen und Zukäufe einiger Anbieter der Markt neu geordnet.
Hier steht neben einem weiter steigenden Umsatz im HIS/KI/PACS Markt vor allem die reibungslose Integration der verschiedenen Systeme im Brennpunkt. Der IHE-Initiative (Integrating the Healthcare Enterprise), die auch dieses Jahr auf dem Kongress vertreten ist, kommt hierbei eine besondere Bedeutung bei.
Wie auf keinem anderen Kongress im deutschsprachigen Raum finden Sie hier die neuesten Entwicklungen in der interventionellen Radiologie vom Drug-Eluting-Stent bis zu neuesten Verfahren in der ablativen Tumortherapie.
Last but not least sind auch aus der Kontrastmittelforschung wissenschaftliche Neuentwicklungen und Markteinführungen zu erwarten.

M & K: Wie sieht die Zukunft der Radiologie in den Kliniken aus, z.B. unter ökonomischen Aspekten?
R. Loose: Die Radiologie wird seit ihrem Bestehen von technologischen Entwicklungen vorangetrieben.
Sie wird sich auch in Zukunft schnell und flexibel den jeweiligen ökonomischen und strukturellen Veränderungen anpassen, somit habe ich um ihre Zukunft keine Sorge.
Im Zeitalter der Fallpauschalen spielen die Behandlungszeit bzw. die Verweildauer im Krankenhaus eine entscheidende Rolle. Die Kosten der Radiologie im stationären und ambulanten Bereich betragen je nach Betrachtungsbedingungen ca. 1–3 %.
Dies widerlegt klar das Argument von der kostentreibenden Großgerätemedizin. Dem gegenüber steht ein erhebliches Einsparpotential durch Beschleunigung ambulanter und insbesondere klinischer Behandlungsabläufe durch die Radiologie. Insbesondere an Kliniken der Maximalversorgung besteht eine permanent steigende Nachfrage nach zeitnah erbrachten und qualitativ hochwertigen CT- und MRT-Untersuchungen.
Insbesondere aus den Notaufnahmen ist die Akutdiagnostik mit Multizeilen-CT-Scannern nicht mehr wegzudenken.

Kontakt:
Priv.-Doz. Dr.rer.nat. Dr. Reinhard Loose
Klinikum Nürnberg-Nord
Institut für Diagnostische und Interventionelle
Radiologie
D-Nürnberg
Tel.: 0911/398-2540
Fax: 0911/398-2073
Loose@klinikum-nuernberg.de
www.klinikum-nuernberg.de

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