IT & Kommunikation

Teleradiologie: Sparsamer Mitteleinsatz bei gleichzeitiger Qualitätssteigerung

19.09.2012 -

Investitionen in moderne Teleradiologie hilft auch in kleineren Krankenhäusern Synergien bei mehreren Standorten zu verwirklichen.

Wie können Krankenhäuser in Zeiten knapper werdender Budgets die bestmögliche Behandlung ihrer Patienten gewährleisten? Diese zentrale Frage stellen sich in Deutschland alle, die mit der stationären medizinischen Versorgung von Menschen zu tun haben - egal ob Chefärzte, Klinikgeschäftsführer, Vorstände oder Pflegedirektoren. Allzu oft wird angenommen, dass dies nur durch Sparen und mit einer schleichenden Verschlechterung der Behandlungsqualität einhergehen muss. Dass dies nicht der Fall ist, zeigen die Erfahrungen, die wir bei den Mühlenkreiskliniken (MKK) in den zurückliegenden Jahren sammeln konnten. Besonders deutlich wurde das im Bereich der Konzernradiologie.

Hohe Versorgungsqualität in ­unmittelbarer Patientennähe

Wie ließen sich in so einem Konzern, in ländlich geprägter Region, Synergien der einzelnen Standorte erzielen, ohne dabei Einbußen bei der Patientenversorgung akzeptieren zu müssen? Das ist die Frage, die uns seit Jahren beschäftigt. Telemedizin und in diesem Rahmen besonders die Teleradiologie waren und sind die entscheidenden Antworten auf diese Frage. Seit drei Jahren haben wir keine eigenständigen, dezentralen radiologischen Abteilungen mehr. An ihre Stelle ist die Konzernradiologie unter Führung der neu konzipierten Radiologie am Johannes Wesling Klinikum in Minden gerückt.

Am Anfang stehen einheitliche Standards

Voraussetzung für ein Funktionieren der Abteilung war die Ausstattung all unserer Häuser mit einem einheitlichen radiologischen Bilddatenarchiv (PACS) und einem hochmodernen, digitalen Gerätepark. An allen Standorten der MKK ist das Röntgenbildarchiv (IMPAX) in­stalliert. Mithilfe des PACS stehen dem Befunder, einem radiologischen Fach-/Oberarzt, die Bilder in digitaler Qualität zur Verfügung, egal an welchem Standort er sich gerade befindet.

Die Bilder können bearbeitet, befundet und schließlich auch zentral gespeichert werden. Die MKK und ihre Häuser verfügen über eine langjährige Erfahrung im Bereich der Teleradiologie. Bereits seit 1998 gibt es hier eine Zusammenarbeit mit den Krankenhäusern im niedersächsischen Kreis Schaumburg mit ihren Standorten in Rinteln, Bückeburg und Stadthagen. Über 3.000 CT-Untersuchungen werden damit über die Landesgrenze hinweg in Minden befundet.

Radiologische Ausstattung am MKK-Standort Rahden

In Rahden, dem Standort mit der kleinsten Niederlassung, stehen seit Ende 2011 ein 16-Zeiler-CT und ein volldigitaler konventioneller Röntgenarbeitsplatz. Dieses Gerät arbeitet in Detektortechnik, es verfügt über einen stationären und einen mobilen Detektor, der auch für Bettaufnahmen nutzbar ist. Somit sind alle Röntgenbilder in Rahden digital zu jeder Zeit im gesamten MKK-Konzern aufrufbar. In die Modernisierung der gesamten Diagnostik investierten hier die MKK im zurückliegenden Jahr insgesamt etwa 2 Mio. €. Ein Großteil der Summe stammt aus Fördermitteln des Landes NRW zum Aufbau einer Teleportalklinik.

Sonderprojekt „Vernetzung"

Beide radiologischen Arbeitsplätze in Rahden sind an das Bilddatenarchiv PACS angeschlossen. Über dieses können andere Abteilungen und Funktionseinheiten innerhalb des Hauses z. B. im OP-Saal oder auf der Station auf die Bilder zugreifen. Eine Betrachtung der Bilder ist theoretisch von jedem mit dem PACS verbundenen PC-Arbeitsplatz im ganzen Konzern möglich. Für die Befundung sind speziell ausgestattete, hochauflösende Monitore vorgesehen. Über das radiologische Bilddatenarchiv erfolgt auch die Übermittlung der Bilder in die anderen Standorte, die sog. Teleradiologie. Hier wird zum Datentransport eine Standleitung der Telekom verwendet.

Die Rahdener Teleradiologie ist nicht nur für den Notfallbetrieb nachts und am Wochenende zugelassen, sondern auch für den Betrieb rund um die Uhr an 365 Tagen des Jahres. Diese Art des Betriebes ist nur aufgrund einer Sondergenehmigung durch das Land Nordrhein-Westfalen möglich. In der Bundesrepublik gibt es nur sehr wenige vergleichbare Pilotprojekte. Die Sondergenehmigung ist zunächst auf drei Jahre befristet und kann verlängert werden.

Digitale radiologische Ausstattung

Am Johannes Wesling Klinikum Minden arbeitet die Radiologie mit einem 64-Zeiler-CT und einem 40-Zeiler-CT. Außerdem verfügen wir hier über zwei Kernspintomografen sowie über sechs weitere volldigitale Röntgenaufnahmeplätze. Im Krankenhaus Bad Oeynhausen diagnostizieren wir mithilfe eines 16-Zeiler-CT. Analoge Röntgenanlagen in den Standorten Lübbecke und Bad Oeynhausen werden mit einem Speicherfoliensystem nachdigitalisiert und stehen so ebenfalls im PACS zur Verfügung.

Vernetzte Diagnostik im ganzen Mühlenkreis

Welche neue Dimension der Diagnostik durch die Digitalisierung erreicht worden ist und welche Vorteile dies für den Patienten bietet, wird besonders am Beispiel des neuen Rahdener CT deutlich. Nicht mehr der Patient bewegt sich zum hoch spezialisierten Diagnostiker - nur die Bilder gehen über die Datenstandleitung auf eine blitzschnelle Reise.

Bei einer durchschnittlichen Untersuchung werden 250 bis 500 Bilder erstellt. Es dauert nur etwa zwei Minuten, dann sind bis zu 400 Aufnahmen über die eine Daten-Standleitung nach Lübbecke oder ins Johannes Wesling Klinikum überspielt. Aufnahmen eines kompletten menschlichen Körpers, von den Organen bis zu den Blutgefäßen, haben ein Datenvolumen von etwa drei Megabyte. Sind die Daten verschickt, begutachtet und befundet ein radiologischer Fach-/Oberarzt die Bilder in Minden. So können wir eine optimale Diagnostik gewährleisten und den behandelnden Ärzten sehr schnell die wichtigen Hinweise für die weitere Behandlung und Therapie geben. Diese Form der Teleradiologie ist ein wichtiger Baustein in der optimalen diagnostischen Versorgung der Patienten in und um Rahden.

Schonend auch für eingeschränkte Patienten

CTs der neuen Generation arbeiten ul­traschnell. Patienten müssen nicht mehr lange die Luft anhalten. So können atembewegungsunabhängige Aufnahmen gemacht werden. Ein enormer Vorteil, vor allem für Menschen mit Herzschwäche oder Menschen mit starken Bewegungseinschränkungen. Sie haben den größten Nutzen von der schnellen und unkomplizierten Diagnostik. Die MKK setzen beim Einsatz der modernsten Technik auf den Konzerngedanken.

Dies kommt vor allem dem Patienten zugute. Egal ob er in Rahden verbleibt oder in eines der anderen MKK-Häuser zur Spezialbehandlung verlegt werden muss, an jedem Standort haben die behandelnden Ärzte und Operateure über das radiologische Bilddatenarchiv Zugriff auf die einmal angefertigten Aufnahmen. Die Konzernradiologie ist damit Bindeglied zwischen Patienten und Therapeuten in den gesamten MKK.

Aufwendige und belastende Mehrfachuntersuchungen lassen sich so vermeiden. Auch gewinnen wir in Notfällen sehr viel Zeit. Synergien und moderne Techniken sinnvoll nutzen und einsetzen, das ist eine der Antworten auf die hochbrisante und aktuelle Frage, wie ein Krankenhauskonzern, wie die MKK auch künftig eine bestmögliche stationäre medizinische Versorgung in Diagnostik und Therapie gewährleisten kann und will.

Zur Vorgeschichte der Mühlenkreiskliniken

Die Mühlenkreiskliniken sind entstanden aus vier selbstständigen kom­munalen Krankenhäusern und einer orthopädischen Fachklinik im Kreis Minden-Lübbecke. Alleiniger Träger der Anstalt öffentlichen Rechts ist der Kreis Minden-Lübbecke. Heute besteht der Konzern aus dem Johannes Wesling Klinikum, einem der modernsten Krankenhäuser Europas am Standort Minden, dem Krankenhaus Lübbecke-Rahden mit zwei Standorten in den Städten ­Lübbecke und Rahden, dem Krankenhaus Bad Oeynhausen, der Auguste-Viktoria-Klinik, einem orthopädischen Fachkrankenhaus in Bad Oeynhausen und dem Medizinischen Zentrum für Seelische Gesundheit. Wir beschäftigen über 4.000 Mitarbeiter und versorgen über 200.000 Patienten pro Jahr, stationär und ambulant.

 

Kontakt

Mühlenkreiskliniken AÖR

Hans-Nolte-Straße 1
32429 Minden

+49 571 790 0

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