Gesundheitsökonomie

Dr. Hagen Pfundner, Vorstand Roche Pharma Deutschland im Interview

28.04.2011 -

Dr. Hagen Pfundner, Vorstand Roche Pharma Deutschland im Interview. Sich verändernde gesundheits­politische Rahmenbedingungen, zunehmend komplexere Struktu­ren in diesem Sektor fordern auch die Pharmaindustrie. Ma­nagement & Krankenhaus hatte während der Mediengespräche in Frankfurt die Gelegenheit, mit Dr. Hagen Pfundner, Vorstand Roche Pharma Deutschland, über die Zukunft der Krankenhäuser und aktuelle pharmakologische Entwicklungen zu sprechen.

Management & Krankenhaus: Wie beurteilen Sie aus dem Blickwinkel der Pharma-Sparte die Veränderungen der Krankenhaus-Landschaft in Deutschland? Wie wird Roche darauf reagieren?

Hagen Pfundner: Wir beobachten einen Wettbewerb um die regionale Versorgung der Patienten. Die Krankenhäuser können sich diesem nicht entziehen. Ein Teil der Krankenhäuser wird hier teilweise den Lead als regionale Marktführer übernehmen und zu den Gewinnern zählen. Genauso werden andere Häuser zu den Verlierern zählen. Wir werden die Veränderungen zeitnah verfolgen und versuchen, uns richtig zu positionieren.

Roche (Pharma) ist im Hospitalmarkt Marktführer mit 14 % Marktanteil – wie verteilt sich dieser Anteil auf die Therapiegebiete Onkologie, Virologie, RA und Transplantationsmedizin?

Hagen Pfundner: In der Onkologie sind wir – wie weltweit – auch in Deutschland Marktführer. Dies zeichnet sich auch im deutschen Hospitalmarkt ab. Ca. zwei Drittel unseres Marktanteils erwirtschaften wir durch unsere onkologischen Präparate und das letzte Drittel besteht aus Produkten, die u. a. in der Virologie, Infektiologie und Rheumatologie eingesetzt werden.

Worauf führen Sie die „Unterversorgung“ von RA-Patienten mit Biologicals in Deutschland zurück? Warum hinken wir anderen Ländern hinterher?

Hagen Pfundner: Den Grund für die Zurückhaltung in Deutschland ist nach Meinung von Prof. Klaus Krüger, Internist und Rheumatologe in München, im gesundheitspolitischen Klima zu finden: Es werde über den Verordnern eine Drohkulisse aufgebaut. Das führe bei Ärzten dazu, das Biological-Rezept auch dann nicht zu zücken, wenn es eigentlich nötig wäre. Die Krankenkassen sperrten sich bisher nicht gegen Biological-Therapien bei RA: „Es gab deswegen meines Wissens bisher keinen einzigen Regress“, so Krüger. Die Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie würden akzeptiert, Ärzte bekämen bisher keine Schwierigkeiten, wenn sie sich daran hielten. Anders ist diese „Unterversorgung“ nicht zu verstehen.

Die Anzahl von Kooperationsverträgen mit Kliniken (ca. 60) und Kassen (28) sind – betrachtet an der Gesamtzahl an Kliniken und Kassen – nominell nicht sehr hoch. Wie schätzen Sie die weitere Entwicklung ein?

Hagen Pfundner: Bei den bisherigen Verträgen handelt es sich um Sonderverträge wie Cost-Sharing-Verträge (Kapitationsmodell), Pay-for-Performance-Verträge und Mehrwertverträge. Wir gehen davon aus, dass sich auf Grund bisheriger guter Entwicklungen, diese Zahlen erhöhen werden.

Gerade ist Harald zur Hausen für seine Forschungen auf dem Gebiet der Papilloma-Viren mit dem Nobel-Preis ausgezeichnet worden. Wird es in Zukunft weitere Impfstoffe gegen andere Krebsarten geben? Gibt es hier Ihrer Meinung nach Aufklärungs- und Informationsbedarf in der Bevölkerung bezüglich Impfungen?

Hagen Pfundner: Natürlich ist zu hoffen, dass es auch gegen andere Krebsarten noch Impfstoffe geben wird. Die Akzeptanz von Impfstoffen dürfte bei diesen Indikationen höher sein als sonst. Hier funktioniert die Aufklärung sehr gut.

Welche Rolle werden Krebs-Gentests in der Zukunft spielen? – Diese werden z.T. unter ethischen Gesichtspunkten kritisch betrachtet.

Hagen Pfundner: Tests dieser Art sind erst dann hilfreich, wenn darauf therapeutisch reagiert werden kann, deshalb setzt sich Roche stark mit der Personalisierten Medizin auseinander, um hier Lösungen zu finden.

Gentechnik ist kein leichtes Feld in Deutschland. Welche Ängste sind Ihrer Meinung berechtigt und welche könnten bald ausgeräumt sein?

Hagen Pfundner: Sobald der Nutzen der Gentechnik erkannt wird, wird auch die Voreingenommenheit entsprechend sinken. Entsprechend ist die rote Gentechnik durchaus gut anerkannt.

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