Biomaterialbanken: Zwischen Überregelung und Wildwuchs
13.06.2014 -
Biomaterialbanken: Zwischen Überregelung und Wildwuchs. Die Telematikplattform für Medizinische Forschungsnetze (TMF) stellte Ende April im Rahmen eines Symposiums die Ergebnisse ihres umfangreichen Biomaterialbanken-Projektes vor, das Ende 2004 initiiert worden war.
„Wir brauchen Flexibilität für die probandenbasierte Forschung an Biomaterialien, müssen jedoch zugleich dafür sorgen, dass Aufbau und Betrieb von Biomaterialbanken mit den rechtlichen und ethischen Anforderungen konform sind“, betonte Priv-Doz. Dr. Michael Hummel vom Institut für Pathologie an der Charité, Campus Benjamin Franklin, der das Biomaterialbanken-Projekt leitet.
„Für die Weiterentwicklung dieses Zukunftsthemas ist es sehr wichtig, einen geeigneten Mittelweg zwischen Überregelung und Wildwuchs zu finden.“
Der Aufbau und Betrieb von Biomaterialbanken ist in Deutschland bisher nicht eindeutig geregelt. Dabei bieten Materialbanken, die Proben langfristig für medizinisch-wissenschaftliche Analysen verfügbar machen, ein großes Potential für die Klärung drängender Fragen der medizinischen Forschung.
Dies gilt besonders, wenn die Proben mit Daten zum Erkrankungsverlauf der jeweiligen Patienten zusammengeführt werden.
Durch neu entwickelte technische Möglichkeiten ist die Menge an Informationen, die aus Biomaterialproben zu gewinnen ist, in den vergangenen Jahren rasant gestiegen: Ließen sich 2001 noch rund 260.000 Informationen aus einem DNA-Chip von 1,3 x 1,3 cm Größe extrahieren, so seien es mittlerweile bis zu 6,5 Millionen Informationen auf der gleichen Fläche, so Hummel.
Parallel hierzu erforderten die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen wie das Recht auf informationelle Selbstbestimmung oder die aktuellen gesetzlichen Vorgaben zum Datenschutz eine Regelung für den Aufbau von Biomaterialbanken.
Die TMF hatte mit der Initiierung des Projektes auch auf die Forderung des Nationalen Ethikrates aus dem Jahr 2003 reagiert, den Umgang mit Biomaterialbanken in der medizinischen Forschung zu regeln.
TMF prädestiniert für Lösung der Fragen
Gerade in vernetzten medizinischen Forschungsprojekten wie dem Nationalen Genomforschungsnetz (NGFN) oder den Kompetenznetzen in der Medizin, die gemeinsam mit weiteren Verbundprojekten unter dem Dach der TMF zusammenarbeiten, werden zunehmend langfristig angelegte Biomaterialbanken aufgebaut, die auch für Forschungsfragen der Zukunft zur Verfügung stehen sollen.
„Das TMF-Biomaterialbankenprojekt ist paradigmatisch dafür, wie die Möglichkeiten der kooperativen Arbeit in der TMF genutzt werden können“, so TMF-Vorstandsmitglied Prof. Dr. Michael Krawczak, Leiter des Instituts für Medizinische Informatik und Statistik am Universitätsklinikum Schleswig- Holstein.
Themen fließen zusammen
Das Biomaterialbanken-Projekt bettet sich in die anderen Themenfelder der TMF ein und basiert auf den Ergebnissen verschiedener anderer Projekte, wie Sebastian C. Semler, wissenschaftlicher Geschäftsführer der TMF, erläuterte:
„Eine wesentliche Grundlage bilden beispielsweise die Datenschutzkonzepte der TMF oder die Checklisten zur Patienteneinwilligung, die nun um spezifische Fragestellungen im Zusammenhang mit Biomaterialbanken erweitert werden. Wir halten die Ergebnisse für sehr wichtig, um die medizinischen Forschungsverbünde in ihrer Arbeit zu unterstützen.“
Ergebnis der bisherigen Arbeiten sind unter anderem Rechtsgutachten, Datenschutzkonzepte und Musterverträge.
Um die konkrete Umsetzung der Ergebnisse in die Praxis zu erleichtern, wurden darüber hinaus Checklisten und Textvorlagen zu Patienteneinwilligungen sowie Checklisten zur Qualitätssicherung beim Probenmanagement in Biobanken erarbeitet.
Wie bereits in früheren TMF-Projekten konnten die Konzepte mit den Datenschutzbeauftragten des Bundes und der Länder abgestimmt werden.
„Der Betrieb von Biobanken und krankheitsorientierte Forschung an Biomaterialien wird damit auf eine klare und rechtlich einwandfreie Grundlage gestellt“, so Semler.
Die Ergebnisse werden im Laufe dieses Jahres in der TMF-Schriftenreihe publiziert.