Patientenschutz? App-timierbar!
Mittags-Symposium des Bode Science Center
„Die Digitalisierung geht nicht wieder weg, wie ein Schnupfen. Wir müssen uns mit ihr auseinandersetzen“, machte PD Dr. Urs-Vito Albrecht, Peter L. Reichertz Institut für Medizinische Informatik, Hannover, auf dem fünften Mittags-Symposium des Bode Science Center am 12.10.2017 in Berlin unmissverständlich klar. Nach Meinung des eHealth-Experten sind digitale Lösungen bereits allgegenwärtig und werden künftig einen unverzichtbaren Bestandteil der Patientenversorgung ausmachen. Dabei müssen neue Technologien vor allem eins: Einen nachweisbaren Mehrwert für den Patienten erbringen. In Berlin wurden gleich zwei Ansätze vorgestellt, die diese Prämisse erfüllen.
Chronisch krank aber bestmöglich versorgt – eine App als Therapie-Assistenz
Die Prävalenz chronischer Krankheiten nimmt zu: So litten 2016 rund jede zweite Frau und jeder dritte Mann in Deutschland an einer chronischen Erkrankung – Tendenz steigend.
Am Beispiel der chronisch Nierenkranken zeigt sich: Die Belastung für das Gesundheitssystem ist enorm. Nicht nur die Versorgung ist äußerst komplex und kostenintensiv – zusätzlich verursacht die nachlassende Therapietreue seitens der Patienten eine jährliche Belastung von rund 75 Mrd. €. Portable und immer präsente digitale Lösungen im App-Format könnten in Zukunft hier Abhilfe schaffen: Das MACSS-Projekt (Medical Allround-Care Service Solutions) von Prof. Dr. Klemens Budde, Charité Universitätsmedizin Berlin, richtet sich aktuell an Nierentransplantierte und soll zukünftig auch andere chronisch Kranke als persönlicher Therapie-Assistent und Kommunikationsplattform bei Therapie, Daten-Austausch und Medikation unterstützen. Als Warnsystem vor Wechselwirkungen und drohender Infektion unterstützt MACSS nicht nur den Patientenschutz, sondern entlastet auch das Gesundheitssystem: Partnerprojekte zeigen, dass die engmaschigere Behandlung Hospitalisierungen um bis zu 60% senken kann – und damit Behandlungskosten von rund 5.000 € pro Patient einspart.
eHealth für die Infektionsprävention: So können Krankenhäuser profitieren
Nicht nur chronische Erkrankungen fordern einen zunehmend hohen Tribut. Nosokomiale Infektionen, welche die häufigste Komplikation im Krankenhaus darstellen, verursachen ebenfalls hohe Zusatzkosten. Der Qualitätsbericht des AQUA-Instituts meldet: Zusätzliche Behandlungen und längere Liegezeiten kosten rund 4.000 bis 20.000 € pro Patient.
Weil ein Großteil dieser Infektionen allein durch eine bessere Händehygiene vermieden werden könnte, sieht Dr. Heide Niesalla, Leiterin des Bode Science Center, dem wissenschaftlichen Kompetenzzentrum der Paul Hartmann Gruppe, hier einen dringenden Bedarf für neue Ansätze in der Infektionsprävention: „Die Händehygiene-Compliance muss noch mehr gefordert und gefördert werden. Bei engen Zeitplänen und knappen Budgets sind hier kosteneffiziente und ressourcenschonende Mittel gefragt – eine Lücke, die eHealth-Anwendungen schließen können.“ Zwei Ansatzpunkte, um die Händehygiene-Compliance nachhaltig zu verbessern sind Schulungen und die engmaschige Kontrolle durch direkte Beobachtung – eine Methode, die die WHO als Goldstandard für das Compliance-Monitoring deklarierte. Vor diesem Hintergrund entwickelte das Bode Science Center E-Learning-Programme zur Vermittlung der korrekten Durchführung der Händehygiene im klinischen Alltag sowie digitale Anwendungen zur Compliance-Messung durch direkte Beobachtung.
Die zertifizierten E-Learning-Programme richten sich an das Pflege- und Ärztepersonal und sollen die Mitarbeiter dabei unterstützen, ihren Wissensstand flexibel aufzufrischen oder zu erweitern. Die Observe eHealth-Anwendungen zur Messung der Händehygiene-Compliance richten sich an die Hygienefachkräfte. „Die mobilen Lösungen sind flexibel und damit jederzeit einsetzbar. Nach der Beobachtung ermöglicht die Anwendung ein direktes Feedback an die Mitarbeiter – ein Vorgehen, das sich als besonders wichtig für eine Verhaltensänderung herauskristallisiert hat“, erläutert Niesalla.
„Das unmittelbare Feedback durch Observe ermöglicht unseren Mitarbeitern, ihr Händehygiene-Verhalten anzupassen“, bestätigt auch Brigitte Rüstau vom Medizin Campus Bodensee, die Observe im Rahmen eines Pilotprojektes testete. „Das Compliance-Monitoring mit seiner automatisierten Datenverarbeitung hilft uns wirklich dabei, die Beobachtung effizienter und aussagekräftiger zu gestalten“ führt die leitende Hygienefachkraft weiter aus. Als besonders hilfreich empfindet Rüstau, dass „die professionellen Auswertungsoptionen mit ihrer hohen Datenqualität auch die Chefetage überzeugen.“
Einen zusätzlichen Vorteil bietet seit kurzem die Anbindung von Observe an das HAND-KISS-Modul des Nationalen Referenzzentrums für Surveillance von nosokomialen Infektionen (NRZ). Auch die neue Verknüpfung übermittelt die Daten automatisch und minimiert so Datenverluste und Übertragungsfehler – und damit zusätzlichen Aufwand.
Quelle: Mittags-Symposium „Digitale Infektionsprävention: Mit eHealth Patienten besser schützen", Berlin, 12. Oktober, veranstaltet vom Bode Science Center, Hamburg.
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