Mit Pulsuhr, Handy, Internet & Co. fit bis ins hohe Alter
Einblicke in das BMBF-Projekt „lifescience.biz“
Prävention ist ein probates Mittel, um die Gesundheit bis ins hohe Alter zu bewahren. Das Spannungsfeld präventiver Maßnahmen besteht darin, dass deren Kosten sofort anfallen, der Nutzen in Form von höherer Lebensqualität und geringeren Kosten in den Bereichen Gesundheit und Pflege sich erst sehr viel später zeigen. Im Verbundvorhaben „lifescience.biz" werden präventive Geschäftsmodelle analysiert und erprobt, um den aktuellen, aber auch künftigen Anforderungen von Markt und Kunde optimal zu genügen. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert das Projekt in der Bekanntmachung „Technologie und Dienstleistung im demografischen Wandel".
Die demografische Ausgangslage ist klar: Die Deutsche Bevölkerung wird immer älter. Länger leben bedeutet möglicherweise auch länger und schwerer krank sein. Bestimmte Erkrankungen treten auch mit zunehmendem Alter häufiger auf und führen zu steigender Inanspruchnahme medizinischer Leistungen oder gar Pflegbedürftigkeit. Eine rechtzeitige Prävention durch die Reduktion von Gesundheitsrisiken kann allerdings die Entwicklung von etlichen Erkrankungen verhindern oder zumindest hinauszögern.
Fehlende Geschäftsideen als Innovationsbarrieren?
Um Innovationen auf mikrosystemtechnologischer Basis erfolgreich auf dem Markt anbieten zu können, müssen diese um systematisch entwickelte Dienstleistungskonzepte ergänzt und in ein marktgängiges Geschäftsmodell eingebettet werden. Eine Befragung unter den Teilnehmern des 1. AAL-Zukunftskongresses 2007 ergab: Es fehlen Geschäftsmodelle für den wirtschaftlichen Betrieb der mikrosystemtechnischen Innovationen in allen Einsatzbereichen, so auch dem Gesundheits- und Wellnessmarkt. Weitere Punkte waren: mangelnde Bekanntheit von Lösungsansätzen, fehlende Standards, Interoperabilität von verschiedenen Systemen.
Ziele des Projekts „lifescience.biz"
Konkrete Ziele des Vorhabens sind die Erarbeitung von praktisch anwendbaren Konzepten im Gesundheits- und Wellnessmarkt. Der Fokus liegt dabei auf der Erhaltung und Steigerung der Selbstständigkeit von Senioren durch Prävention in der Gruppe der „Best Ager" (45-65 Jahre). Dabei sollen Dienstleistungs- und Technologieentwicklungen in einer engen Verzahnung für dienstleistungsorientierte Innovationen im Gesundheits- und Wellnessmarkt etabliert werden. Die praktische Erprobung und Evaluation der erarbeitenden Lösungskonzepte finden dann direkt mit den Anwendungspartnern statt.
Das Projekt ist mit einer Laufzeit von Dezember 2008 bis November 2011 angelegt. Die wissenschaftlichen Partner sind die Fraunhofer-Institute für Arbeitswirtschaft und Organisation (IAO) sowie für Biomedizinische Technik (IBMT), das Institut Arbeit und Technik der FH Gelsenkirchen sowie das Institut Arbeitswissenschaft und Technologiemanagement der Universität Stuttgart. Sie arbeiten mit vier Unternehmenspartnern und vier Transferpartnern zusammen.
Beispiel „Fit heute - Fit morgen"
Unter dem Titel „Fit heute - Fit morgen" startete Ende 2009 ein Pilotprojekt zur Prävention von chronischen Krankheiten im Alter. Ziel ist die Bekämpfung des Metabolischen Syndroms bei der Altersgruppe Best Ager. Die Umsetzung erfolgt in Form einer betrieblichen Gesundheitsförderungsmaßnahme (BGF), deren Ziel Gewichtsreduktion und Aktivitätssteigerung der Probanden ist. Der Ablauf der BGF gliedert sich in drei Hauptpunkte:
- Sensibilisierung für das Thema (Bauchumfang messen) und Einschreibung in die BGF,
- (betriebs-)Ärztlicher Check und Gruppeneinteilung,
- Begleitung der Teilnehmer mit verschiedenen Maßnahmen je nach Gruppe über 12 Monate.
Die Einteilung der Teilnehmer erfolgt in vier verschiedene Gruppen: Telefonbetreuungsgruppe, abc (active body control)-Gruppe, Kontrollgruppe, Ausschlussgruppe. Die Probanden aller Gruppen erhalten eine ärztliche Eingangs-, Verlaufs- und Abschlussuntersuchung. Die Teilnehmer der Telefonbetreuungsgruppe werden über 12 Monate telefonisch betreut. Sie erhalten eine Ernährungsschulung und schriftliches Schulungsmaterial. Über den gesamten Zeitraum werden sie mit einem Aktivitätssensor ausgestattet. Dieser Sensor ermöglicht es, alltägliche Bewegungen wie gehen, Rad fahren oder auch Gartenarbeit zu erfassen. Zusätzlich können Daten zur Nahrungsaufnahme eingegeben werden. Diese Daten werden ausgewertet und den Teilnehmern in den Betreuungstelefonaten zurückgespiegelt. Die Teilnehmer der abc-Programm-Gruppe erhalten eine Gruppenschulung Ernährung und werden ebenfalls für 12 Monate mit dem Aktivitätssensor ausgestattet. Einmal pro Woche erhalten sie schriftliche Feedback-Berichte. In der Kontrollgruppe wird mittels Aktivitätssensor je ein Ernährungs- und Bewegungsprotokoll am Anfang und Ende (je eine Woche) der BGF erstellt. Schriftliches Schulungsmaterial wird bereitgestellt. Personen, die die Einschlusskriterien nicht erfüllen bzw. Ausschlusskriterien aufweisen (z.B. bestimmte Vorerkrankungen), können in die BGF leider nicht aufgenommen werden. Sie erhalten eine Befundmitteilung und ein Abschlussberatungsgespräch.
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Fraunhofer IAT
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