In-vitro-Allergiediagnostik
22.12.2010 -
Die in-vitro-Allergiediagnostik wurde in der Reihe „Fortschritte in der Laboratoriumsdiagnostik" des Charité Centrums für diagnostische und präventive Labormedizin in Berlin thematisiert.
Jeder vierte Deutsche ist Allergiker. Zwischen 15 bis 18 Mio. Menschen leiden an allergischem Schnupfen, hinzu kommen Nahrungsmittel- und Haustierallergiker, ca. 4% der Bevölkerung leidet unter allergischem Asthma bronchiale. Allergien haben seit ca. 60 Jahren in den Industriestaaten eine stark ansteigende Prävalenz, auch die Intensität allergischer Reaktionen und damit auch die Anzahl von Anaphylaxien, schwerer allergischer Sofortreaktionen, steigt. Neben der klinischen Differentialdiagnostik ist die Laboruntersuchung auf IgE-Antikörper inzwischen ein wichtiger Teil der Diagnose.
1968 wurden Antikörper der Immunglobulinklasse E (IgE) im Blutplasma identifiziert. Aus der Grundlagenforschung heraus haben sich seitdem verschiedene IgE-Diagnose-Systeme entwickelt. Zur Diagnostik und Therapiekontrolle von Allergien wird im Labor der Gesamt-Anteil der IgE im Serum, Plasma oder Sekreten in U/ml gemessen. Erhöhtes Gesamt-IgE korreliert mit spezifischen Allergien (Ausnahme: Nahrungsmittel-induzierte Allergien). Zudem korrelieren allerdings bestimmte Krankheiten, auch Nikotin- und Alkohol-Genuss mit einer Erhöhung des Gesamt-IgE.
Im In-vitro-Testverfahren lassen sich gegenüber bestimmten Allergenen spezifisches IgE (sIgE) identifizieren. Die Bestimmung von sIgE im Serum wird dabei der Hauttestung als gleichwertig eingestuft. Sie ist jedoch dann indiziert, wenn die Hauttestung nur schwer durchzuführen ist (wie bei Säuglingen und Kleinkindern), ein Allergen getestet wird, für das eine Hauttestung nicht verfügbar ist, der Patient durch einen Hauttest evtl. gefährdet würde (nach einem anaphylaktische Schock oder Schockfragmenten, bei hochgradiger Sensibilisierung, bei Einnahme interferierender Medikamente wie beta-Blockern oder ACE-Hemmern).
Prof. Dr. Harald Renz von der Abteilung für Klinische Chemie und Molekulare Diagnostik am Universitätsklinikum Gießen und Marburg GmbH wies allerdings in seinem Vortrag darauf hin, dass noch mehrere Zusammenhänge der IgE-Diagnostik ungeklärt seien, dass vor allem eine Standardisierung fehle, die Messungen mit den Kits der verschiedenen Hersteller noch nicht vergleichbar seien.
Allergie-Therapie
Allergien treten meist schon in der frühen Kindheit auf. Überwiegend beginnen sie mit dermatologischen Erkrankungen, in der späteren Kindheit treten Rhinitis, sog. Heuschnupfen, und Asthma auf. Allergische Auslöser sind zuerst bestimmte Nahrungsmittel (wie beispielsweise Kuhmilch, Hühnereier, Erdnüsse), erst später sind durch die Luft übertragene Auslöser im Außenbereich (vor allem Blütenpollen) und in der Wohnung (Hausstaubmilbenkot, Haare von Haustieren) die Auslöser.
Mit einer sehr frühzeitigen, spezifischen Immuntherapie, vor allem durch Impfungen, wird bei acht von zehn Patienten eine deutliche Symptomverbesserung erreicht, so Prof. Dr. Ulrich Wahn von der Klinik für Pädiatrie mit Schwerpunkt Pneumologie/Immunologie der Charité Berlin. Auch sei inzwischen eine Art „Anti-IgE" entwickelt und zugelassen worden (Omalizumab), das wirksam in schweren Fällen eingesetzt wird, dann wenn die Allergie von einer Vielzahl von Allergenen ausgelöst wird und zu schwerwiegenden Symptomen führt.