Gesundheitswirtschaftskongress in Hamburg: über Medizintechnik und Facility Management
29.04.2011 -
Gesundheitswirtschaftskongress in Hamburg: über Medizintechnik und Facility Management. Wie können Medizintechnik und Facility Management sinnvoll ineinander greifen? Wo sind die Schwachstellen im komplexen System Krankenhaus zu suchen? Diese grundlegende, aber dennoch oftmals unterschätzte Thematik, wurde nun beim Gesundheitswirtschaftskongress im September in Hamburg diskutiert.
Kostenüberschreitungen möglichst schnell mit dem Krankenhaus zusammen zu stoppen, führe zu „Quick Wins“, beschreibt Michael Kirchner, Geschäftsführer der Firma Zehnacker Berlin, sein Aufgabengebiet.
„Wir gehen das Facility Management im Bereich Medizintechnik von drei Ebenen an: strategisch, taktisch und operativ“, erläutert er sein ausgefeiltes Firmenkonzept. Taktisch entwickelten sie ein Projektmanagement für die Einführung und Nutzung von Managementwerkzeugen, wie z. B. in der Einführung von bestimmten Management Skills. In der operativen Ebene stehen kaufmännische, technische und infrastrukturelle Dienstleistungen im Vordergrund.
„Wir sind auch bereit, Verantwortung im Management zu übernehmen. Die Gesamtzielstellung des Krankenhauses sollte hierbei an oberster Stelle stehen“, bekräftigt Kirchner. Erstrebenswert sei eine umsatzsteuerliche Organschaft, die dazu führen solle, dass die gesamten Krankenhausbudgets im Bereich der Medizin und anderen Prozessen in diese Gesellschaft eingegeben werden. Innerhalb der Gesellschaft solle sie ein Eigenleben entwickeln, um diese Prozesse zu aktivieren.
Die heutige Situation in den Kliniken stellt er als nicht transparent dar. Als Beispiel führt er keinen Einzelfall an: „Auf die Frage, wie viel Medizintechnikgeräte in der Klinik seien, behauptet der Technikleiter, siebzig Geräte. Gefunden wurden insgesamt jedoch siebenhundert Geräte, darunter sechs schon längst ausgemusterte Geräte, für die jedoch noch Wartungsverträge liefen. Der technische Leiter verfügte über keinerlei Technik-Qualifikation und kannte weder das Medizinprodukte-Gesetz (MPG) noch die Medizinprodukte Betreiberverordnung (MPBetriebV). Die Krankenhäuser müssten dort anfangen, gemeinsam mit uns langfristige strategische Maßnahmen durchzuführen.“, resümierte Kirchner.
„Regelmäßig finden wir in den Krankenhäusern große Informationsdefizite im Bereich Medizintechnik. Oft bestehen keine klaren Instandhaltungsstrategien und Unklarheit bei den Budgets. Die Investitionsplanung ist auch meist sehr indifferent. Es herrscht keine Klarheit über die operativen Kosten-Nutzenverhältnisse. Klare Prozessbeschreibungen gibt es nicht. Der Standort der Geräte ist unbekannt und sie werden für Privatliquidationen zweckentfremdet“, so Kirchner.
„30 % der Geräte in Deutschland entsprechen nicht mehr den technischen Anforderungen“, berichtet Kirchner. „Bei einer „Halbwertzeit“ der Geräte von 10,5 Jahren müssten jährlich 1 Mio. € für Neuinvestitionen zurückgelegt werden.“ Sie analysierten die Kosten und Leistungsstruktur der Prozesse sowie Geräte nebst Datenstruktur auf Homogenität oder Heterogenität. Eine einheitliche, aufeinander abgestimmte Gerätestruktur führte zur Senkung der Instandhaltungskosten, der Kosten der Gerätemodernisierung und anderer Strukturen.
„Die Mitarbeiter sollten ihren Fähigkeiten entsprechend eingesetzt werden. Es wurde dann gesagt: ‚Man hat mich ja nie gefragt, ob ich das kann‘“, berichtet Kirchner. „Es gibt überall Prozesse, wo relativ schnell mit gesundem Menschenverstand Potentiale durch eine systematische Vorgehensweise freigelegt werden können, auch ohne nachhaltige Personaländerungsmaßnahmen.“ Die Mitarbeiter seien in ihrer Ausbildungs- und Tätigkeitsstruktur analysiert worden. Qualifizierungsmaßnahmen wurden durchgeführt oder Mitarbeiter in andere Bereiche transferiert. Eine auf einen speziellen Aufgabenzweck ausgerichtete Personalstruktur innerhalb dieser Häuser wurde entwickelt. In Outsourcing oder Fremdvergabe realisierte Tätigkeiten überprüften sie auf Eigenleistungsmöglichkeit.
Ein neues Prinzip sei die Prozesskostenrechnung mittels CAFM-System zur Steuerung und Dokumentation der Geräte. „Dieses System ist nicht nur auf Technik ausgelegt sein, sondern auf das gesamte infrastrukturelle Management.“, beschreibt Kirchner. Eine sehr gute Prozessmodulierung und -optimierung könne durchführt werden. „Prüfungsvorschriften können terminiert und richtig eingehalten werden. Diese Software gibt dem Krankenhaus hohe Transparenz und die Möglichkeit der schnellen Reaktion.“
„Mittlerweile gibt es einige Firmen, die auf dem Markt ebenfalls im Facility Management für Medizintechnik tätig sind. Sie haben etwas Transparenz in die Krankenhauslandschaft gebracht. Im Wesentlichen ist dieser Markt jedoch im Aufbau und völlig unbearbeitet“, fasst Michael Kirchner die Situation zusammen.