Förderkonzept für Entwicklungsländer
28.10.2015 -
In den von Armut geprägten Regionen der Welt erkranken viele Menschen an übertragbaren Krankheiten, den Infektionskrankheiten. Sie stellen die häufigsten Todesursachen dar.
Bekannteste Beispiele sind HIV/AIDS, Malaria und Tuberkulose. Das Bundesforschungsministerium fördert darum Produktentwicklungspartnerschaften (PDPs). Das sind ausgesuchte internationale Non-Profit-Organisationen, die in Kooperation mit Pharmafirmen und Forschungseinrichtungen Medikamente, Impfstoffe und Diagnostika zur Bekämpfung vernachlässigter Erkrankungen entwickeln. Zu ihnen gehört die „Dengue Vaccine Initiative“ (DVI).
Die Industrienationen investieren erhebliche Mittel in Forschung, um Infektionskrankheiten, die bei ihnen auftreten, besser und schneller bekämpfen zu können. Dagegen bleiben andere Krankheiten, unter denen vor allem die Ärmsten der Welt leiden, oft außerhalb des Forschungsinteresses der Industrienationen. Sie sind für die hochentwickelten Länder wenig relevant. Ein wirtschaftlicher Anreiz für die Pharmaindustrie zur Bekämpfung dieser Krankheiten, neue Medikamente, Impfstoffe oder Diagnostika zu entwickeln besteht nicht. Diese Krankheiten werden deshalb als vernachlässigte tropische Erkrankungen bezeichnet. Dazu gehören beispielsweise das Dengue-Fieber, die Schlafkrankheit oder verschiedene Wurmkrankheiten. Aber auch andere bei uns gut behandelbare Infektionskrankheiten wie HIV/AIDS oder simple Durchfallerkrankungen sind in armutsgeprägten Gebieten oft tödlich, da die Therapie für die Patienten und ihre Familien nicht bezahlbar ist.
Aufgrund dieser Problematik tragen hoch entwickelte Länder wie Deutschland eine besondere Verantwortung. Die Vereinten Nationen formulierten bereits im Jahr 2000 acht Millennium-Entwicklungsziele mit dem übergeordneten Ziel, die Armut in der Welt zu bekämpfen. Im Lichte dieser Ziele müssen die Industrienationen verstärkt investieren, um die armutsassoziierten und vernachlässigten Erkrankungen zu erforschen und zu bekämpfen.
Für die Bundesregierung stellt sich das BMBF dieser Verantwortung und investiert verstärkt in die Erforschung von vernachlässigten und armutsassoziierten Krankheiten. Im Mai 2011 hat das BMBF sein neues Förderkonzept „Vernachlässigte und armutsassoziierte Krankheiten“ vorgestellt. In diesem Förder-konzept richtet sich das BMBF strategisch neu aus und beschreibt, wie es seine Forschungsförderung für diese Krankheiten kontinuierlich ausbauen will. So vielfältig wie die Krankheiten, so vielfältig ist auch das Angebot des Ministeriums, Forschung zum Wohle der Gesundheit von Menschen in ärmeren Ländern zu fördern.
Förderung
Seit 2011 stehen für die BMBF-Fördermaßnahme „Entwicklung von Produkten zur Prävention, Diagnose und Behandlung von vernachlässigten und armutsassoziierten Krankheiten“ 21 Mio. € zur Verfügung. Angesichts der globalen Herausforderungen soll dieses Geld fokussiert eingesetzt werden, um besonders die Kindersterblichkeit zu senken und die Gesundheit der Mütter zu verbessern. Daher fördert das Ministerium speziell die Entwicklung von Produkten für Prävention, Diagnose oder Behandlung von zwei Krankheitsgruppen: Vernachlässigten tropischen Krankheiten (beispielsweise Dengue, Chagas und Wurmerkrankungen) und Krankheiten, die Kinder aus den von Armut geprägten Ländern belastet. Zu letzteren gehören z. B. bakterielle Pneumonie/Meningitis, Durchfallerkrankungen oder Malaria.
Die vom BMBF geförderten PDPs sind:
◾ Drugs for Neglected Diseases (DNDi) mit Medikamentenentwicklungen gegen die Afrikanische Schlafkrankheit, Viszerale Leishmaniose, die Chagas Krankheit und Wurmerkrankungen.
◾ Foundation for innovative new diagnostics (FIND) mit der Entwicklung einer Diagnoseplattform für vier parasitäre Erkrankungen (Afrikanische Schlafkrankheit, Chagas, Leishmaniose und Malaria) und für Ebola-Fieber.
◾ European Vaccine Initiative (EVI) mit der Entwicklung eines Malariaimpfstoffes für Schwangere.
◾ Dengue Vaccine Initiative (DVI) zur Entwicklung eines multivalenten Impfstoffes gegen das Dengue-Virus.
Das Bundesministerium für Bildung und Forschung stärkt auch die deutsche Forschungsszene im Bereich der vernachlässigten und armutsassoziierten Erkrankungen. Gezielt werden deutsche Forschungskapazitäten auf- und ausgebaut, vor allem wurden drei neue Nachwuchsgruppen initiiert. Dabei ist in diesem Förderschwerpunkt wichtig, die Zusammenarbeit mit Partnern aus den besonders betroffenen Ländern nachhaltig auszubauen.
Mit dem Förderaufruf zur Unterstützung von „Forschungsnetzen für Gesundheitsinnovationen in Sub-Sahara“ Afrika von 2013 verstärkt das Bundesministerium zudem sein Engagement für einen gezielten Auf- und Ausbau von Forschungskapazitäten in den betroffenen Entwicklungsländern. In diesen Netzen wird erstmals auch die Forschung zu nicht-übertragbaren Krankheiten wie Krebs, Diabetes oder Herz-Kreislauferkrankungen möglich. So wird der zunehmenden Bedeutung dieser „Zivilisationskrankheiten“ für die Entwicklungs- und Schwellenländern Rechnung getragen.