IT & Kommunikation

TeleHealth - CeBIT 2011: Cloud Computing und Tele-Homecare

08.02.2011 -

Die TeleHealth auf der CeBIT 2011 richtet sich speziell an Vertreter aus dem Gesundheitswesen. Zwei Schwerpunkte dabei: Der Einsatz von Cloud Computing und Tele-Homecare.

Wer sich bei privaten Computernutzern umsieht, der kann nicht anders als festzustellen, dass die im Laden gekaufte Software-CD ein Auslaufprodukt zu sein scheint. Bei immer mehr Computerspielen treffen sich die Spieler gegen Monatsgebühr online mit ihren Gegnern oder Mitspielern. Ganze Textverarbeitungsprogramme können mittlerweile im Netz genutzt werden. Auf virtuellen Festplatten lagern Milliarden Fotos und Dokumente aller Art. Die Daten sind für autorisierte Nutzer von überall zugänglich. Die Kosten sind gering.

Schritt für Schritt in die Cloud

Die derzeitigen Veränderungen beim Umgang mit Computern machen auch vor Krankenhäusern nicht halt. Davon können sich die Besucher der CeBIT Hannover 2011 vom 1. bis 5. März überzeugen. Im Rahmen der TeleHealth wird der Gesundheits-IT erneut ein eigener Ausstellungsbereich gewidmet. Das Top-Thema der CeBIT lautet „Work and Life with the Cloud" und zieht sich wie ein roter Faden durch die Ausstellungsbereiche. Im Gesundheitswesen - wie anderswo im professionellen Umfeld - spricht man zwar nicht von Online-Angeboten, sondern von Cloud-Diensten, doch das Prinzip ist ähnlich: „Unter Cloud-Diensten für Krankenhäuser verstehen wir IT-Anwendungen, die ein Krankenhaus über ein Netzwerk bezieht", erläutert Dr. Klaus Juffernbruch, Director Healthcare bei Cisco IBSG.

Für das Krankenhaus ist das reizvoll: „Die Verantwortung für Funktion, Wartung und Weiterentwicklung liegt beim Dienstleister, was die IT-Abteilungen entlastet. Außerdem müssen Software und auch Hardware nicht mehr im bisherigen Umfang erworben werden", so Juffernbruch. Axel Wehmeier, Leiter des Geschäftsbereichs Vernetzte Gesundheit bei der Deutschen Telekom, sieht noch weitere Vorteile: „Mithilfe von Cloud-Lösungen können Prozesse oft deutlich effizienter abgebildet werden. Und es wird auch leichter, Daten für mobile Anwendungen zur Verfügung zu stellen."

Das Spektrum von Cloud-Anwendungen, die für ein Krankenhaus interessant sein können, ist breit: „Es beginnt meist mit Anwendungen, bei denen keine Patientendaten im Spiel sind, beispielsweise E-Mail-Systeme, Zeiterfassung oder Mitarbeiterplanung. Hier nutzen schon heute relativ viele Kliniken die Cloud", weiß Marc-Philipp Kost, Business Manager bei EMC. Das Unternehmen hat zusammen mit Cisco und VMware kürzlich eine Anbieterallianz gegründet, die Krankenhäusern den „Weg in die Wolke" mithilfe optimal abgestimmter Komponenten erleichtern soll. Der zweite Schritt in Richtung Cloud sind dann erste Fachanwendungen. „An der Universität Leipzig haben wir beispielsweise einen Cloud-basierten Disaster-Recovery-Schutz umgesetzt. Im dritten Schritt käme dann die Bereitstellung von auch klinischen Informationssystemen. Aber dort sind wir derzeit noch nicht", betont Kost.

Kommunikation und Datenanalyse könnten die Cloud voranbringen

Komplexe Infrastrukturdienste könnten sich in den nächsten Jahren durchaus zu einem Treiber für Cloud-Dienste entwickeln und dafür sorgen, dass Klinik-IT-Abteilungen vertrauter mit dem Konzept werden: „Einen Markt sehen wir beispielsweise im Bereich Highend-Videokonferenzsysteme, wie sie etwa für Tumorkonferenzen und Telekonsultationen benötig werden", so Juffernbruch.

Hier ist es derzeit Standard, dass das Krankenhaus das komplette System inklusive Hardware und Software käuflich erwirbt. Unnötig, wie Juffernbruch findet: „Im Prinzip bräuchte die Klinik für ein leistungsfähiges Telepräsenzsystem nur die Endgeräte wirklich vor Ort. Alles andere kann man über die Cloud abwickeln." Wie das aussieht, hat Cisco zusammen mit der Deutschen Telekom bei der WM in Südafrika gezeigt, wo ein Cloud-basiertes Telepräsenzsystem im Mannschaftslager Liveschaltungen nach Deutschland ermöglichte.

Auch auf dem weiten Feld der Versorgungsdatenanalyse können Cloud-basierte Dienste spannende Akzente setzen, wie eine Lösung zeigt, die Microsoft zusammen mit dem Datawarehouse-Anbieter KMS realisiert hat: „Sie bringt öffentlich zugängliche Versorgungsdaten vom Statistischen Bundesamt und von Krankenkassen zusammen mit Daten, die das jeweilige Krankenhaus generiert. So können Zuweiserströme analysiert und fundierte Konzepte für eine Verbesserung des Zuweisermarketings entworfen werden", betont Christian Köth, Leiter Healthcare bei Microsoft Deutschland.

Sicherheit hat oberste Priorität

Klar ist, dass im Gesundheitswesen bei Cloud-Projekten nicht nur die Technik, sondern auch Datenschutz und Datensicherheit eine wesentliche Rolle spielen. Cloud-Anwendungen für das Gesundheitswesen sind deswegen in der Regel sog. Private Clouds, die sich nicht oder nur unter streng kontrollierten Bedingungen öffentlicher Netze bedienen. „Bei der Verwirklichung müssen immer die spezifischen Sicherheitsanforderungen und auch beispielsweise der sozialrechtliche Rahmen berücksichtigt werden", betont Wehmeier. Vor allem wenn es um Patientendaten geht, hat die Sicherheit oberste Priorität. Die Deutsche Telekom stellt beispielsweise in ihrer T-City Friedrichshafen telemedizinische Dienstleistungen für Diabetes-Patienten, die vom dortigen Krankenhaus betreut werden, über eine Cloud zur Verfügung. Dass hier nichts ohne eine strenge Sicherheits-Policy geht, liegt auf der Hand.

Tele-Homecare auf dem Sprung in die Regelversorgung

Dass Angebote aus dem Bereiche des Tele-Homecare über eine Cloud angeboten werden, ist noch eine relativ junge Entwicklung. Tele-Homecare-Lösungen selbst sind mittlerweile dagegen fast schon alte Bekannte. Wer die TeleHealth in den vergangenen Jahren besucht hat, konnte sich von der kontinuierlichen Evolution in Richtung kleinere und zunehmend mobil nutzbare Geräte überzeugen. Auch in diesem Jahr sind Telemedizin und Tele-Homecare bei der TeleHealth wieder wichtige Themen. Eine ganze Reihe von Anbietern wird die jeweils neuesten Produktlinien vorstellen.

Interessant ist der TeleHealth-Schwerpunkt Telemedizin in diesem Jahr auch deswegen, weil sich in in diesem Bereich politisch einiges getan hat. So können Kliniken seit Anfang 2011 telemedizinische Konsultationen beim Schlaganfall regulär abrechnen, wenn sie bestimmte Voraussetzungen erfüllen. Und die ambulante Tele-Homecare-Überwachung bei Patienten mit chronischem Herzversagen ist durch die Veröffentlichung der Ergebnisse der vom Bundeswirtschaftsministerium unterstützten Studie des „Partnership for the Heart"-Konsortiums einen großen Schritt vorangekommen: „Wir haben jetzt Daten aus einer randomisiert-kontrollierten Studie, die zeigen, welche Patienten von der Fernüberwachung besonders profitieren. Für diese Risikopatienten können die Krankenkassen jetzt maßgeschneiderte Angebote entwickeln", betont Studienleiter Friedrich Köhler von der Charité Berlin.

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