Krankenhauskeime: Hightech-Händehygiene gegen Krankenhauskeime
02.12.2010 -
Hightech-Händehygiene zur Bekämpfung von Krankenhauskeimen: Die kontroverse Debatte über Hygienestandards in deutschen Krankenhäusern zeigt, dass innovative Wege und Lösungen erforderlich sind, die Hygiene zu verbessern. Heiner Ophardt, CEO von Ophardt Hygiene, Issum, beschreibt u.a. ein neues praxisorientiertes System, welches die Compliance bei der Händehygiene steigert.
M&K: Als Hersteller von Hygienelösungen liefern Sie einen wichtigen Teil der „Hardware" für eine medizinisch wirksame Händehygiene. Wie bewerten Sie die aktuelle Situation?
Heiner Ophardt: Hygieneexperten fordern seit langem, die Händehygiene als wirksamste Waffe gegen gefährliche Krankenhauskeime besser in den Behandlungsalltag zu integrieren. Wir kennen die Anforderungen im Behandlungsalltag sehr genau, unser ingo-man Spendersystem ist der De-facto-Standard in deutschen Krankenhäusern.
In Zukunft wollen wir Behandelnde mit unseren Lösungen noch umfassender unterstützen und zu einer nachhaltigen Händehygiene motivieren. Darauf baut auch unsere neue Entwicklung zur Verbesserung der Händehygiene-Compliance auf.
Wie sieht denn die Neuentwicklung aus?
Heiner Ophardt: Wenn man die Compliance verbessern will, muss man sich zunächst ein möglichst präzises Bild vom tatsächlichen Verhalten bei der Händehygiene im Behandlungsalltag machen. Wir statten unsere Desinfektionsmittelspender mit einer Zählfunktion aus. Erfasst wird die Entnahme des Desinfektionsmittels bei der Betätigung des Bedienhebels.
Nach diesem Prinzip arbeitet bereits jetzt unser Ophardt Hygiene Monitoring System, kurz HMS. Es besteht aus mehreren Spendersystemen mit Zählfunktion und einer dazu passenden Software-Lösung. Dieses System mit manueller Ablesung und Erfassung der Daten wird bereits in Krankenhäusern erfolgreich getestet und von Hygieneexperten empfohlen. So eröffnen wir mit geringem Aufwand die Möglichkeit, aussagekräftige Compliance-Profile zu erstellen.
Stichwort Aufwand: Müssen die Zählerstände manuell abgelesen und eingegeben werden? Zusätzliche Arbeitszeit würde bei der bestehenden Personalknappheit in Kliniken doch gar nicht zur Verfügung stehen.
Heiner Ophardt: Nein, unser neues System wird vollautomatisch arbeiten, ganz ohne Mehraufwand für die Behandelnden. Die Daten werden im Spender erfasst und per drahtloser Funkverbindung zu einem zentralen Server übertragen. Dort erfolgt die Speicherung und Auswertung durch eine Software.
Würden Sie Ihr System als nachhaltig bezeichnen?
Heiner Ophardt: Unser System arbeitet sehr ressourcenschonend, da wir auf eine zusätzliche Stromversorgung im Spender komplett verzichten. Die notwendige Energie für die Datenübertragung vom Spender zum Server wird auf mechanischem Wege durch die Betätigung des Bedienhebels während der Entnahme des Desinfektionsmittels erzeugt. Darüber hinaus gelten unsere Spender seit vielen Jahren als sehr robust und langlebig. Sowohl der elektronische als auch der mechanische Teil unserer Compliance-Lösung ist damit im besten Sinne des Wortes nachhaltig.
Die Idee, Verbrauchsdaten von Spendern automatisch zu erfassen und zentral zu speichern, ist nicht grundlegend neu. Was unterscheidet Ihr System von denen der Wettbewerber?
Heiner Ophardt: Wir bieten einen ganzheitlichen Beratungsansatz zur Verbesserung der Compliance bei der Händehygiene an, nicht „nur" ein Produkt. Unser neues WiFi-System ist dabei ein wichtiges Instrument, um das tatsächliche Verhalten bei der Händehygiene evaluieren und auf dieser Grundlage praxisorientierte Verbesserungen umsetzen zu können. Im Kern geht es darum, die nachhaltige Händehygiene besser in die vorhandenen Arbeitsabläufe einzubetten. Dafür bieten wir maßgeschneiderte, praxisorientierte Lösungen aus einer Hand.
Sie sprechen die Betreuung aus einer Hand an. Beliefern Sie die Krankenhäuser auch mit Füllgütern wie Desinfektionsmittel?
Heiner Ophardt: Nein, wir liefern ausschließlich die „Hardware", also die Spendersysteme und ein umfangreiches Zubehörprogramm. Daraus ergeben sich für unsere Kunden zwei Vorteile. Zum einen können die Anwender unserer Systeme viel Geld sparen, da sie ihre Füllgüter frei wählen können und nicht an einen Anbieter gebunden sind.
Wirtschaftlichkeitsanalysen von unabhängigen Fachleuten belegen diesen deutlichen Kostenvorteil. Zum anderen entsteht für die Krankenhäuser keine Abhängigkeit von einem einzelnen Lieferanten und seiner möglicherweise eingeschränkten Lieferfähigkeit. Das kann gerade im Falle einer Pandemie das Risiko von Lieferengpässen reduzieren.
Kommen wir abschließend nochmals auf den Nutzen für den Anwender zurück. Welchen Mehrwert hat der Anwender beziehungsweise das Krankenhaus, wenn Ihr System ein Compliance-Profil erstellt?
Heiner Ophardt: Das Krankenhaus wird in die Lage versetzt, auf Grundlage der zentral erfassten Daten sehr einfach und zugleich differenziert das Verhalten bei der Händehygiene für verschiedene Zeiträume und Örtlichkeiten auszuwerten. Gibt es Flure oder Patientenzimmer, in denen Spender besonders häufig oder selten verwendet wurden? Ist die Compliance-Rate in einer Abteilung insgesamt zu niedrig, sodass Schulungen sinnvoll erscheinen? Oder sind es nur einzelne Spender, die vielleicht aufgrund einer ungünstigen räumlichen Anbringung zu selten verwendet werden? Das komplexe System dient damit letztlich einem ganz einfachen Ziel: die Compliance bei der Händehygiene zu steigern und damit die Anzahl nosokomialer Infektionen zu senken - dauerhaft und nachvollziehbar.