Gesundheitsökonomie

Zukunft des deutschen Gesundheitswesen

04.05.2012 -

Zukunft des deutschen Gesundheitswesen. Die seit längerer Zeit geführte Diskussion über die Um- bzw.- Aus- oder besser Neugestaltung des deutschen Gesundheitswesens hat in der politischen Bestimmung einer „Gesundheitsreform“ einen vorläufigen Höhepunkt erreicht. Dabei ist gegenwärtig kaum noch auszumachen, was der tatsächlichen Ausgangssituation geschuldet ist, was vom verantwortlichen Gestaltungswillen gekennzeichnet wird oder was ungeniert ideologischen Veränderungsabsichten zuzurechnen ist. Eine Einschätzung darüber, welche Entwicklungsfaktoren und Elemente das deutsche Gesundheitswesen in den nächsten drei bis fünf Jahren bestimmen werden, ist daher sinnvoll – unbeschadet des hektischen gesundheitspolitischen und noch nicht ausgestandenen Gefechts.

Selbstverständlich kann gegenwärtig und auch zukünftig niemand eine absolut verlässliche Fixierung in der Zukunft liegender Ausprägungen abgeben. Dennoch lassen sich wesentliche Trends und Bestimmungsfaktoren und daraus resultierende Konsequenzen darstellen. Darüber gilt es nachzudenken, entsprechende Schlussfolgerungen zu ziehen und notwendige gesundheitspolitische Rahmenregelungen zu vereinbaren. Was kennzeichnet nun die zukünftige Entwicklung des deutschen Gesundheitswesens? Zusammenfassend kann von einer Strukturveränderung unter dem Titel „integrierte Versorgung“, d.h. Zusammenfassung von stationärer mit ambulanter und rehabilitativer medizinisch-pflegerischer Versorgung gesprochen werden. Als Folge dieser Strukturveränderung bilden sich regional Institutionen in privater wie auch öffentlich-rechtlicher Rechtsform für die Versorgungsleistungen heraus. Dabei wird es nicht ausbleiben, dass mehrere Institutionen in einer Region miteinander für die erfolgreiche medizinisch-pflegerische Versorgung der Patienten im Wettbewerb stehen werden. Diese regional orientierte medizinisch-pflegerische Versorgung schließt auch die Betreuung im häuslichen Bereich mit ein (home care).

Nationale Grenzen weniger bedeutend

Viele der gegenwärtig systemimmanenten Institutionen werden ihre Aufgaben und ihre Stellung im „ System“ ändern müssen oder sogar verschwinden; dafür werden teilweise neue Institutionen entstehen. Des Weiteren werden zukünftig nationale Grenzen für das Gesundheitswesen nicht mehr von ausschlaggebender Bedeutung sein; als Beispiel sei an die sich herausbildenden Europaregionen – z.B. die Region Aachen/ Maastricht – genannt. Die Patienten werden ihre Betreuung dort suchen, wo sie am medizinisch besten betreut werden oder wo das Preis/Leistungsverhältnis für die Betreuung am günstigsten ist. Auch zu beachten ist, dass europäische Vorgaben für das Gesundheitswesen und seine Ausgestaltung immer stärker greifen werden. Die unausweichlichen europäischen Angleichmechanismen im Zuge einer europaweiten Gestaltung der EU werden ihrerseits eine weitere Dynamik hin zu länderübergreifender Ausgestaltung in Gang setzen. Standardisierung und Normierung von Prozessen, Begriffen und Inhalten bestimmen das weitere Europäische Geschehen und gewinnen zunehmend an Bedeutung. Institutionen, die dies in ihren Produkten und Serviceleistungen nicht beachten, werden künftig aus dem Markt verschwinden.

Stärkere Vernetzung

Die kommunikative Vernetzung wird weiter ausgebaut und bindet alle am Gesundheitswesen beteiligten Personen wie auch Institutionen (privat oder öffentlich-rechtlich) ein. Als Folge dieser Vernetzung wird eine Vielzahl zum Teil heute nur undeutlich beschreibbarer neuer Anwendungsmöglichkeiten ermöglicht, neue Anwendungsbereiche werden entstehen und in ihrer Folge neue Märkte. Die damit einhergehende „Transparenz“ des Geschehens bedarf eines verstärkten Schutzes individueller Informationen und der Privatsphäre. Außerdem werden sich die medizinisch- pflegerischen Anwendungen immer stärker angleichen, hierdurch zunehmend europäischer/internationaler und damit auch bei jedem Leistungserbringer und -nutzer einsetzbar. Gleiches gilt auch für die ökonomischen Verfahren, z.B. zur Leistungserfassung und Abrechnung. Ihre Angleichung und Übereinstimmung lässt sie in einem immer größer werdenden Markt Europa zum Einsatz kommen. Daraus folgt, dass sich die nationalen Gesundheitsmärkte in Europa in Form und Inhalt immer stärker gegeneinander öffnen, ähneln und angleichen.

Verdrängungswettbewerb und Chancen

Diese absehbare Entwicklung bedeutet eine größere „Offenheit“ der bislang national ausgerichteten Märkte, die nun aber leistungsfähige Firmen in die Lage versetzt, immer größere Marktanteile in den verbleibenden nationalen Märkten und im europäischen Raum zu erschließen. Der Wettbewerb unter den verbleibenden Unternehmen wird – zumindest auf den enger werdenden nationalen Märkten – immer härter; ein oftmals ruinöser Verdrängungswettbewerb beginnt. Überwiegend kreative und oftmals kleine Firmen finden bei dieser Entwicklung als Zulieferer für Großunternehmen bzw. als spezialisierte Nischenanbieter für neuartige Anwendungen eine (Über-)Lebenschance. Ein wesentlicher „Bremsfaktor“ für die so beschriebene Angleichung der europäischen Gesundheitsmärkte wird für einige Jahre noch bestimmend bleiben: die gesundheitspolitische Sicherungsstruktur und die jeweils noch national gewählte sozial(-politisch) bestimmte Finanzierungsform. In Deutschland manifestiert sich dies in der kontrovers geführten Diskussion betreffen Finanzierung mittels „Kopfpauschale“ oder „Gesundheitsversicherung“. Es muss davon ausgegangen werden, dass die stetig kleiner werdenden Finanzierungsmöglichkeiten, vor allem der öffentlichen Hand und des bislang heftig verteidigten Solidarkonzeptes, drastische Änderungen auch auf diesem umkämpften sozialpolitischen Kampfgebiet erzwingen. Auch wenn die dargestellten Veränderungstrends nicht jedem gefallen werden, so markieren sie doch eine seit längerer Zeit absehbare Entwicklung.

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