Dr. med. Josef van Helden im Interview: Prozess-Management und Qualität immunologischer Diagnostik
26.07.2011 -
Dr. med. Josef van Helden im Interview: Prozess-Management und Qualität immunologischer Diagnostik. Der Wettbewerb im Privatlabormarkt nimmt kontinuierlich zu. So stellt die Optimierung von Laborprozessen im niedergelassenen Laborbereich eine ständige Herausforderung dar. Die resultierende Effizienzsteigerung erhält die Wettbewerbsfähigkeit und sichert Arbeitsplätze. Vor diesem Hintergrund sprach Management & Krankenhaus mit Herrn Dr. med. Josef van Helden (Medizinisches Versorgungszentrum Labor Dr. Stein und Kollegen, Mönchengladbach) über die Bedeutung der Konsolidierung serologischer Analysen im niedergelassenen Laborinstitut.
Management & Krankenhaus: Herr Dr. van Helden, ist die moderne Labordiagnostik schon am Ende aller Prozessoptimierungen angelangt?
Dr. med. Josef van Helden: Das haben wir schon oft gedacht. Stellt man sich jedoch die Frage „Geht es nicht noch einfacher oder besser?“, finden sich doch immer wieder neue Ansatzpunkte für eine Verbesserung. Aber auch die Diagnostika-Industrie ist aufgefordert, uns mit neuen Produkten und Lösungen neue Möglichkeiten der Prozessoptimierung anzubieten.
Management & Krankenhaus: Wie strukturieren Sie derzeit innerhalb des Laborinstitutes den Arbeitsbereich der immunologischen Labormethoden?
Dr. med. Josef van Helden: Wir haben hier die Endokrinologie, Allergologie, Tumordiagnostik und die automatisierte Infektionsdiagnostik zusammengefasst. Die Hauptlast des täglichen Probenaufkommens arbeiten meine Mitarbeiter an zwei Modular Analytics Systemen ab. Die Systeme sind spiegelbildlich belegt und verarbeiten 3.000 bis 5.000 Proben am Tag, das entspricht etwa 8.000 bis 12.000 immunologischen Analysen täglich. Neben den Modular Analytics Systemen hatten wir zwei Hochdurchsatz-Analyzer für Anti-HCV und TORCH im Einsatz. In der Allergologie arbeiten wir mit drei und im Bereich der weiteren Spezialparameter mit vier kleineren Analysensystemen.
Management & Krankenhaus: Bei so viel Automation, gibt es da für Ihre Mitarbeiter noch etwas zu pipettieren?
Dr. med. Josef van Helden: Ja, natürlich! Das Labor Dr. Stein und Kollegen versteht sich als Gesamtanbieter für Labordiagnostik. Das heißt, wir bieten auch viele Spezialuntersuchungen an – und das bedeutet in vielen Fällen Handarbeit!
Management & Krankenhaus: Zur Infektionsserologie: Was war für Sie der wichtigste Grund, auch diese Analytik zu konsolidieren?
Dr. med. Josef van Helden: Allein auf die Routine-Infektionsserologie inklusive Toxoplasmose und Rubella entfallen in unserem Labor ca. 2.500 Analysen pro Tag. Das bedeutet, die separate Abarbeitung dieser Analytik nähme ein bis zwei zusätzliche Arbeitsplätze in Anspruch. Das sind Arbeitskräfte, die wir in der Spezialanalytik oder z.B. für unsere Zertifizierungen sehr viel dringender benötigen. Außerdem wird für diese Proben oft nicht nur die Infektionsserologie, sondern auch andere immunologische Laboranalytik angefordert. Durch die Konsolidierung der Infektionsserologie mit der übrigen Routine-Immunologie konnten wir die Abläufe wesentlich vereinfachen und Personal sinnvoller einsetzen.
Management & Krankenhaus: Das bedeutet Konsolidierung um jeden Preis?
Dr. med. Josef van Helden: Nein, nicht um jeden Preis. Die Qualität muss natürlich stimmen!
Management & Krankenhaus: Und wie beurteilen Sie die Qualität der Infektionsserologie?
Dr. med. Josef van Helden: Ich bin in der glücklichen Lage, viele der Elecsys Tests im Vergleich zu anderen Testsystemen aus der klinischen Evaluierung zu kennen, z. B. HBsAgII, Toxo, Rubella oder den jetzt neuen Anti-HCV-Test. Zusammen mit der Erfahrung aus der täglichen Praxis kann ich behaupten, dass im Elecsys Infektionsserologie- Sortiment einige Tests qualitativ besonders herausragen, beispielsweise Anti-HAV, HBsAg, Anti-HBs oder HBeAg. Insbesondere die hohe Sensitivität einiger Assays, wie etwa HBsAg, Toxo IgG oder Anti- HCV, sind beeindruckend. Aber auch die anderen Tests der Infektionsserologie habe ich mir bei der Umstellung natürlich genau angeschaut. Und alle Tests erfüllten die hohen Anforderungen, die ich an diese besonders sensible Analytik stelle.
Management & Krankenhaus: Sie erwähnten die Umstellung infektionsserologischer Tests. Wie beurteilen Sie in diesen Fällen die Vergleichbarkeit der Testsysteme?
Dr. med. Josef van Helden: Das ist in der Tat oft ein Problem, insbesondere bei Parametern mit geringem Anteil reaktiver und bestätigt positiver Ergebnisse. Über den üblichen Methodenvergleich mit 20 bis 50 Proben erhält man natürlich keine vernünftigen Aussagen. Die Validation solcher Tests muss an vielen Hundert Proben erfolgen. Allerdings ist eine Validation durch Serokonversions- Panels oder Analyt-Standards normalerweise nicht zu leisten. Hier sind wir auf wissenschaftliche Publikationen und Kongressbeiträge angewiesen. Aber natürlich auch auf die Zuverlässigkeit und Gründlichkeit des Herstellers – wie in diesem Fall mit Roche Diagnostics – bei der Evaluierung der Tests.