Gesundheitsökonomie

Abschlusssymposium der AGnES-Länder

06.05.2011 -

Abschlusssymposium der AGnES-Länder. Das Institut für Community Medicine an der Universität Greifswald hat in enger Zusammenarbeit mit den Gesundheitsministerien der Länder Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Sachsen und Sachsen-Anhalt vor vier Jahren ein Konzept zur Entlastung von Hausärzten in ländlichen und von hausärztlicher Unterversorgung bedrohten Regionen entwickelt (AGnEs = Arzt entlastende, Gemeindenahe, E-Healthgestützte, Systemische Intervention). In zur Zeit vier Modellprojekten wird untersucht, ob speziell weiterqualifizierte Praxismitarbeiter (AGnES-Fachkräfte) den Hausarzt durch die Übernahme von medizinischen Tätigkeiten unterstützen können. Diese werden in Delegation, das heißt auf Anweisung und in Verantwortung des behandelnden Mediziners, ausgeführt.

„Die Bilanz ist durchaus positiv. Bisher waren in den verschiedenen AGnES-Projekten 38 Fachkräfte für 53 Hausärzte im Einsatz, die insgesamt 1.545 Patienten auf nunmehr 10.000 Hausbesuchen betreut haben“, informierte der Greifswalder Projektleiter Prof. Wolfgang Hoffmann. Die teilnehmenden Hausärzte delegieren eine Vielzahl präventiver, diagnostischer und therapeutischer Tätigkeiten, die von den AGnEs-Fachkräften übernommen werden. Diese kontrollieren darüber hinaus in Kooperation mit lokalen Apotheken die Arzneimitteltherapie und tragen zur alters- und palliativmedizinischen Begleitung im häuslichen Umfeld bei. In Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern wird zusätzlich der Einsatz von telemedizinischen Lösungen erprobt. Die Patienten sind durchschnittlich 80 Jahre alt. Etwa 90 % der Patienten sind nicht oder nur eingeschränkt mobil, 40 % haben eine Pflegestufe.

Qualifizierungskonzept

„Eine spezifische Qualifizierung der AGnES-Fachkräfte ist für die erfolgreiche Überführung des Konzeptes in die ambulante medizinische Regelversorgung von zentraler Bedeutung“, betonte der Versorgungsforscher. Auf der Basis der Modellprojektergebnisse wurde ein spezieller, modularer Qualifizierungsplan aufgestellt. Bereits vor einem Jahr haben die ersten 16 Gesundheits- und Krankenpfleger mit Berufserfahrung an der Hochschule Neubrandenburg die Qualifizierung „Community Medicine Nursing“ erfolgreich abgeschlossen. Dieser Lehrgang wurde in eden Modellprojekten weiterentwickelt und ist als AGnES-Curriculum jetzt auch für Arzthelferinnen und medizinische Fachangestellte zugänglich. „Die nach diesem Curriculum qualifizierte Fachkraft kann das gesamte AGnES-Leistungsspektrum verantwortlich übernehmen.“

Politik ebnet den Weg

Im März wurde auf der Basis der positiven Ergebnisse der Modellprojekte im Rahmen des Pflegeweiterentwicklungsgesetzes der § 87 2b im Sozialgesetzbuch (SGB V) geändert. Der Bewertungsausschuss, bestehend aus Vertretern der kassenärztlichen Bundesvereinigung und der Spitzenverbände der Krankenkassen und zuständig für die Ausgestaltung des Leistungskataloges der Hausärzte, wurde beauftragt, eine Abrechnungsmöglichkeit für AGnES-Leistungen in der Häuslichkeit der Patienten zu schaffen. „Gelingt dies im Einvernehmen mit den beteiligten Partnern, kann das Konzept ab Januar 2009 bundesweit in die Regelversorgung überführt werden“, so Hoffmann.

Die Modellprojekte, die vom Greifswalder Institut wissenschaftlich begleitet und ausgewertet werden, laufen noch bis Ende des Jahres. Die Finanzierung erfolgt zum Großteil über Mittel der beteiligten Länder sowie aus dem Europäischen Sozialfonds (ESF). Mit Ausnahme von Brandenburg haben auch die jeweiligen Kassenärztlichen Vereinigungen und Krankenkassen das Modellvorhaben finanziell unterstützt.

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