IT & Kommunikation

Deutsches Gesundheitskarten-System in Bulgarien

28.12.2011 -

Deutsches Gesundheitskarten-System in Bulgarien. Der bulgarische Gesundheitsminister Radoslav Gajdarski und der Minister für Öffentliche Verwaltung und Verwaltungsreformen Nikolay Vassilev haben das Pilotsystem für die elektronische Gesundheitskarte in Bulgarien offiziell gestartet. Das System, das vom deutschen eHealth- Spezialisten InterComponentWare (ICW) zusammen mit seinen Partnern Cisco und Kontrax entwickelt wurde, wird jetzt in der Kleinstadt Slivnitza, 30 Kilometer westlich von Sofia, mit rund 1.000 Patienten getestet.

Die bulgarische Gesundheitskarte ähnelt dem für Deutschland geplanten System: Wie in deutschen Testregionen werden auch in Slivnitza Heilberufsausweise eingesetzt, um den Zugriff auf die Daten der Gesundheitskarte zu ermöglichen und elektronische Rezepte zu signieren. Im Gegensatz zu Deutschland nutzt Bulgarien aber schon jetzt die Online-Version der Karte. Der dafür notwendige sichere Datenaustausch wird – wie in Deutschland geplant – über einen Konnektor, die so genannte ICW Box, gesteuert.

Damit wird erstmals ein für Deutschland entwickeltes Gesundheitskarten- System auch im Ausland genutzt. Peter Reuschel, Vorstandsvorsitzender der ICW: „Die deutsche Gesundheitskarte hat in Verbindung mit ihren geplanten Online-Mehrwertanwendungen das Zeug zum Exportschlager. Um weitere internationale Kunden von dem System überzeugen zu können, brauchen wir aber möglichst bald größere Regionen, in denen die Gesundheitskarte online läuft.“

Nach dem Zuschlag für das Pilotprojekt im Januar wurde das System an die Besonderheiten des bulgarischen Gesundheitssystems angepasst. Zum Beispiel muss in Bulgarien nicht nur überprüft werden, ob ein Patient noch versichert ist, sondern es ist für den Arzt auch wichtig zu wissen, ob der Patient in seiner Patientenliste geführt wird. Denn nur dann darf er ihn – von Notfällen abgesehen – behandeln und erhält seine Leistungen vergütet. Außerdem mussten die bulgarischen Arzt- und Apothekensysteme über ein ICW Software Development Kit an die neue Gesundheitskarten- Infrastruktur angebunden werden, so dass die elektronischen Rezepte direkt mit den vorhandenen Programmen ausgestellt bzw. eingelöst werden können.

Dr. Eleonora Popova, Hausärztin in Slivnitza, erklärt: „Das neue eCard- System verringert unseren bürokratischen Aufwand: Die elektronischen Rezepte lassen sich schnell ausstellen, sind immer lesbar und fehlerfrei.“ Sobald der Arzt seine Diagnose und die gewünschte Medikation eingegeben hat, erstellt das System automatisch ein eRezept, das dann mit einem Heilberufsausweis und einer PIN digital signiert wird. Die eRezepte werden auf einem Hochsicherheits-Server bei der bulgarischen gesetzlichen Krankenversicherung NHIF gespeichert, wo sie über die Karte des Patienten wieder abgerufen werden können. Nach der Ausgabe des Medikaments bestätigt der Apotheker die Dispensierung mit seinem PIN-Code. Diana Dimitrova, Inhaberin einer Apotheke in der Pilotregion, berichtet: „Im Moment brauchen wir noch bis zu drei Stunden am Tag, um unsere Meldungen für die Krankenversicherung zu schreiben und zu übermitteln. Mit den elektronischen Rezepten werden diese Informationen automatisch übermittelt, sobald wir die Medikation ausgeben.“

Neben den Basis-Anwendungen eRezept und Versicherungsprüfung führt das Pilotprojekt Bulgarien auch eine sichere Kommunikationsinfrastruktur ein, die so ausgebaut werden kann, dass über persönliche Gesundheitsakten auch medizinische Informationen ausgetauscht werden können.

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