Medica-Preview: Trends und Innovationen in der Medizintechnik
07.05.2011 -
Medica-Preview: Trends und Innovationen in der Medizintechnik. Ausgewählte Innovationen der Anbieter von Produkten aus der Medizintechnik fasste im Oktober eine Veranstaltung für die Presse zusammen.
Zu den Top-Themen der Branche zählt die mit schnellen Schritten voranschreitende Vernetzung der Akteure im Gesundheitswesen: Die wachsende Verbreitung der Informations- und Kommunikationstechnologie – und ihr Zusammenwachsen mit Medizintechnik – spielen hierbei eine entscheidende Rolle. Neben den Vorteilen der orts- und zeitunabhängigen Verfügbarkeit für Diagnose und Therapie lassen sich digitale Informationen auch zur Prozesssteuerung einsetzen – so Hans-Peter Bursig, Geschäftsführer des Fachverbands Elektromedizinische Technik im Industrieverband ZVEI.
Die elektronische Gesundheitskarte soll – nach der Finalisierung noch offener Parameter und ihrer endgültigen Einführung – hier ihren Beitrag dazu leisten, die Prozesse zwischen den Sektoren zu rationalisieren und zu beschleunigen. Die Industrie wird vor diesem Hintergrund bereits auf der Medica zeigen, was im Sinne einer effizienten Steuerung von Behandlungsprozessen technisch möglich ist – etwa durch Lösungen zur Ausgestaltung elektronischer Patientenakten. Schon belegt eine Reihe von Projekten in der täglichen Praxis, dass eine intersektorale Zusammenarbeit von Kliniken mit zuweisenden Ärzten mittels Zugriff auf Daten aus elektronischen Patientenakten machbar ist.
Angebote von Gesundheitsakten im Internet – etwa von Google und Microsoft –, die durch den Patienten selbst gepflegt und genutzt werden können, werden wohl in Deutschland kaum auf rasche Akzeptanz stoßen: Diese Einschätzung vermittelte die Keynote zur Medica-PreView von Prof. Dr. Frank Ückert, Universitätsklinikum Münster. „Der Web 2.0-Gedanke befindet sich – bezogen auf die Interaktion von Patienten und Versorgern – hierzulande noch in der Frühphase. Und bis jetzt scheinen viele Patienten auch noch nicht den konkreten Nutzen für sich zu sehen, der sich aus der eigenen Ausgestaltung einer Gesundheitsakte ergeben könnte. Das sieht natürlich hinsichtlich der Kommunikation von professionellen Anbietern untereinander ganz anders aus“ – so Prof. Ückert in Anspielung auf die in Kliniknetzen bereits im Einsatz befindlichen elektronischen Patientenakten. Düsseldorf wird der Experte im Rahmen des Telemedizinforums Medica Media einen Überblick über die Aktivitäten in Sachen „Medizin 2.0“ geben.
Telemedizin bindet den Patienten ein
Wie ein telemedizinischer Austausch zwischen Arzt und Patienten vonstatten gehen kann, zeigte Biocomfort. „Health Manager“, das Mess- und Überwachungssystem zur persönlichen Gesundheitsvorsorge, ermöglicht es Patienten, ohne spezielle technische und medizinische Fachkenntnisse Körperparameter wie Blutdruck, Blutzucker, Herzratenvariabilität und Körperfettwerte zu ermitteln und so Langzeitrisiken für bestimmte Krankheiten abschätzbar zu machen. Die Daten werden bei Erfassung zunächst im entsprechenden Messgerät (z. B. Blutdruck- oder Blutzuckermessung) gespeichert und später automatisch via Funk auf den PC oder den Handheld des Patienten übertragen. Dort übernimmt dann eine Software die Auswertung der Daten und vermittelt dem Patienten Empfehlungen für das weitere Vorgehen. Neu ist, dass die Daten via Mobiltelefon oder DSL-Leitung an einen behandelnden Arzt übermittelt werden und in die von Gesundheitsversorgern genutzte elektronische ICW-Patientenakte LifeSensor integriert werden können. – Die Anpassung des Programms an die digitalen Akten weiterer Hersteller birgt laut dem Anbieter keine große Hürde.
Einheitliche IT-Plattform
Ein weiteres Beispiel für die Vernetzung in der Gesundheitsversorgung stellte Robert Lacroix vor. Der Geschäftsbereichsleiter Architektur und Sicherheit/Konzernbereich IT beim privaten Klinikbetreiber Asklepios präsentierte das Klinik-Konzept „Future Hospital“. Unter dem Schlagwort „One-IT“ integriert die Klinikgruppe ihre an verschiedenen Klinikstandorten aktiven medizinischen Spezialisten – mit ihren Computerarbeitsplätzen – in ein IT-Netzwerk. Auf Basis dieser standardisierten Infrastruktur können sich Ärzte ortsunabhängig mit ihren Kollegen austauschen, Diagnose und Therapie eines Patienten besprechen und digitale Röntgen- und Ultraschallbilder gemeinsam ansehen.
Kompakte „Alleskönner“
Ein weiterer Branchentrend ist die zunehmende Kompaktheit medizintechnischer Geräte bei hoher Leistungsfähigkeit. Auf der Vorjahres-Medica hatte das kleinste Ultraschallgerät der Welt – im Westentaschenformat – große Beachtung gefunden, das in jeden Notfallkoffer passt. In diesem Jahr wird eine Innovation aus dem Hause Maquet für Staunen unter den Fachleuten sorgen: Im Rahmen der Medica-PreView wurde Cardiohelp vorgestellt, die weltweit kleinste Herz-Lungen-Maschine (siehe auch Seite 20 dieser Ausgabe). Auf Grund des handlichen Formates von 50 x 26 x 30 cm kann dieses gerade einmal 10 kg leichte Gerät auch mit an Bord von Einsatzwagen und Rettungshubschraubern genommen werden. Somit kann nun Patienten, die bislang – auf Grund des Anschlusses an eine konventionelle Herz-Lungen-Maschine – als nicht transportfähig galten, geholfen werden. Das transportable System übernimmt außerhalb des Körpers die Aufgaben des menschlichen Kreislaufs und sichert die Sauerstoffversorgung aller lebenswichtigen Organe.
Besenreiser, Krampfadern und Co.
Weiteres Thema in Hamburg: Für Laien oft eher ein kosmetisches Problem, sind dies für den Mediziner sichtbare Anzeichen für krankhafte Veränderungen an den Venen. Untherapiert können sich daraus schwere Erkrankungen entwickeln. Im Rahmen der eurocom-Präsentation informierte der Kölner Venenspezialist Dr. Bernhard Bulling, warum Venenleiden zu den Volkskrankheiten zählen. Anschaulich und praxisnah demonstrierte er, wie Venenerkrankungen diagnostiziert werden und welche modernen Behandlungsmöglichkeiten es gibt. Passend dazu zeigten die Unternehmen Bauerfeind und medi Bayreuth vorab ihre Messeneuheiten, wie etwa neuartige Venenstrümpfe speziell für den Einsatz im Hochleistungssport.
Innovative Methoden, der „Volkskrankheit Schmerz“ zu begegnen, fasste Dr. Daniel Klase von der neurochirurgischen Schmerzambulanz am Uniklinikum Schleswig-Holstein zusammen. Neurostimulatoren, eingesetzt etwa zur „Spinal Cord Stimulation“, versprechen Linderung bei bislang untherapierbaren chronischen Schmerzen. Solche Neuheiten sind Teil des großen Spektrums an Angeboten, die rund 4.300 Aussteller im November nach Düsseldorf mitbringen.