Hygiene

Im Praxistest: Baumwollhandschuhe zum Unterziehen

17.11.2014 -

Fakt ist: Handschuhe schützen vor vielerlei Gefährdungen im Pflegealltag. Bei Dauernutzung bringen aber auch sie die Hände "ins Schwitzen". Empfohlen werden daher Baumwoll-Unterziehhandschuhe, die unter den eigentlichen Handschuhen getragen werden. Ist es zu umständlich und zu teuer, diese mehrfach einzusetzen? Nein, so eine neue Studie. Sie kommt zu dem Ergebnis, dass der Mehrfachgebrauch praktikabel ist.

Was war das Ziel der Studie?

Ein feuchtes Milieu in Handschuhen kann die Haut angreifen. Textile Unterziehhandschuhe schaffen Abhilfe, müssen aber in hygienesensiblen Bereichen beim Entsorgen der Untersuchungshandschuhe ebenfalls abgeworfen werden. Die Studie der Universitätsmedizin Greifswald und der BGW beleuchtet in diesem Zusammenhang, welche Logistik für eine hygienische Wiederaufbereitung nötig ist und welche Kosten dabei entstehen. Und: Wie werden die Handschuhe von den Pflegekräften angenommen?

Was wurde gemacht?

Drei Monate lang wurden Baumwoll-Unterziehhandschuhe im Stationsbetrieb einer neurologischen Frührehabilitationsstation getestet. Die Handschuhe sollten bei voraussichtlichen Tragezeiten ab 10 Minuten eingesetzt werden und bei jedem Wechsel der Untersuchungshandschuhe ebenfalls gewechselt werden. Insgesamt 18 Beschäftigte - sowohl Pflegekräfte als auch Therapeuten - dokumentierten den Gebrauch der Handschuhe und beurteilten unter anderem Tragekomfort und Tastempfinden. Außerdem wurden Standardabläufe für die Wiederaufbereitung eingerichtet: Der Abwurf der Unterziehhandschuhe erfolgte nach Größe sortiert in Wäschesäckchen, die Aufbereitung einmal wöchentlich als Krankenhauswäsche. Dabei wurden Handschuhe mit Beschädigungen oder Verschmutzungen aussortiert.

Wie wurden die Handschuhe angenommen?

Die Unterziehhandschuhe schnitten bei den Beschäftigten in allen Bereichen gut ab: Die allgemeine Akzeptanz lag bei über 95 Prozent. Während mehr als die Hälfte "ohne" stark bis sehr stark an den Händen schwitzte, gaben rund 81 Prozent an, mit den Unterziehhandschuhen wenig bis gar nicht zu schwitzen. Der Sitz wurde zum größten Teil als passgenau beurteilt, das Tragegefühl als angenehm und der zusätzliche Zeitaufwand als gering. Darüber hinaus berichteten 90 Prozent, dass die Auswirkung auf den Hautzustand aus ihrer Sicht gut bis sehr gut sei. Die meisten konnten sich vorstellen, Unterziehhandschuhe auch in Zukunft weiter zu nutzen, zumindest bei längeren Tragedauern oder geeigneten Tätigkeiten. Einige Teilnehmer wiesen darauf hin, dass es Verbesserungspotenzial bei der Bereitstellung der Unterziehhandschuhe gegeben hätte: Je näher am Patienten sie zu finden sind, desto weniger Zeitaufwand entsteht für die Beschäftigten.

Wie hoch war der Handschuhverbrauch?

Die Studienteilnehmer nutzten im Durchschnitt vier Paar Unterziehhandschuhe pro Tag. Nur selten mussten die Handschuhe vorzeitig gewechselt werden und nur wenige Exemplare wurden aufgrund von Schäden aussortiert. Die Baumwollhandschuhe hätten überwiegend auch über den Untersuchungszeitraum hinaus weitergenutzt werden können. Insgesamt war der Verbrauch deutlich niedriger als zuvor angenommen. Allerdings dauerten die Aufbereitungszyklen länger als erwartet: Im Durchschnitt wurden die Handschuhe 17 Tage nach Abwurf wieder zur Nutzung bereitgestellt.

Für welche Tätigkeiten sind die Unterziehhandschuhe geeignet?

Die Studie ergab, dass sie besonders häufig dort eingesetzt wurden, wo es weniger auf das Tastgefühl und die Feinmotorik ankam, zum Beispiel bei allgemeinen Pflegetätigkeiten, beim Umlagern oder beim Waschen. Die Unterziehhandschuhe wurden durchschnittlich knapp 30 Minuten getragen.

Welche Kosten entstanden?

Am Ende des dreimonatigen Untersuchungszeitraums waren für den Einkauf und die Aufbereitung der 687 Paar Handschuhe im Umlauf insgesamt 973,20 Euro ausgegeben worden - umgerechnet keine 50 Cent pro Anwendung und gerade mal ein Drittel des Einkaufspreises. Und die meisten Handschuhe waren zu diesem Zeitpunkt noch gebrauchsfähig - das heißt, bei weiterer Nutzung ist mit einem noch geringeren Preis zu rechnen.

Welche Ratschläge für Pflegeeinrichtungen lassen sich ableiten?

Fazit ist, dass für textile Unterziehhandschuhe im Pflegealltag eine hygienische Wiederaufbereitung notwendig und machbar ist. Die Kosten liegen deutlich niedriger als bei einmaliger Nutzung, und das bei guter Qualität.

Allerdings sind einige Erfolgskriterien zu berücksichtigen: Die Beschäftigten müssen umfassend informiert werden, wie sie die Handschuhe nutzen sollen, denn ihre Akzeptanz der Maßnahme ist entscheidend. Wichtig ist insbesondere, geeignete Einsatzbereiche zu identifizieren. Hier kommen vor allem allgemeine Pflegetätigkeiten infrage. Allerdings vermuten die Autoren der Studie, dass auch bei Tätigkeiten mit erhöhtem Bedarf an Feingefühl mit häufiger Nutzung ein Übungseffekt eintreten könnte. Dreh- und Angelpunkt ist darüber hinaus die Logistik: Wo sind die Unterziehhandschuhe hinterlegt, wo werden sie abgeworfen, wie durchlaufen sie die Aufbereitung in der Wäscherei, wann wird aussortiert und wie lange dauern diese Abläufe? Einrichtungen, die diese Fragen lösen, können vom Einsatz textiler Unterziehhandschuhe zum Mehrfachgebrauch profitieren - genauso wie die Haut der Beschäftigten.

 

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